Ein Hauch Anis...eine Prise Tod.

Text zum Thema Leben/Tod

von  ZornDerFinsternis

Ein leichter Hauch Anis
gekreuzt mit einer Prise Zimt.
Tiefschwarze Rosenblüten
am leeren Traualtar.

Rabenschwarzes Schleppen-
kleid.
Wallend' langes Haar
aus goldn'em Stroh.
Die Lippen dürr
und blutig rot.

Die Todesfee
allein
am Traualtar.
Leere Augenhölen
mit keinem Platz
für Tränen.

spinnennetz im alten
Haar.
Kerzenschein -
ersehnte Erinnerung,
die niemals war.

Es spielt das
Knochenorchester.
Der Wind ist
Dirigent.

Am Traualtar
kein Bräutigam, der
der Braut
die Hände reicht.

Ein düst'res Treiben,
auf verstimmten Saiten.
Es tickt die Zeit
und rinnt davon.

Jede Vollmondnacht
hat sie hier verbracht.
Auf ihren Liebsten
gewartet.
Jahrhunderte des Sterbens
lang.

Heute wieder.
Vollmond klopft
schmerzlich pochend
durch den Madenball
in der Brust.

Kein Bräutigam
am Traualtar.

Das Haar wird langsam
grau.
Die Augen
haben sich schon lang'
den Schlaf gesucht.

Kein Gast zur Trauung -
1000 Jahre Einsamkeit.

Das Ja-Wort wollte sie
ihm geben.
Wie in guten
und in schlechten Zeiten.
Bis,
dass der Tod
euch scheidet.

Dort wo seine Seele
irrt,
wandeln keine Sinne.
Vernimmt man weder Anis,
noch Zimt.

Zeit ist festgefahren.
Lächeln und auch Glück,
eingefror'ne,
ungebor'ne Momente.

Das Ja-Wort
wollte sie ihm geben.
In welchem Leben...?

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (07.07.10)
Der Gothic von heute heiratet wenigstens einen Vampir. Weiß nicht, ob der dann nicht Muffensausen bekommt und sich nicht traut, aber Todesfeen sind ideale Gattinnen. Dieser Text wartet diesmal mit einem gewohnt vielfältigen Arsenal von Versatzstücken aus der Gothic-Szene auf, die mit eigenen teilweise wunderschönen Bildideen vermengt sind. Eine Strophe reimt sogar. Für mich bei deinen Gedichten ein Novum.

"Es spielt das
Knochenorchester.
Der Wind ist
Dirigent."

(Sehr schön, übrigens!)

ließe sich ausschmücken:

Es spielen die Weiner Philharmoniker!
Am Knochenxylophon: Vladimir Toddergreis von Fürstenwalde.
Unsere Diva Amortella Belladonna beehrt uns mit ihrem glockenklaren Schwarzton.
(Kommentar korrigiert am 07.07.2010)

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 08.07.10:
Woooow... dankeschön, Dieter :)
Bin ganz sprachlos ._.
Deine "Ausschmückung", die allein schon ein eigenes Gedicht wert ist, finde ich wirklich bezaubernd. Mach' mal was damit :)
SigrunAl-Badri (50)
(07.07.10)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 08.07.10:
Vielen Dank, Liebes :)
Lass' dich mal wieder gaaaanz lieb von mir (er-)drücken :)

Anni
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