12. Juni: Desde un pueblo de vaca hasta el otro ...

Tagebuch

von  Raggiodisole

Von Portomarin nach Ligonde

Die Nacht war halbwegs erträglich, der Chor der  Schnarcher klang sehr harmonisch. Aber sie war kurz, da die ersten Speedypilger schon um halb fünf herumkrabbelten und in ihren mochilas kramten. Um sechs Uhr war dann auch für mich Schluss mit Schlafen. Ich hab mir einen Kaffee aus dem Automaten geholt und mich auf die Bank vor der Herberge gesetzt und hab den Sternenhimmel betrachtet. Nach und nach verließen die ersten Pilger das Haus. Eine davon war eine Belgierin, die den Weg von zuhause mit einer Vespa fährt.
Mit der ersten Helle des Tages kam auch der Nebel, aber das waren wir ja schon gewohnt. Um sieben Uhr hab ich Lukas geweckt und wir haben unsere Rucksäcke gepackt und uns ein gutes Frühstück in der Bar geholt, bevor wir losgezogen sind.1,7 km bergauf legt sich der Nebel auf meine Bronchien und ich muss zu meinem Notfallmedikament greifen und das Tempo drosseln. Lukas geht sein Tempo weiter, er ist schon ein alter Hase und hat mittlerweile auch schon ein Gespür dafür entwickelt, wann es für ihn Zeit wird, eine Pause einzulegen und auf seine alte Mutter zu warten. So machen wir ab und an eine kleine Rast und treffen auch Ingrid und Uwe immer wieder.
Der Kilometerstein 78,1 bietet sich als Rastplatz an. Ich kann mich nicht erinnern, dass der voriges Jahr auch schon da war. Aber ich hatte ja auch erfolgreich aus meinem Gedächtnis gestrichen, wie hügelig Galicien eigentlich ist und wie oft es dann doch noch relativ heftig bergauf und bergab geht. Aber egal, dort hat Lukas auf mich gewartet und sich mit einer Frau unterhalten, die aus Purbach kommt, einem Dorf ganz in unserer Nähe. Die Welt ist klein!
Etappenziel ist heute Ligonde, ca. einen Kilometer vor Airexe, wo wir im Herbst Quartier bezogen hatten. Die Erinnerung daran, an unser Schnaps trinkendes Schnarcherburli und die wasserlose Dusche haben mich dazu bewogen, diese Herberge zu meiden. Und den einen Kilometer hängen wir morgen locker dran.
Das Albergue ist sehr schön, ein großer Raum mit 10 Stockbetten, einem Aufenthaltsraum mit Küche und der Möglichkeit, die Wäsche zu waschen. Das tun wir auch, nachdem Ingrid und Uwe angekommen sind. Während wir Frauen die Wäsche aufhängen, bereitet Uwe uns Kaffee zu und dann lösen wir gemeinsam Kreuzworträtsel.
Ligonde ist ein Kuhdorf, fast so wie Pereje. Keine Bar, kein Restaurant und keine Tienda. Aber es gibt in der Nähe ein neues Restaurant, ziemlich genau zwischen Ligonde und Airexe. Dorthin gehen wir gemeinsam zum Abendessen. Die Wirtsleute sind sehr bemüht und das Essen schmeckt hervorragend. Wir sind die einzigen Gäste und auch in der Herberge war dann nur noch ein Spanier, der aber schon schlief, als wir zurück kamen.
Ich weiß nicht warum nicht mehr Pilger in den städtischen Herbergen übernachten. Sie sind wirklich viel besser als ihr Ruf. Aber wer weiß, vielleicht kann man ja aus dem heutigen Tagesspruch eine Antwort herauslesen.

Lo que para una oruga
es el fin del mundo,
para el maestro es una mariposa.


Anmerkung von Raggiodisole:

.... von einem Kuhdorf zum anderen ...

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