Ohne dich, wird die Welt nie mehr im violetten Duft des Frühlings erwachen...

Text zum Thema Angst

von  ZornDerFinsternis

Phobie, dieses Wort hat eine ziemlich simple Bedeutung und doch, habe ich eine halbe Ewigkeit,
beinahe mein ganzes "Leben" gebraucht, um zu erkennen, was es mir sagen will.
Diese Angst, zu versagen. Verlassen, verletzt, geschlagen, ausgenutzt, verspottet zu werden,
begeleitete mich Jahrzente lang.
Habe versucht, sie hinter mir zurückzulassen. Habe das Licht in meiner stillezährenden Einsamkeit
erstickt, damit diese Ängste nicht weiter wuchern können.
Auch, wenn das bedeutet hat, dass ihr Ende mit dem meinem einherginge.
Ich habe einen Ausweg aus all diesen leeren Traumverließen gesucht. In jeder meiner Tränen,
nach einem überlebenden Hoffnungsschimmer gesucht, den ich doch nur tot auffinden konnte.
Im tiefsten Wald, zu tiefster Nacht, bin ich umhergeirrt. Habe deinen Namen in den Nebel gemalt.
Dein Herz im faulen Holz, der morschen Bäume, langsam schlagen hören. Meine Finger gruben sich
in das kalte Holz, sehnten sich danach, einmal noch über deine zarte Haut zu fahren, und die Tränen
aus deinem zauberhaften Antlitz zu wischen. Der Wind streichelt dein sprödes, kräusiliges Haar.
Das Frühjahr ist vergangen. Dein Blätterdach ist müde und kraftlos. Ebenso bin ich es. Der Kopf
hängt dem Grunde entgegen. Jeder Schritt ist eine so unglaubliche Qual. Jeder weitere Atemzug so belastend
und ausweglos. Selbst hier, bin ich allein. Die Träume, in denen wir einstmals Zuflucht gesucht hatten,
sind tot. In winzige Scherben zerfallen. Genauso wortlos und stumm zerborsten, wie unsere Herzen,
die im Einklang des Windes die Freiheit gesucht hatten.
Am Himmel ruht eine Herde schwarzer Schafe. Zwischen ihnen gibt es keinen Lichtblick; keinen Riss in der
Wolckendecke.
Wie viele Jahre haben wir uns danach verzehrt, eines dieser vielen, wolligen, kleinen Gebilde am Himmel zu sein.
Wie oft, davon geträumt, so leicht und unbeschwert durch die Endlosigkeit zu treiben. Einfach fortziehen,
wann immer der Himmel uns, auf den Kopf zu fallen, droht.
Ich vermisse dich. Das leichte Lächeln auf deinen sanften Lippen. Diese sinnliche Melodie, die einem jegliche Alltagsängste nehmen konnte.
Es bleibt unerträglich still hier unten, in diesem leblosen, widerwertigen Auf und Ab.
Ich sehne mich zurück. An den Platz, an deiner Seite.
Die Angst, werde ich hinter mir zurücklassen. Ich werde keinen Grund mehr haben, sie weiter mit mir zu nehmen.
Wenn ich erstmal tot bin, gibt es nichts, was ich noch fürchten müsste.
Ohne dich, wird die Welt nie mehr im violetten Duft des Frühlings erwachen...

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (20.03.10)
Es ist ein beklemmend trauriger Text, der von tiefer Verletztheit, Einsamkeit und von einer Angst spricht, die nicht aufgelöst werden kann.
Ich wünschte, diese Gefühle müssten für einen Menschen nicht sein.
LG
tulpenrot

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 20.03.10:
Vielen Dank für deine rührenden und kraftschöpfenden Zeilen, Liebes.
Ich schicke dir eine große Hand Frühlingsblumen in dein Wochenende.
Anni

 Dieter Wal (21.03.10)
Liebe Anni,

wenn das prosaische Ich zu Toten spricht, fühl ich mich als Leser wie ein Leserzombi, der zur Mittagspause sein Zuckerrohrmesser aus der Hand legt und seinen Zombi-Kumpel anhaut: "Hey, kommste mit? Geh einen ZdF-Text lesen. Freitags schreibt sie für uns Jungs! Danach gehen wir auf ne Zombi-Party!"

Bevor ich nicht selber in der Scheiße saß, hätte ich nie gedacht, wie deprimierend gerade der feingeistige Novalis auf mich wirken könnte. Las letzten Sommer wieder seine Hymnen an die Nacht und legte dann das Buch schnell ins Regal zurück, weil sie unheimlich deprimierend wirkten. Dein trauriger Text zieht jetzt nicht ernsthaft runter. Mir gehts auch wieder gut. Er ist in dieser Form nicht einer deiner besten, sondern sprachlich noch etwas unausgereift (Z.B. "stillezährenden Einsamkeit" statt "Einsamkeit"). Dafür wie immer bei deinen Texten enthält auch er elementare Bilder, die in deinen Texten meistens stärkere Konturen erlangen und als Metaphern glänzen. Sprachlich bist du einfach klasse.

Als lebendiger Leser einen Monolog an einen Verstorbenen zu verdauen, ist, naja, sagen wir mal, Geschmackssache. Was ich in dem Text wesentlich vornehmer ausgedrückt finde: Die Kacke ist am Dampfen. Gott sei Dank schreibst du das nicht ebenso vulgär. Was die Situation angeht, tut es mir leid für das prosaische Ich. Die Situation würde wesentlich besser, würdest du sie nicht noch mit einem Monolog an einen geliebten Verstorbenen krönen. Ist nicht so, dass mir Depressionen grundsätzlich fremd wären. Mir fehlen aber schmerzliche 30 Jahre Erfahrung als Gothic. Als ich gothicmäßig drauf war, kamen gerade die 15-Jährigen mit sowas an. Leider gabs mich da schon in der Ausgabe junger Mann von 21. Den hübschesten Gothic-Girlies, denen ich versuchsweise etwas von Baudelaires Gedichten erzählte, ging das vermutlich am Arsch vorbei. Sie wunderten sich wahrscheinlich, warum ein 21-Jähriger ausgerechnet ihnen von Baudelaire erzählte und dachten, er versucht etwas kompliziert mit ihnen zu flirten, womit sie richtig lagen.

Elfenohren spitz halten!

Gruß
Dieter

 Ginkgoblatt (21.03.10)
Berührend und eine intensive Traurigkeit. Deine Worte sind Trauer pur und von Sehnsucht getragen. Ich würde gerne etwas aufbauendes sagen, doch es wird die Ebene nicht erreichen, in der du dich befindest. Aber ich nehme dich einfach mal in meinen Arm und schenke dir einen Augenblick Sicherheit und Wert. Ich kann dir niemanden zurück bringen, aber ich kann dir mein kleines Herz schenken, damit du nicht mehr so alleine bist. KG Coline

 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 22.03.10:
Du bist so eine einfühlsame Seele und sagst in Momenten, wie diesen, immer auf eine so besondere Art und Weise das Richtige...auch, wenn es in der Ferne blasser zu werden scheint, berührt es mich doch in meinem Herzen. Du bist mir der liebste Mensch, den ich hier kenne. In meinem Herzen, steht immer eine Wohnung für dich frei mit Meerblick und Balkon. *knuddel*
Lehmfigur (46)
(22.03.10)
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 ZornDerFinsternis schrieb daraufhin am 22.03.10:
Dein Kommentar berührt mich tief. Ich möchte dir von Herzen für deine aufrichtigen, lieben Zeilen danken.
Hab' vielen Dank, dass du trotz all der Unannehmlichkeiten, an meinem Text Gefallen findest.

Lg, Anni
Lehmfigur (46) äußerte darauf am 22.03.10:
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 ZornDerFinsternis ergänzte dazu am 22.03.10:
Hier bei mir ist jeder herzlich willkommen ^^ Ob nun mit Kritik, ohne...oder was-auch-immer er oder sie im Gepäck haben mag, alles ist gerne gesehen :)
Nun muss ich leider wieder einmal beichten, dass ich meine Texte nie wirklich "Korrektur" lese oder ändere, wenn sie erstmal geschrieben sind. Ich möchte so eig. genau die Gefühle und den Moment einfangen und aufbewahren...sry, ich weiß, das hört sich dämlich an...ist aber i-wie eine Art "Grundsatz" von mir
Lehmfigur (46) meinte dazu am 22.03.10:
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