Planänderung

Text zum Thema Begegnung

von  B_B

Ich streiche mir über die Unterlippe. Sie ist empfindlich. Ich hoffe insgeheim, du schaust mir von der Seite zu. Ich weiß, du stehst auf meine Lippen. Ich habe es mittlerweile gut drauf, sie auf Selfies in Szene zu setzen, beiläufig und zufällig, aber speziell für dich. Und freue mich dann jedes Mal, wenn dazu ein Kommentar  kommt, es fühlt sich machtvoll an.
Wie ich es genossen habe, in dieser einen Sprachnachricht von dir sowas Ungeduldiges zu hören. Da war unser Treffen noch zwei Tage hin und das war für mich schwer zu ertragen. Ich hatte auch ein bisschen Sorge, dass wir zu hohe Erwartungen aufbauen.
Als ich dir vorhin gesagt hab, dass ich noch kiffen möchte und mich das vermutlich rattig machen wird, hast du dich zu mir gebeugt und mir ins Ohr geflüstert, dass du mich dann "von hinten ficken" wirst. Ich habe heiter einfach nur "okay" gesagt, weil ich mich gefreut habe, dass du so direkt bist. Wir haben beide kurz gelacht und ich noch eine Weile gegrinst, innerlich.

Ich nehme einen tiefen Zug. Dann noch einen. Ich blase den Rauch jedes Mal langsam aus und warte auf die Wirkung, während ich aus dem Fenster sehe. Ich habe aus dem Augenwinkel tatsächlich das Gefühl, du beobachtest mich. Ein weicher warmer Nebel legt sich um meine Wahrnehmung und gleichzeitig wird alles schärfer und kribbelig. Dann fragst du mich irgendwas und ich drehe mich zu dir. 


Du ziehst mich an dich, greifst meinen Kopf, fasst in meine Haare und fängst an mich zu küssen. Ich merke, wie du darauf Lust hast und das gefällt mir. Sehr. Mir entflieht ein kleiner dumpfer Seufzer. Vielleicht so einer, von dem du mal meintest: "genau für dieses Geräusch wollte ich wiederkommen"? Diese Erinnerung verfliegt direkt wieder, gegen die vielen neuen Augenblicke, die jetzt ineinanderstolpern. Manchmal wundere ich mich kurz, über unsere spontanen kleinen Geräusche, ein Packen, Drücken, Klapse oder Streichen. Wie sich die Haut überall anfühlt und sich greifen lässt. Alles so nah beieinander, zu viel, um komplett wahrgenommen zu werden.

Während wir rumknutschen merke ich, wie ich in Gedanken mit meinen Lippen schon an deiner Eichel bin. Deine Unterhose ist feucht. Ich löse mich aus der Umklammerung und knie mich neben dich. Du legst dich, scheinbar gedankenlesend, auf den Rücken, schnappst mein Hinterteil, ziehst es seitlich an deinen Oberkörper, schiebst meinen Slip zur Seite. Du beginnst mich heftig zu fingern. Du weißt, dass ich natürlich schon komplett feucht bin. Du kennst mich ja. Ich liebe es. Ich schaffe es kaum, parallel Dinge mit dir zu machen, weil ich ein paar mal intensiv und in kurzen Abständen komme. Verdammt, wieso komme ich bei dir immer so schnell. Ich spüre dem Zusammenziehen, Zucken und Zittern nach, das mich wellenartig durchdringt. Mein Zeitempfinden setzt aus. Dabei umklammere ich deinen Oberschenkel, mein Gesicht und mein Mund ganz nah an deinem Penis. In den kurzen Pausen zwischen den Höhepunkten finde ich Tropfen. Sie schmecken salzig. Ein bisschen wie Tränenflüssigkeit.

Irgendwann lässt du locker. Mein Körper ist erschöpft und trotzdem geladen und extrem empfindlich. Ich drehe mich zu dir, du schaust mich bestimmt und ernst an: "Setz dich auf mich und komme noch einmal." Ja. Bitte. Gern. Ich befolge deine Anweisungen so unheimlich gern.

Den letzten Orgasmus kriege ich, als ich merke, wie du kommst und dabei auch endlich ein bisschen die Kontrolle verlierst. Du packst dabei fest meinen Hintern und ich kralle mich leicht mit meinen Händen in deine Brust und zucke innerlich heftig. Unsere Orgasmen verstärken sich.

Wir stöhnen und schnurren einen Moment lang vor uns hin. Eine schöne Reizüberflutung.

Und etwas überrascht, wie gut das gerade war, lassen wir uns beide aneinandersinken.

"Wir haben das mit dem von hinten ficken jetzt doch nicht gemacht", sagst du nach einer Weile, mit deinem typischen schelmischen Unterton, "Ganz vergessen", antworte ich, leicht amüsiert. Wir machen es uns zwischen den Bettdecken bequem und genießen die Ausbreitung der Glückshormone.

Ich kuschle mich mit meiner Wange an deine Seite.


Wie schön, dass du vorbeigekommen bist.




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