Ich war über sie hinweg. Ich hatte sie über die Jahre endlich vergessen, dass ich im StudiVZ, einer großen Internetplattform, wo sich Studenten und auch immer mehr Nicht-Studenten registrieren, nach ihr suchte, war bloße Neugier. Heutzutage findet man fast jeden dort und ich wollte auch mal wissen, wie es ihr geht, was sie so macht. Tatsächlich war sie dort auch registriert, so schrieb ich sie an, eben weil ich wissen wollte, wie es ihr so geht. Immerhin hatten wir uns inzwischen sechs Jahre nicht mehr gesehen. Vielleicht würde sie ja zurück schreiben, was ich hoffte und wir konnten vielleicht eine Freundschaft beginnen.
Ich war froh, ein paar Tage später von ihr eine Nachricht zu erhalten, dass sie sich freue von mir zu hören. Es war richtig angenehm nach all der langen Zeit wieder ganz ohne Hintergedanken mit ihr zu schreiben. Leider wohnte sie nicht mehr in ihrem Heimatort, so dass es nur bei einer Brieffreundschaft bleiben konnte. Aber zu Weihnachten wollte sie ihre Familie besuchen, was auch für uns eine Möglichkeit für ein Wiedersehen war.
Wir fielen uns in die Arme als wir uns trafen. So viel Zeit war vergangen, es tat gut, sie wiederzusehen. So schön das Wiedersehen auch begann, leider hielt die Freude nicht lange an.
In der Bar, in die wir gegangen waren, fing sie nach einigen Minuten ein Gespräch mit einem Typ an und ich war plötzlich Luft für sie. Als es mir zu bunt wurde, verließ ich verärgert die Bar, ohne mich zu verabschieden, wahrscheinlich merkte sie es eh nicht.
Wütend und gekränkt wanderte ich durch die Straßen zu meinem Unglück würde auch erst in einer Stunde wieder eine Bahn fahren.
„Norman!“, hörte ich plötzlich ihre Stimme hinter mir. Ich drehte mich um.
„Was sollte das denn? Wieso bist du einfach abgehauen?“, fragte sie und sah mich ein wenig verärgert und gleichzeitig verwirrt an.
„Du warst doch beschäftigt, was sollte ich mich da langweilen, da konnte ich auch gehen“, erwiderte ich stur.
„Aber du musst doch da nicht gleich gehen und dann auch noch ohne was zu sagen. Was ist denn los mit dir?“, fragte sie.
„Weißt du?“, fing ich nach kurzem Zögern an. „Ich dachte, ich würde nichts mehr für dich empfinden nach den ganzen Jahren. Vorhin ist mir klar geworden, dass es doch nicht so ist und dass ich immer noch für dich empfinde und wahrscheinlich die ganzen sechs Jahre nie weg über dich war, es nur nicht gemerkt hatte.“
Wie dumm konnte ich nur gewesen sein, was längst begraben war, wieder auszugraben. Warum musste ich auch nur nach ihr suchen, wenn ich doch längst glücklich geworden war. Ich hätte es doch wissen müssen, dass sich alles wieder wiederholen würde. Eigentlich wusste ich es auch, leider war ich nur zu dumm im Herz.