So ganz nebenbei erwähnt

Gedankengedicht zum Thema Ansichtssache

von  Martina

Ich habe jetzt zwei Frauen kennen gelernt, die vehement die Meinung vertreten, dass sie, wenn sie - mit nicht mal Mitte vierzig-
Oma werden (könnten), das Ungeborene auf jeden Fall weg kommt. Abtreibung! Fertig!
Da wird gar nicht erst abgewägt, geschweige denn überlegt, ob eine Chance bestände,
das Baby groß zu ziehen.
Man könnte glatt glauben, das größte Unheil habe sie heimgesucht,
das Schicksal hätte ihnen einen ganz üblen, gemeinen Streich gespielt.


Ich werde das wohl in diesem Leben nicht mehr verstehen.
Ein Kind = ein Unglück?
Wo es doch eigentlich das größte Geschenk ist!
Also ich habe das GLÜCK gehabt, Oma zu werden, mit 43 Jahren...
Hört sich für manche fast so schlimm an, wie Mutter zu werden mit 16.
Ich sehe das ganz locker, denn es gibt viele Vorteile.
Erst einmal brauche ich nicht warten, bis ich 60 oder 80 bin und jedes Jahr hoffen,
dass ich bald mit einem Enkelkind gesegnet werde, am besten noch, bevor ich
das Jenseits antrete.
Und wenn ich dann mit biblischem Alter das Glück hätte,
würde ich das kleine Menschenskind ehrfürchtig bestaunen und mir sagen:
So klein und hilflos war ich auch mal. Wo ist nur die verdammte Zeit geblieben?
Dieses Kind hat noch alles vor sich, wo ich schon fast die Koffer gepackt habe.
Ich kann jetzt noch sagen: Huch....die Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen. Nun bin ich Oma:
Und was für eine!!! Voller Elan und Tatendrang! Und ich werde die andere Hälfte in vollen Zügen genießen! Dieses kleine Bündel Mensch wird mir täglich vor Augen führen, dass ich das Leben nicht vergesse, dass ich es intensiv nutze und ausfülle mit schönen Dingen. Ich kann meine Tochter unterstützen, damit sie auch noch Zeit für sich hat. Habe beide hier im Haus und bin dabei, wenn sie hier weiter aufwachsen.
Bald werde ich meinem Enkel Inliner fahren beibringen, werde mit ihm durch die Geschäfte schoppen,
Eis essen, schwimmen gehen, ins Kino, einen Judokurs belegen. Mir sind körperlich noch keine Grenzen gesetzt, ich brauche keine Rücksicht auf Gicht, Bandscheibe, schlechte Augen, Zittern oder Inkontinenz zu nehmen...
Wenn ich heute mit dem Kinderwagen durch die Stadt schiebe, hält man es locker für mein Kind.
Das würde mir mit 80 nicht mehr passieren.
Und das Gute ist:
Ich schiebe ihn heute und wenn ich im methusalemähnlichen Zustand bin
und vielleicht im Altersheim abhänge,
habe ich einen Enkel, der sich revanchieren kann und MICH
zur Abwechslung durch den Park schiebt.

Ja, ich bin eine stolze, glückliche Oma. Und dem Himmel dankbar.


Anmerkung von Martina:

Traurig- aber wahr!

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (07.01.10)
Da hast du Recht. Wie kann ein Kind ein Unglück sein? LG

 Martina meinte dazu am 07.01.10:
Die Frage stelle ich mir auch.
Es MAG Situationen geben wo das Leben der Mutter in Gefahr wäre, oder andere Gründe es notwendig machen. Aber der Grund, dass es noch zu früh ist und der Zeitpunkt grad ganz ungünstig, zählen bei mir nicht unbedingt dazu....
Liebe Grüße und Danke, Tina...
Christianna (49)
(07.01.10)
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 Martina antwortete darauf am 07.01.10:
Ach weißt du...ich kenne die Rechtslage da nicht. In einem von den beiden Fällen ist das Mädchen erst 16 oder 17 Jahre....also noch nicht volljährig und will es angeblich selber auch nicht behalten. Aber ich denke mal, dass ist die Angst vor dem Neuen....oder auch der Mutter, weil sie weiß, dass sie es auf keinen Fall will. Mich macht sowas einfach nur schrecklich traurig, dass es so auf die Schnelle entschieden wird, als gäbe es keine andere Alternative.
Die andere Bekannte, die hörte, das ich Oma wurde, sagte:
Wie??? Du willst das doch nicht behalten? Du lässt das doch wohl wegmachen?
Sie war total entsetzt, als ich das verneinte und meinte nur: Bei meiner Tochter käme das nie in Frage, das Baby käme weg und basta.
Ja Christa...mir fehlen da einfach die Worte.....
Liebste grüße, Tina.
andromeda (50)
(07.01.10)
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steyk (57)
(08.01.10)
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 Martina schrieb daraufhin am 08.01.10:
So ist es Stefan!!! Danke dir für deinen Kommentar. Ich schreib nicht gern über sowas, weil es mich doch ziemlich schockiert und lange innerlich beschäftigt...
Herzlichst Tina
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