Ultraschall
Roman zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma
von Mutter
Der Söldner kann sich aus Dirtys Griff befreien, aber der junge Kickboxer setzt ihm weiter zu. Eine schnelle Serie von Tritten, high und low, dazwischen rechte Haken oder gerade Jabs. Die meisten Angriffe kann der Söldner parieren, obwohl ich sehen kann, dass er Schmerzen hat. Er wird immer weiter auf die hintere Ecke des Raumes zugetrieben. Vorsichtig, da mir jede Bewegung wehtut, bewege ich mich auf die beiden zu. Um Dirty zu helfen. Manu will mich zurückhalten, aber ich schüttle sie ab. Sehe aus den Augenwinkeln, wie sie sich neben Tiger kniet.
Ein Tritt aus der Drehung erwischt den schwarzhaarigen Franzosen an der Schulter – während Dirty noch elegant ausdreht, geht sein Gegner mit einem Grunzen zu Boden. Rollt sich über den Beton ab und kracht in den Haufen mit Altmetall.
Dirty springt nach vorne, um seinen Vorteil zu nutzen, läuft aber voll in eine Eisenstange, die der Legionär plötzlich in der Hand hält. Die weit geschwungene Stange verfehlt Dirtys Knie, landet aber voll auf seinem Oberschenkel. Mit einem Schmerzlaut kommt er ins Stolpern, reißt den linken Arm hoch, um den nächsten Treffer abzufangen.
Mir dreht sich der Magen um, als ich das Knirschen höre, mit dem das Rohr auf Dirtys Knochen landet. Er geht sofort in die Knie, versucht sich mit der rechten Hand abzufangen – der andere Arm hängt in einem unmöglichen Winkel schlaff herunter.
Während ich aufschreie, kommt der Söldner in den Stand, hebt das Metall mit beiden Händen. Dirty will weg, kann sich nicht richtig bewegen. Ineffektiv scharrt sein Fuß durch den Staub, als er versucht, auszuweichen. Ich werfe mich nach vorne, trotz gleißender Agonie, die mich durchzuckt, komme aber viel zu spät. Die Stange kracht runter, trifft Dirtys Kopf, der zur Seite wegknickt und prallt auf die Schulter. Mit einem Zucken landet Dirty auf der Seite im Dreck. Regt sich nicht mehr.
Sofort wendet sich der Franzose mir zu, hebt die Eisenstange, um erneut zuzuschlagen. Die letzten Meter werfe ich mich einfach blind nach vorne – mich begleitet ein infernalisches Heulen und Kreischen, von dem ich nicht sagen kann, wer es ausstößt. Vielleicht bin ich es selbst.
Ich pralle gegen den Söldner, bevor er seinen Schwung beenden kann – die Stange fetzt ihm aus den Händen, während wir aufeinander in das Altmetall stürzen. Wie eine dunkle Brandung schwappt der Schmerz durch meinen Körper, presst sich durch alle Nervenenden. Als ich auf ihm drauflande, bin ich sicher, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Unter mir heult jemand auf - macht mir so bewusst: Noch bin ich nicht ohnmächtig.
Plötzlich bin ich wieder zurück in Schellstädters Flur, kämpfe gegen die drohende Atemlosigkeit. Wie im Reflex reiße ich meine Arme hoch, ignoriere das kreischende Protestieren meiner Rippen. Ich packe seinen Schädel, links und rechts, meine beiden Daumen auf seinen Augenhöhlen. Drücke zu, bevor er mir die Luft abschnüren kann. Frage mich entfernt, wie Dirty in Schellstädters Flur kommt. Er war gar nicht in Hamburg. Oder doch?
Der Franzose unter mir kämpft und spuckt. Wehrt sich, schlägt mit den Füßen. Prügelt mir mit der Rechten auf die Rippen – ich sauge die Luft ein, als könnte ich so über Wasser bleiben.
Er bekommt seinen Kopf frei, schüttelt meine Hände ab. Ich gleite mit ihnen tiefer, erwische seinen Hals. Drücke erneut zu. Bin ich Schellstädter? Um mich herum dreht sich alles.
Mit einer geschickten Drehung der Schulter windet der Franzose sich frei. Ich rutsche von ihm runter – etwas Spitzes bohrt sich mir in den Rücken. Sofort erahne ich, wie schmerhaft der Aufprall auf den Haufen mit mir obendrauf für den Söldner gewesen sein muss. Verzweifelt versuche ich mich an seiner Kleidung festzuhalten, ihn daran zu hindern, wegzukommen. Im Bodenkampf rechne ich mir mehr Chancen als in einer offenen Auseinandersetzung.
Er wuchtet sich hoch. Ich hänge halb an ihm dran, werde ein Stück Richtung Tür gezogen. Mit voller Wucht boxt er mir auf die Handgelenke, der Schmerz schießt meine Arme hinauf. Ich halte weiter fest. Mit gegen den Beton gestemmten Beinen wirft er sich weiter nach hinten, versucht, Arm- oder Beinfreiheit zu gewinnen, um mich endgültig loszuwerden.
Ein weiterer Ruck, meine Finger müssen aufgeben. Ich rutsche runter, finde keinen Halt mehr, pralle der Länge nach auf den Boden. Weiterer Schmerz, der meinen Brustkorb durchzuckt.
Der Söldner macht einen schnellen Schritt nach hinten, keucht. Ich kann sehen, wie unrund er sich bereits bewegt. Die Auseinandersetzungen erst mit Dirty und dann mit mir haben ihre Spuren hinterlassen.
Ich breite die Arme aus, um wieder hochzukommen. Meine Rechte stößt etwas zur Seite – Metall. Instinktiv packe ich zu, meine Finger schließen sich um einen ergonomisch geformten Griff mit Lederbindung. Das Messer. Währenddessen ziehe ich meine Knie unter den Körper – mir ist egal, dass der Boden mir die Haut abschürft. Mit einem eingesprungen Tritt kommt der Söldner auf mich zu, um mich genauso weiterzubearbeiten, wie er diesen Kampf begonnen hat.
Aber diesmal bin ich bereit. Ich blocke den ersten Tritt mit angezogenem Arm und angespannter Schulter ab und komme hoch. Sein Schwung treibt ihn direkt in meine Arme und ich reiße bloß noch die Klinge in meiner Rechten hoch. Die scharf-geschliffene Klinge bohrt sich mühelos in seinen Bauch. Mit einem Keuchen versucht er, sich an mir festzuhalten. Um ihm keine Gelegenheit zu geben, sich an mir festzukrallen, weiche ich mit einem unsicheren Schritt zurück. Die Erschöpfung und die Schmerzen bilden einen Cocktail, der mich fast fallen lässt.
Der Söldner hockt vor mir, die eine Hand ausgestreckt auf den Beton, die andere auf seine blutende Mitte gepresst. Der Stoff seines Hemdes schimmert bereits schwarz.
In diesem Moment ertönt ein weiteres Mal das durchdringende Kreischen – so schrill, dass es in den Ohren schmerzt. Ich fahre herum, die linke Hand zum reflexartig zum Kopf erhoben, als könne ich mich so vor dem Geräusch schützen.
Es ist Tiger. Er kniet auf seiner Matratze, den Rücken so stark gegen die Wand gepresst, als wolle er sich umwerfen. Seine Decke hält er in den Fingern gekrallt, um sich mit ihr zu schützen – vor was auch immer. Den wilden Blick hält er auf den Legionär gerichtet, die Augen weit aufgerissen. Das Kreischen verstummt – er ringt nach Luft. Dann presst er weitere Luft aus seinen Lungen, wieder werden meine Ohren von dem schrillen Lärm attackiert. Hilflos die Arme ausgebreitet, mache ich einen Schritt auf ihn zu. Zu spät fällt mir ein, dass ich immer noch das Messer halte. Tigers blickt wandert zu mir herüber, heftet sich auf die blutbesudelte Waffe. Noch weiter öffnet er den Mund, aber nichts kommt. Als wäre sein Grauen, sein schrecke zu groß für den Schall. Er sieht aus, als würde er gleichzeitig ersticken und platzen. Manu steht direkt neben ihm, aber sie ist genauso erstarrt wie ich. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie sie zu mir rübersieht, mir ihre Hilflosigkeit stumm entgegenschickt. Ihr Blick zuckt weiter, seitlich hinter. Die Pupillen weiten sich. Der Söldner.
Ich werfe mich herum, einen neuen Angriff von hinten erwartend – das Messer in meiner Rechten beschreibt einen schimmernden Halbkreis aus Stahl und Blut. Aber hinter mir ist niemand – fast verliere ich mein Gleichgewicht, als meine Pirouette im Nichts endet. Ich sehe gerade noch, wie sich der Franzose mit schiefer Körperhaltung durch die Tür drückt, bevor mich die Unvernunft meiner Aktion trifft. Der Schmerz, mit dem mich meine ramponierten Rippen für die Drehung bestrafen, raubt mir den Atem. Würgend gehe ich in die Knie, lasse das Messer fallen. Ganz entfernt spüre ich, wie meine Kniescheiben auf dem Beton aufkommen – aber so richtig schafft es das Gefühl nicht durch das Korsett aus Agonie, das ich rund um meinen Oberkörper trage.
Wieder ist Manu an meiner Seite. Fasst mich nicht an, aber ich spüre ihre Beine an meinem Rücken. Sie stützt mich.
Ganz kurz denke ich darüber nach, hinter dem Söldner herzustürzen. Aber mir klar, dass ich es nicht schaffen würde – nicht die Treppe runter, nicht einen weiteren Kampf. Ich kann froh sein, dass er weg ist – sollen sich die Bullen um den Kerl kümmern.
Ich habe Wichtigeres zu tun – ziehe mich über den Boden, bis ich Dirty erreicht habe. Für eine Sekunde bin ich unendlich dankbar zu sehen, wie sich sein Brustkorb hebt und senkt. „Hey“, sage ich sanft und lege ihm eine Hand unter die Wange. Spüre seinen Atem auf meiner Handfläche. Aber ich habe Hemmungen, seinen Kopf zu bewegen. Für den Fall, dass etwas an der Wirbelsäule beschädigt ist.
Seinen Arm will ich nicht mal sehen – aber ich habe das Gefühl, ich muss. Muss ihn mir ansehen und entscheiden, was damit geschehen soll. Von seiner Stirn läuft helles Blut aus einer offenen Wunde, das sich auf dem Boden mit dem Staub zusammen zu einem widerlichen Schwarz verdichtet.
„Oh Gott“, sagt Manu, die hinter mir aufgetaucht ist und sich den puppenhaft verdrehten Arm ansieht. Immerhin scheinen keine Knochensplitter nach außen durch die Haut zu dringen.
Ein Tritt aus der Drehung erwischt den schwarzhaarigen Franzosen an der Schulter – während Dirty noch elegant ausdreht, geht sein Gegner mit einem Grunzen zu Boden. Rollt sich über den Beton ab und kracht in den Haufen mit Altmetall.
Dirty springt nach vorne, um seinen Vorteil zu nutzen, läuft aber voll in eine Eisenstange, die der Legionär plötzlich in der Hand hält. Die weit geschwungene Stange verfehlt Dirtys Knie, landet aber voll auf seinem Oberschenkel. Mit einem Schmerzlaut kommt er ins Stolpern, reißt den linken Arm hoch, um den nächsten Treffer abzufangen.
Mir dreht sich der Magen um, als ich das Knirschen höre, mit dem das Rohr auf Dirtys Knochen landet. Er geht sofort in die Knie, versucht sich mit der rechten Hand abzufangen – der andere Arm hängt in einem unmöglichen Winkel schlaff herunter.
Während ich aufschreie, kommt der Söldner in den Stand, hebt das Metall mit beiden Händen. Dirty will weg, kann sich nicht richtig bewegen. Ineffektiv scharrt sein Fuß durch den Staub, als er versucht, auszuweichen. Ich werfe mich nach vorne, trotz gleißender Agonie, die mich durchzuckt, komme aber viel zu spät. Die Stange kracht runter, trifft Dirtys Kopf, der zur Seite wegknickt und prallt auf die Schulter. Mit einem Zucken landet Dirty auf der Seite im Dreck. Regt sich nicht mehr.
Sofort wendet sich der Franzose mir zu, hebt die Eisenstange, um erneut zuzuschlagen. Die letzten Meter werfe ich mich einfach blind nach vorne – mich begleitet ein infernalisches Heulen und Kreischen, von dem ich nicht sagen kann, wer es ausstößt. Vielleicht bin ich es selbst.
Ich pralle gegen den Söldner, bevor er seinen Schwung beenden kann – die Stange fetzt ihm aus den Händen, während wir aufeinander in das Altmetall stürzen. Wie eine dunkle Brandung schwappt der Schmerz durch meinen Körper, presst sich durch alle Nervenenden. Als ich auf ihm drauflande, bin ich sicher, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Unter mir heult jemand auf - macht mir so bewusst: Noch bin ich nicht ohnmächtig.
Plötzlich bin ich wieder zurück in Schellstädters Flur, kämpfe gegen die drohende Atemlosigkeit. Wie im Reflex reiße ich meine Arme hoch, ignoriere das kreischende Protestieren meiner Rippen. Ich packe seinen Schädel, links und rechts, meine beiden Daumen auf seinen Augenhöhlen. Drücke zu, bevor er mir die Luft abschnüren kann. Frage mich entfernt, wie Dirty in Schellstädters Flur kommt. Er war gar nicht in Hamburg. Oder doch?
Der Franzose unter mir kämpft und spuckt. Wehrt sich, schlägt mit den Füßen. Prügelt mir mit der Rechten auf die Rippen – ich sauge die Luft ein, als könnte ich so über Wasser bleiben.
Er bekommt seinen Kopf frei, schüttelt meine Hände ab. Ich gleite mit ihnen tiefer, erwische seinen Hals. Drücke erneut zu. Bin ich Schellstädter? Um mich herum dreht sich alles.
Mit einer geschickten Drehung der Schulter windet der Franzose sich frei. Ich rutsche von ihm runter – etwas Spitzes bohrt sich mir in den Rücken. Sofort erahne ich, wie schmerhaft der Aufprall auf den Haufen mit mir obendrauf für den Söldner gewesen sein muss. Verzweifelt versuche ich mich an seiner Kleidung festzuhalten, ihn daran zu hindern, wegzukommen. Im Bodenkampf rechne ich mir mehr Chancen als in einer offenen Auseinandersetzung.
Er wuchtet sich hoch. Ich hänge halb an ihm dran, werde ein Stück Richtung Tür gezogen. Mit voller Wucht boxt er mir auf die Handgelenke, der Schmerz schießt meine Arme hinauf. Ich halte weiter fest. Mit gegen den Beton gestemmten Beinen wirft er sich weiter nach hinten, versucht, Arm- oder Beinfreiheit zu gewinnen, um mich endgültig loszuwerden.
Ein weiterer Ruck, meine Finger müssen aufgeben. Ich rutsche runter, finde keinen Halt mehr, pralle der Länge nach auf den Boden. Weiterer Schmerz, der meinen Brustkorb durchzuckt.
Der Söldner macht einen schnellen Schritt nach hinten, keucht. Ich kann sehen, wie unrund er sich bereits bewegt. Die Auseinandersetzungen erst mit Dirty und dann mit mir haben ihre Spuren hinterlassen.
Ich breite die Arme aus, um wieder hochzukommen. Meine Rechte stößt etwas zur Seite – Metall. Instinktiv packe ich zu, meine Finger schließen sich um einen ergonomisch geformten Griff mit Lederbindung. Das Messer. Währenddessen ziehe ich meine Knie unter den Körper – mir ist egal, dass der Boden mir die Haut abschürft. Mit einem eingesprungen Tritt kommt der Söldner auf mich zu, um mich genauso weiterzubearbeiten, wie er diesen Kampf begonnen hat.
Aber diesmal bin ich bereit. Ich blocke den ersten Tritt mit angezogenem Arm und angespannter Schulter ab und komme hoch. Sein Schwung treibt ihn direkt in meine Arme und ich reiße bloß noch die Klinge in meiner Rechten hoch. Die scharf-geschliffene Klinge bohrt sich mühelos in seinen Bauch. Mit einem Keuchen versucht er, sich an mir festzuhalten. Um ihm keine Gelegenheit zu geben, sich an mir festzukrallen, weiche ich mit einem unsicheren Schritt zurück. Die Erschöpfung und die Schmerzen bilden einen Cocktail, der mich fast fallen lässt.
Der Söldner hockt vor mir, die eine Hand ausgestreckt auf den Beton, die andere auf seine blutende Mitte gepresst. Der Stoff seines Hemdes schimmert bereits schwarz.
In diesem Moment ertönt ein weiteres Mal das durchdringende Kreischen – so schrill, dass es in den Ohren schmerzt. Ich fahre herum, die linke Hand zum reflexartig zum Kopf erhoben, als könne ich mich so vor dem Geräusch schützen.
Es ist Tiger. Er kniet auf seiner Matratze, den Rücken so stark gegen die Wand gepresst, als wolle er sich umwerfen. Seine Decke hält er in den Fingern gekrallt, um sich mit ihr zu schützen – vor was auch immer. Den wilden Blick hält er auf den Legionär gerichtet, die Augen weit aufgerissen. Das Kreischen verstummt – er ringt nach Luft. Dann presst er weitere Luft aus seinen Lungen, wieder werden meine Ohren von dem schrillen Lärm attackiert. Hilflos die Arme ausgebreitet, mache ich einen Schritt auf ihn zu. Zu spät fällt mir ein, dass ich immer noch das Messer halte. Tigers blickt wandert zu mir herüber, heftet sich auf die blutbesudelte Waffe. Noch weiter öffnet er den Mund, aber nichts kommt. Als wäre sein Grauen, sein schrecke zu groß für den Schall. Er sieht aus, als würde er gleichzeitig ersticken und platzen. Manu steht direkt neben ihm, aber sie ist genauso erstarrt wie ich. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie sie zu mir rübersieht, mir ihre Hilflosigkeit stumm entgegenschickt. Ihr Blick zuckt weiter, seitlich hinter. Die Pupillen weiten sich. Der Söldner.
Ich werfe mich herum, einen neuen Angriff von hinten erwartend – das Messer in meiner Rechten beschreibt einen schimmernden Halbkreis aus Stahl und Blut. Aber hinter mir ist niemand – fast verliere ich mein Gleichgewicht, als meine Pirouette im Nichts endet. Ich sehe gerade noch, wie sich der Franzose mit schiefer Körperhaltung durch die Tür drückt, bevor mich die Unvernunft meiner Aktion trifft. Der Schmerz, mit dem mich meine ramponierten Rippen für die Drehung bestrafen, raubt mir den Atem. Würgend gehe ich in die Knie, lasse das Messer fallen. Ganz entfernt spüre ich, wie meine Kniescheiben auf dem Beton aufkommen – aber so richtig schafft es das Gefühl nicht durch das Korsett aus Agonie, das ich rund um meinen Oberkörper trage.
Wieder ist Manu an meiner Seite. Fasst mich nicht an, aber ich spüre ihre Beine an meinem Rücken. Sie stützt mich.
Ganz kurz denke ich darüber nach, hinter dem Söldner herzustürzen. Aber mir klar, dass ich es nicht schaffen würde – nicht die Treppe runter, nicht einen weiteren Kampf. Ich kann froh sein, dass er weg ist – sollen sich die Bullen um den Kerl kümmern.
Ich habe Wichtigeres zu tun – ziehe mich über den Boden, bis ich Dirty erreicht habe. Für eine Sekunde bin ich unendlich dankbar zu sehen, wie sich sein Brustkorb hebt und senkt. „Hey“, sage ich sanft und lege ihm eine Hand unter die Wange. Spüre seinen Atem auf meiner Handfläche. Aber ich habe Hemmungen, seinen Kopf zu bewegen. Für den Fall, dass etwas an der Wirbelsäule beschädigt ist.
Seinen Arm will ich nicht mal sehen – aber ich habe das Gefühl, ich muss. Muss ihn mir ansehen und entscheiden, was damit geschehen soll. Von seiner Stirn läuft helles Blut aus einer offenen Wunde, das sich auf dem Boden mit dem Staub zusammen zu einem widerlichen Schwarz verdichtet.
„Oh Gott“, sagt Manu, die hinter mir aufgetaucht ist und sich den puppenhaft verdrehten Arm ansieht. Immerhin scheinen keine Knochensplitter nach außen durch die Haut zu dringen.