Klagelied eines Angestellten (oder irgend ein anderer Titel)

Gedicht zum Thema Alltag

von  tueichler

Wenn's mal wieder dringend wird, die Woche neu zu starten,
wenn du denkst es wär grad recht, mit Montag noch zu warten,
wenn das letzte Wochenende noch nicht ganz verklungen,
wenn vom letzten Samstag noch Dein Kopf so ganz durchdrungen,

dann, mein Freund, bist du wohl reif, es anders anzugehen.
Dann solltest Du, wie ich's begreif, die Welt ganz anders sehen.
Dann, den Blick ganz neu geschärft, in kaltes Wasser springen!
Dann hör't ich Dich schon meilenweit von neuen Ufern singen!

Nun klagt der alltagsmüde Tor mit rot geheulten Augen.
Nun greint er, dessen Tage nur zum Wiederholen taugen!
GebrauchteTage angedreht, der Griff ging wohl daneben!

Es bleibt, wie's ist, wie immer man es wendet.
Es ist zu spät und endlich ganz und gar verschwendet,
Das ganze schön geplante, ordentliche Leben!


Anmerkung von tueichler:

... ich geh wohl bald heim ....

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Kommentare zu diesem Text


 Lala (19.07.10)
Hallo tueichler,

wenn dann – if then else?

Wenn's mal wieder dringend wird, die Woche neu zu starten,
wenn du denkst es wär grad recht, mit Montag noch zu warten,
wenn das letzte Wochenende noch nicht ganz verklungen,
wenn vom letzten Samstag noch Dein Kopf so ganz durchdrungen,

Das Sonett ist mir zu sehr in ein Korsett gedrückt. Die zweite Zeile finde ich mit dem stets zu Eingang wiederholten „wenn“ grausam. So z. B., fände ich S1Z2:

und du denkst es wär grad recht, mit Montag noch zu warten,

viel eher pointiert und wiitzig., Das setzt sich fort in Z3

denn das letzte Wochenende ist nicht ganz verklungen,

und z4:

weil vom letzten Samstag, ist der Kopf noch voll durchdrungen

Die zwanghafte Wiederholung des „Wenn“ am Zeilenanfang, um formal dem eigenen Anspruch zu genügen, stört mich mehr mehr, als das er mir hilft. Auch wenn ich in Rechnung stellen würde, dass dieses Quartett und dessen Scheitern, als zwanghaftes Montagsein und sinnloses Müssen interpretiert werden muss. Dazu klappt es mir semantisch im Vergleich zum „Wenn“ zu gut, mit dem „dann“ im folgenden Quartett. Zumal es auch keinen formalen Zwang, Wecker oder Weckzeiten gibt, jede Zeile mit „Wenn“ oder „dann“zu beginnnen. Auf sowas, das nur am Rande, kann doch nur ein Programmierer kommen, der in üblen Syntaxzwängen steckt?

Es bleibt, wie's ist, wie immer man es wendet.
Es ist zu spät und endlich ganz und gar verschwendet,
Das ganze schön geplante, ordentliche Leben!

Das abschließende Terzett, finde ich exemplarisch, denn die Wortwiederholungen (ganz) wie auch die Füllwörter – nicht das ich das nicht selbst auch mache, wenn ich schreibe – aber sie sind eben Hinweis auf Frickelkram oder Füllsel. In einem Gedicht fällt das m. E. noch mehr auf, als in einem Prosatext. Aber auch positiv exemplarisch, weil ich die Idee nicht schlecht finde. Nur eben suboptimal umgesetzt.

Heute ist Montag, nicht?

Zeit es anders anzugehen ;)

Gruß

Lala

 tueichler meinte dazu am 19.07.10:
Hallo Lala,

erstmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Dazu muß ich sagen, dass nach etwa 8 Stunden Streß ich mir keine Gedanken mache, wie ich einen momentanen, aus der Situation entsandenen Gedanken stilistisch aufmöbele. Ich hab da eben nur 3 Minuten Zeit oder so aufgewendet. Aber macht nix, Mir war so, Dir ist nicht so. Und bis auf wenige Ausnahmen ändere ich im Nachhinein auch nix, weil mir das der Mühe nicht Wert scheint. Vielleich kommt mal wieder ein anderes Sonett, das wird dann vielleicht aders, oder auch nicht.
Jedenfalls ist dieses genau so, wie mein Tag war. Und solche Tage sind eben auch nicht immer rund und schön und ohne Kröten. Das muß der Leser eben ashalten oder auch nicht.
Zum guten Schluß hätte ich Dich aber dann doch gern noch korrigiert, ich bin natürlich kein Programmierer. Der kleine aber feine Unterschied vom IT Architekten zum Programmierer ist es wert, mal erforscht zu werden. Und bzgl. Syntaxzwänge - Na und!

Gruß,

Tom ;)

 Lala antwortete darauf am 19.07.10:
Hallo tueichler,

geht klar. Heute dies, morgen das. Aber so kommentiere ich ja auch. Ob nach 16 Stunden Streß, oder 34. Oder egal wie? Egal: geschrieben ist geschrieben, Code ist Code, Plan ist Plan, Statik Statik, die Farbe 9005 ist im Rittal Universum Ral 9005 und wiedergeholen, ist gestohlen. Gilt für Dich und für mich. Ätsch. Aber sei's drum. Aber die Kröte, die Kröte ist ein Extra-Lala für Sonic-Lala.

Gruß
Lala

PS: Der IT Artchitekt hält sich Programmierer wie Juristen, kann aber die Sprache der Eingeborenen sprechen.

 tueichler schrieb daraufhin am 19.07.10:
Gar nicht masl so schlecht, die Beschreibung. Aber das Wesentliche ist, der Programmierer bekommt den Handlungsrahmen, das Spielzeug und die Spielzüge erklärt, der ITA braucht die Kreativität zu entscheiden, ob er sich "Programmierer und Juristen halten" will, kann, soll und darf und ist deshalb weit freier in seiner Entscheidung.
Graeculus (69)
(26.07.15)
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