Männlein aus Mett

Alltagsgedicht zum Thema Liebeszauber

von  bratmiez

Ich bau mir ein Männlein aus Mett.
Das setz ich dann auf meinen Tisch.
Gleich neben der Dose mit Fisch;
bekommt es im Kühlschrank ein Bett.

Es schaut mir beim Frühstücken zu,
das lustige Männlein aus Mett.
Du fändest es sicherlich nett;
doch einfach gegangen bist du.

Ganz stickig ist heute die Luft,
im Hintergrund streicht ein Quartett.
Du hast mich verlassen, du Schuft!

Da baut ich dem Männlein ne Frau.
Sie sangen ein Hackfleischduett.
Am Abend, da wurden sie grau.

Am Abend da wurden sie grau,
ich malte sie an - violett
den lustigen Mann und die Frau

Im Zimmer hing schwer dieser Duft.
Es roch so nach Dir und nach Mett.
Dann baut´ ich den beiden ne Gruft.

Im Hinterhof steht eine Kuh.
Ich finde, sie ist ziemlich fett.
Mein Röntgenblick scannt ihr Skellett.
Doch das, was ich sehe bist DU.

Ich schau auf mein leeres Tablett.
Im Spiegel beobachte ich,
den Fisch in der Dose und mich.
Und bau mir ein Männlein aus Mett.

Das Männlein aus Mett schaut mich an.
Olivgrün sein giftiger Blick
Ein wenig empfinde ich Glück,
doch später, da dachte ich dann:

Du hast doch im Schrank noch Baguette,
die Butter liegt weich auf dem Tisch,
daneben die Dose mit Fisch.
Im Hinterhof dröhnt ein Kadett.

Die Wunden sind blutig und frisch.
Ich blicke noch einmal zurück.
Das Messer - ein "scharfes" Florett,

Ich stelle mir vor, lediglich:
ach hätt´ ich nur ein kleines Stück?!
von Dir, ja von Dir - das wär nett!

Doch Du bist ganz anders als Mett.
So zäh und verwachsen im Kern.
Mit Augen und Haaren - brünett.

Das Männlein aus Mett hab ich gern.
Es liegt da im Hackfleischjacket.
Die bösen Gedanken so fern.

Und nun ist das Männlein so krank.
Sein Rücken verspürt einen Schmerz.
Er zieht bis zur Brust, bis ins Herz.
Ich setze es auf meinen Schrank.

Die Frau dieses Männlein´s  ist tot.
Sie hatte sich kürzlich liiert,
mit Gunnar, der hat sie fritiert
gefressen auf backfrischem Brot.

Ich schenk ihm die Dose mit Fisch.
Sekundenlang lächelt es nett.
Sein Blick landet auf meinem Tisch.

Denn dort liegt ein Kilogramm Mett.
Bezaubernd und unendlich frisch;
allein auf dem Silbertablett.

Ich bau mir ein Männlein aus Mett ...

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Kommentare zu diesem Text

Misanthrop (31)
(25.02.10)
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 Didi.Costaire (25.02.10)
Das könnte unendlich so weiter gehen...

ein feines Schmachtgedicht!

LG, Dirk
Spocki (57)
(01.03.10)
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Graeculus (69)
(04.08.17)
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