Charakterstark.

Text zum Thema Drogen/ Alkohol

von  Erdbeerkeks

Die Party ist so scheiße. Gott. Kims Ex tanzt hier rum wie’n Clown auf LSD und ich mache mit. Es ist erbärmlich irgendwie. Mein Kopf fühlt sich an wie’n Heliumluftballon.
Mike bestellt uns was zu trinken. Geile Sache, denn ich hab den ganzen Abend noch nichts für Alkohol ausgegeben. Er bezahlt mir alles, weil ich die Freundin seiner Freundin bin. Keine Ahnung, was ich da grad in der Hand habe. Irgendwas mit Wodka. Ich lache während die bunten Lichter über die mickrige Tanzfläche schwenken und kippe mir das Ding innerhalb von 5 Sekunden die Kehle runter.
Ich brauch’s. Verdammt und wie ich es brauche. Kim sieht mich an und ihre braunen Augen sehen aus wie große Murmeln und sie sagt „Trink meins auch“ und ich lache noch breiter, umarme meine beste Freundin und schlucke die Hälfte ihres Biers.
„Er ist es nicht wert.“, floskelt sie und während ich anfange zu weinen, schnappe ich mir meine kleine schwarze Tasche, die ich sonst nie trage und stolpere die Treppen hinunter. Wie armselig ich aussehen muss, so allein mit aufgequollenen Augen. Als ich aus dem Ausgang torkele will ich nicht mehr, als mir den Türsteher mit den schönen Haaren schnappen, ihn hinter die nächste Straßenecke zerren und ihm sagen „Mach was du willst.“ Scheiße, es wär mir so egal. Es ist 1 Uhr nachts und statt des Kerls zieht mich eine mütterlich aussehende Dame in ihre Arme und fragt mich, was los sei. Sie ist warm und ich schlage nur die Hände vor mein Gesicht, meine Wangen sind so nass und durch diesen komisch wässrigen Schleier hindurch seh ich den heißen Typen. Gott, hab gefälligst Mitleid. Tröste mich, halt mich, küss mich, fick mich.
Doch er sagt nichts und sieht mich seltsam an, denn, oh man. Ist schon irgendwie nicht normal sich von irgendwelchen Menschen trösten zu lassen. Mir geht’s gut, woooooow, und wie’s mir gut geht. Kim kommt zurück und zerrt mich zurück, wie tief bin ich gesunken?
Mike steht mit dem Ex an einem Tisch und als ich ankomme, dehnt sich dieses Schweigen aus und ich komme mir so gar nicht fehl am Platz vor. Ich sehe in diese hässlichen blauen Augen und der Ex sagt, hier seien überall Drogen und ich frage „Achja?“ und er sagt „Ja“. Ich lache ihn aus, weil er wirklich eine Witzfigur ist und das nicht stimmt und ich frage „Wo?“. Es ist sozum lachen, die Welt ist scheißenwitzig. Mike streckt seinen Zeigefinger aus, weil er mal kokainabhängig war und er will nicht, dass das auch passiert, aber ich grinse und schiebe seinen Finger aus meinem Blickfeld und sage „Was’n Scheiß. Ich pass auf mich auf.“ Und Kims Ex starrt. Und wie er starrt, ich weiß, Honey. Das hättest du nicht gedacht. Er verzieht sich, als er merkt, dass ich es ernst meine.
Kim sagt etwas wie „Lass das“ und ihr Freund, mit dem sie schon den ganzen Abend rummacht wiederholt sie eigentlich nur und ich hab keine Lust mehr. Ich geh wieder raus, weil die Musik echt mies ist und ich für neue Ideen zu betrunken bin, beschließe den heißen Kerl zu suchen, da er nichtmehr vor dem Eingang steht. Gehe ein Stück, sehe jemanden mit schwarzem Shirt (gute Band) und Vans und ich find ihn nett und sage „Hi“. Irgendwie ist das aber nicht der Typ von grade. Er sieht mich an, sein Kumpel kommt aus der Seitenstraße. Er sagt auch „Hi“.
Wir kommen ins Gespräch. Carsten hat ‘nen guten Musikgeschmack und Matthias ist Polizist. Officer blablabla. Ich hab seinen Namen vergessen. Als Mike und Kim knutschend um das nächste Haus biegen macht er sich über sie lustig und ich sage „Mr Polizist, lass die beiden. Ihr solltet euch nicht prügeln“, denn ich weiß ja, wie Mike manchmal drauf sein kann, also kommt er wieder und grinst mich an, kommst mir ganz nah und redet mit seinen Lippen zentimeterweit von meinen. Carsten? Verpiss dich einfach. Du passt hier grade nicht. Und du erinnerst mich.
Ich frag Matthias nach seiner Nummer. Ich muss weg, glaub ich. Kim ruft mich. Zum Kotzen. Ich bräuchte Spaß heute Abend. Ich umarme Matthias, ich umarme Carsten, der sich dabei sehr steif anfühlt und steige ins Auto.
Ihre Mutter merkt nichts. Wenn ich will, kann ich dieses „Wenn ich nur will, dann kann ich so tun“-Spiel sehr gut. Und als sie mich zuhause absetzten, merkt niemand etwas.
Ich rufe an, blättere mein Telefonbuch durch. Mein Schädel dröhnt und er weint flüssige Verzweiflung.
Sie brachen mich, Prinz. Sie brachen mich.
Und als ich fiel, war niemand da, um mich aufzufangen.

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Kommentare zu diesem Text

ViolentHeart (21)
(21.08.10)
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mymemories (18)
(04.09.10)
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Nemoria (19)
(07.09.10)
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