ich soll mich befrieden, sagst du, indem ich mich selbst befriedige. so soll ich mich erlieben. weil du das so willst. ganz genau, so. daraufhin zielte deine mach-mal-aktion mit präzisen vorgaben.
diesmal machen wir es mal anders, hast du gesagt. du machst es dir selber, machst es mir einmal nur vor. mit einer handbewegung hast du beide kerzenleuchter näher an mich
herangestellt, weiches, scheinbar sanftes licht, aber immer noch viel zu hell, hell genug, daß du alles an mir verfolgen kannst. haargenau, haarklein, jede meiner einzelnen bewegungen zu sehen kriegst. dort auf dem stuhl, dir gegenüber. beide beine auf die stuhllehnen gelegt, gespreizt, so willst du das. jede berührung, jedes zucken, jede noch so kleine einzelheit. weißt du auch, warum ich das will? fragst ausgerechnet du mich. wo ich heute so verletzlich bin, wortempfindlich. du, deine stimme klingt fordernd, eiskalt mit einer kleinen einfärbung am schluss.
war das ein zittern oder, oder war das nur geilheit? warum du sowas verlangen kannst, verlangen mußt? du, darüber denke ich doch schon die ganze zeit über krampfhaft nach.nicht denken sagst du, sondern tun. ohne mich aus den augen zu lassen. du, ich fühle ich mich aber gerade garnicht.
ich fühle mich beobachtet wie ein kleines insekt, kurz bevor es zertreten wird.
das vertrauen fehlt mir, fühle mich wie eine gefangene vor dir. gefangen in diesem deinen befehlssatz: mach mal. und im satz vorher, dieses nein, da ist nichts, nur langes aneinander gewohnt sein, durch diese lange zeit. ich fühle mich aber gerade nicht als macherin. genaugenommen ich spüre mich nicht mehr. wie in der ausnüchterungszelle,
wie in einzelhaft, isoliert, unter beobachtung gestellt, gnadenloses licht.
von dir durch ein kleines guckloch in der zellentür, mit den augen fixiert. blicke auf intimstes ausgerichtet.
deine stimme, wie eine eisentür, genauso knarrend kalt. aus der ferne, metallisch. die etwas sagt, aber ich höre doch schon nicht mehr hin, dir nicht richtig zu. folglich antworte ich darauf auch das falsche. wie ein kleines,trotziges, eingeschüchtertes mädchen antworte ich.
nicht wie die starke frau, die ich bisher immer gewesen bin.
beschämt, aber wutentbrannt spucke ich dir meine antwort vor die füsse:
(wie kannst du nur so kalt sein), denke ich mir. willst-du-mich-loswerden, oder? sage ich. zu dir. ich mache meinen mund danach nicht nocheinmal auf, obwohl ich mir anderes denke,das richtige denke ich mir. aber sage ich dir nicht. ich kann nicht. gerade als ich versuche, mich auszublenden,gehenzulassen, kommt dein spöttisches lachen. wie ein schlag die aussage: sag mal, magst du dich eigentlich selber nicht?
du tust dir doch nur weh.
du, ich merke garnicht, daß ich dauernd wie wild meinen kopf schüttle.
nein, nein, nein, du tust mir gerade weh, denke ich.
ebensowenig wie ich es dir zeigen kann, was tief in mir versteckt liegt meine ganze geballte liebesenergie, meine kraft zu leben, meine unterirdischen verborgenen kraftquellen aus denen ich immer geschöpft habe, auch heute noch schöpfen könnte,
aber heute komme ich mir nicht auf den grund. ich halte mich zurück vor dir.
du bist außenwelt, mit ihrer ganzen feindlichkeit meine kräfte warten einstweilen scheu innerlich zurückgehalten auf befreiung.
aber ich habe den zellenschlüssel nicht.
alle versuche, freizukommen schlagen fehl.
ich bleibe weggesperrt, isoliert, habe ich mich nun selbst kleingekriegt, oder warst du das?
zum vorgeführt werden lasse ich mich nicht auch noch benutzen.
ich könnte anfangen mich mit allerlei sanften sich steigernden berührungen zu locken. weil du glaubst, das genau das, würde uns beide weiterbringen.
weiterbringen als das andere,was wir sonst miteinander tun.
die herkömmlichen sachen, spielereien, aber bedauerlicherweise bin ich in den krieg mit mir geraten.
zuerst konnte ich mir das selber nicht erklären. begann sofort damit, mich zu verteidigen. vor dir, ich begann mich vor dir zu verbergen. trotzdem konnte ich nicht siegen über mich. folglich bin ich aufgestanden, um zu gehen.
das weite zu suchen nach meinem kläglichen versagen vor dir, ich konnte dir nicht länger in diese fragenden,fordernden augen sehen.
muß mich ab sofort erst einmal alleine lieben lernen. mich aufsuchen, innendrin, die lust suchen, herausholen,was in mir steckt, also sieht es leider sehr schlecht aus, geliebter.
krieg ist krieg.
ich bekriege mich selbst. wie ich mich auch selbst befrieden, mich befriedigen muß.
selber wieder zu mir finden, meiner liebeskraft. mit deinem akt, dieser aktion
hast du immerhin eines erreicht.
ich habe festgestellt, die zellentür war nur angelehnt nie abgeschlossen.
sie war offen, aber ich habe nie versucht sie ganz aufzumachen.
um zu fliehen, dabei hätte ich zu jederzeit hinausgehen können, unbehelligt.
beiläufig im vorrübergehen hast du mich flüchtig geküsst, zärtlich eventuel sogar, oder kam mir diese flüchtige lippenberürung auch nur so zärtlich vor, egal.
dann bin ich im flur über meine eigenen schuhe gestolpert, meine highheels die dort lagen.
du weißt schon, warum, aber ich habe sie liegengelassen dort bei dir, an ort und stelle.
dir solange hilflos, hilfesuchend in die augen gesehen, bis die türen des aufzugs sich selbsttätig schlossen.
bis ich nach unten losfuhr, solange hast du mich angesehen.
aber du hast es mir nicht von den augen abgelesen.
dabei stand es mir ganz deutlich in den augen geschrieben.
bitte,halt mich,
halt mich doch auf.
aber du hast mich ungehindert
gehenlassen.
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