Kopf-Herz-los

Text zum Thema Angst

von  ZornDerFinsternis

...,
wenn eine Tür vor dir zufällt, wird irgendwo anders eine aufgemacht. Wenn ein Lebenslicht verlischt,
strahlt ein neuer, kleiner Stern, irgendwo am finsteren Himmelszelt auf uns herab.
Schmerzen kann man mit Alkohol, Tabletten, Kippen, Selbstverletzung und Therapien bekämpfen.
Kann man wirklich? Vergessen zumindest, lässt dich vieles nicht so einfach. Deine riesigen, dunklen
Augen durchbohren mich noch immer jede Nacht. Dein kalter Schweiß tropft auf meinen kalten, nackten
Körper. Die Schreie verstummen unter deiner Hand, die sich fest auf meinen Mund presst. Und irgendwo,
ging irgendwas in dem Moment, in mir zu Bruch. Die Seele hat sich klammheimlich aus mir davongeschlichen
und nur die schmerzliche, leblose Hülle eines 15 Jahre alten Mädchens, zurückgelassen. Es sind viele Jahre vergangen.
Aber vergessen, konnte ich bis heute nicht. Es jagen mich die selben Bilder. Die selben, eiskalten Hände. Dein Geschrei.
Deine unbändige Wut und deine strenge Hand. Jede einzelne Faser meines Herzens ist von Gift, Hass und Schmerz durchzogen.
Du hast immer noch diese unsagbare Macht über mich, obwohl du längst fort bist. Dein fester, herzloser Griff, hält mich immer noch
still zurück. Dein Blick allein, reicht, um mich schweigen zu lassen. Die Augen vor der Vergangenheit zu schließen, ist witzlos - sie
holt mich doch immer wieder ein. Langsam füllen sich die Arme mit Narben, Schnitten. Löchern... Ich habe aufgehört zu zählen. Habe aufgehört, zu versuchen, dein Gesicht aus meinem Kopf zu drängen. Bisweilen habe ich diesen Kampf, jeden Tag aufs Neue, verloren. Ich habe einen Mund, um zu sprechen. Das hast du mehr oder weniger zu mir gesagt, eher geschrien, als ich sagte, wie weh du mir getan hast. Das ist so typisch für dich gewesen. Du hast nie ertragen, wenn du Unrecht hattest. Du konntest keine Fehler machen, dazu warst du ja zu "perfekt". Es ist meine Schuld, wenn du mich schlägst. Meine Schuld, wenn du dich nackt auf meinen Körper presst. Ich zittere und weine. Versuche dich anzuflehen mich loszulassen. Ja, es ist meine Schuld, dass deine Hand auf meinem Mund, mich zum Schweigen zwang. Meine Schuld, dass dieses Leben keines mehr ist. Und es ist ebenso meine Schuld, wenn ich morgen nicht mehr aufwachen und leiden muss. Diese Schuld, trage ich gerne.

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Kommentare zu diesem Text


 Ginkgoblatt (21.11.09)
Ich habe eine Gänsehaut bei diesem Text bekommen. Nein! Es ist nicht deine Schuld! Ich weiß, dass du mir das nicht glaubst, aber so ist es. Es tut weh, diese Zeilen zu lesen, weil man sich so klein und hilflos fühlt. Ich kann deinen Schmerz nicht nachvollziehen, aber ich stelle in mir schrecklich-niederdrückend vor und ich hoffe, dass es dir nicht den Atem kostet. KG Coline
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