Schlenski grinst
Kurzprosa zum Thema Alltag
von tueichler
Schlenski hatte das Gefühl, endlich wieder völlig entschleunigt und mit dem richtigen Blick für die wichtigen Dinge ausgestattet zu sein. Er hat inzwischen einen neuen Job in einer kleineren Firma mit einem kleineren Gehalt in einer kleineren Stadt. Nach 17:00 Uhr hat er wieder Zeit Tennis zu spielen, er kann sich auf Deutsch unterhalten und seine Kollegen sind alle aus der Region und äußerst wenig darauf erpicht, große Reisen zu unternehmen.
Schlenskis Firma 'macht in erneuerbare Energien'. So sagt man wohl heute. Aber eigentlich verkauft, installiert und wartet die Firma Geothermieheizungen. Alles ganz bodenständig. Er kennt mittlerweile jeden Häuslebauer in der näheren Umgebung, mit einigen ist er im Verein und den Rest sieht er spätestens beim Einkaufen. Heile Welt. Klar gibt's hier auch mal Stress, aber dann ist es auch wieder vorbei. Es werden Erfolge gefeiert und keiner wird dafür abgestraft, dass die Erfolge nicht noch größer sind.
Der Chef ist einer von hier und den kennt man. Nicht so ein anonymer Schlipsträger, der nach 2 Jahren mit einer fetten Abfindung die nächste Firma in den Ruin zu treiben vaesucht. Kürzlich ist ein Absolvent eingestellt worden. Marketing. Er soll den Verkauf ankurbeln und den Chef auf Messen unterstützen. Das erste, was auffiel war, dass der junge Mann von der Uni scheinbar den Verlust seiner Muttersprache zu beklagen hatte. Seine 'position', so sagte er in einer der ersten Besprechungen, würde den 'turnaround' ankurbeln und 'by any chance' das 'off-shore business leveragen'. Man bräuchte in der Firma auch 'blogs', damit der 'information flow' in Gang kommt. Außerdem müsste man intensiver über die 'year-to-date' Zahlen nachdenken, damit der Marketing 'budget' die 'objectives' träfe.
Jetzt kam Schlenski auf den Plan. Die ketzerische Frage, wo der junge Mann denn diese Ideen herbekommen hätte, beantwortete dieser damit, dass jeder Bachelor so was schon nach dem ersten Semester BWL weiß.
Schlenski nickte nachdenklich und - dachte wirklich nach. Sollte dieser Lackaffe doch mal auf die Eigenheimbauer losgelassen werden und seine geschwollenen Reden dort halten. Es kam zur Messe. Rheinland-Pfalz Ausstellung, genauer gesagt. Hier treffen sich Firmen und Verbraucher, der junge Mann war am Stand. Ein paar Mal versuchte er sein überaus unverständliches Denglisch an den Mann zu bringen - die Leute gingen nur kopfschüttelnd davon. Technisch hatte er leider nicht so viel drauf, aber dafür hatte er ja seinen Chef.
Am Abend des ersten Tages passierte dann das Unvermeidliche. Ein Amerikaner, die hier stationiert war, brauchte eine Heizung. Er sprach unsere Sprache zwar ausreichend, nicht aber was Heizungen betrifft. Offensichtlich hatte der Amerikaner einige Brocken seiner Sprache aus dem Kauderwelsch des jungen Marketing Spezialisten vernommen, war deshalb am Stand hängengeblieben und sprach den jungen Mann nun auf Englisch an. Sich seiner Unzulänglichkeit bezüglich der englischen Sprache und des technischen Verständnisses bewusst werdend, ergriff er Hals-Über-Kopf die Flucht. Sollten doch andere so einen Scheiß-Job machen, er konnte da ganz anders, Gaanz Anders!
Als weiterer Standbetreuer widmete sich Schlenski nun dem potentiellen Kunden. Mit wenigen, einfachen Worten konnte man sich teils auf Deutsch, teils auf Englisch unterhalten und einen Termin vereinbaren. Seine Frau, sagte der Amerikaner zu Schlenski, spreche auch besser Deutsch, sie sei ja Lehrerin an der Grundschule im Ort. Es stellte sich heraus, sie war die Lieblingslehrerein von Schlenskis Tochter. So klein ist die Welt.
Der Marketing Spezialist, so erfuhr Schlenski später, hat einen Job in einer Bank angenommen und verkauft dort Wertpapiere. Jedenfalls war das Schlenskis Stand im Sommer 2008. Wer weiß...
Schlenskis Firma 'macht in erneuerbare Energien'. So sagt man wohl heute. Aber eigentlich verkauft, installiert und wartet die Firma Geothermieheizungen. Alles ganz bodenständig. Er kennt mittlerweile jeden Häuslebauer in der näheren Umgebung, mit einigen ist er im Verein und den Rest sieht er spätestens beim Einkaufen. Heile Welt. Klar gibt's hier auch mal Stress, aber dann ist es auch wieder vorbei. Es werden Erfolge gefeiert und keiner wird dafür abgestraft, dass die Erfolge nicht noch größer sind.
Der Chef ist einer von hier und den kennt man. Nicht so ein anonymer Schlipsträger, der nach 2 Jahren mit einer fetten Abfindung die nächste Firma in den Ruin zu treiben vaesucht. Kürzlich ist ein Absolvent eingestellt worden. Marketing. Er soll den Verkauf ankurbeln und den Chef auf Messen unterstützen. Das erste, was auffiel war, dass der junge Mann von der Uni scheinbar den Verlust seiner Muttersprache zu beklagen hatte. Seine 'position', so sagte er in einer der ersten Besprechungen, würde den 'turnaround' ankurbeln und 'by any chance' das 'off-shore business leveragen'. Man bräuchte in der Firma auch 'blogs', damit der 'information flow' in Gang kommt. Außerdem müsste man intensiver über die 'year-to-date' Zahlen nachdenken, damit der Marketing 'budget' die 'objectives' träfe.
Jetzt kam Schlenski auf den Plan. Die ketzerische Frage, wo der junge Mann denn diese Ideen herbekommen hätte, beantwortete dieser damit, dass jeder Bachelor so was schon nach dem ersten Semester BWL weiß.
Schlenski nickte nachdenklich und - dachte wirklich nach. Sollte dieser Lackaffe doch mal auf die Eigenheimbauer losgelassen werden und seine geschwollenen Reden dort halten. Es kam zur Messe. Rheinland-Pfalz Ausstellung, genauer gesagt. Hier treffen sich Firmen und Verbraucher, der junge Mann war am Stand. Ein paar Mal versuchte er sein überaus unverständliches Denglisch an den Mann zu bringen - die Leute gingen nur kopfschüttelnd davon. Technisch hatte er leider nicht so viel drauf, aber dafür hatte er ja seinen Chef.
Am Abend des ersten Tages passierte dann das Unvermeidliche. Ein Amerikaner, die hier stationiert war, brauchte eine Heizung. Er sprach unsere Sprache zwar ausreichend, nicht aber was Heizungen betrifft. Offensichtlich hatte der Amerikaner einige Brocken seiner Sprache aus dem Kauderwelsch des jungen Marketing Spezialisten vernommen, war deshalb am Stand hängengeblieben und sprach den jungen Mann nun auf Englisch an. Sich seiner Unzulänglichkeit bezüglich der englischen Sprache und des technischen Verständnisses bewusst werdend, ergriff er Hals-Über-Kopf die Flucht. Sollten doch andere so einen Scheiß-Job machen, er konnte da ganz anders, Gaanz Anders!
Als weiterer Standbetreuer widmete sich Schlenski nun dem potentiellen Kunden. Mit wenigen, einfachen Worten konnte man sich teils auf Deutsch, teils auf Englisch unterhalten und einen Termin vereinbaren. Seine Frau, sagte der Amerikaner zu Schlenski, spreche auch besser Deutsch, sie sei ja Lehrerin an der Grundschule im Ort. Es stellte sich heraus, sie war die Lieblingslehrerein von Schlenskis Tochter. So klein ist die Welt.
Der Marketing Spezialist, so erfuhr Schlenski später, hat einen Job in einer Bank angenommen und verkauft dort Wertpapiere. Jedenfalls war das Schlenskis Stand im Sommer 2008. Wer weiß...