Wunderland

Gedicht zum Thema Gier

von  Didi.Costaire

Dieser Text ist Teil der Serie  Nicht der Mond
Ganz aufgeregt lief ich von Tür zu Tür.
Ich machte eine auf und sah die Sonne,
und in der zweiten eine braune Tonne.
Das Fabeltier von nebenan rief: „Hier!“

Noch schneller rannte ich durchs Wunderland.
Da fand ich eine Kerze, die schon brannte,
dann etwas andres, das ich nicht erkannte.
Ich nahm es und es schmolz in meiner Hand.

Danach traf ich auf einen alten Mann.
Der roch jedoch bereits ein wenig ranzig.
Am nächsten Eingang las ich: „Einundzwanzig“.
Ein Engel lächelte mich lieblich an,

genauso wie der süße Schlittenhund.
Den mochte ich ja gern, wie auch die Torte.
Am Ende ging ich durch die schönste Pforte,
mit großen Augen und mit vollem Mund.

Dort stand mein Vater und er keuchte schwer.
Sein Kopf war rot und drohte zu zerbersten.
Er meckerte: „Wir haben erst den Ersten,
doch dein Adventskalender ist fast leer.“

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (01.12.10)
... Dort stand mein Vater ... erschließt sich nicht ganz. Das war ein aufgewecktes Kerlchen, das den Adventskalender erstürmte. :) Lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo Lothar,
ganz so aufgeweckt stelle ich mir das LyrI gar nicht vor, eher wie jemand, der über den Adventskalender in eine Traumwelt entgleitet und aus dieser durch eine reale Person, den Vater, herausgeholt wird.
(Mehr dazu bei Kommentaren weiter unten.)
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 star (01.12.10)
Im ersten Vers habe ich natürlich sofort das Costairsche Täterprofil erkannt und wusste, worauf es hinaus läuft.....
Wohnt LI noch bei seinen Eltern ? Man kann alles machen, man darf sich nur nicht erwischen lassen.
grustar

edit: was Lo bezgl. des Vaters anmerkt kann ich bestätigen
(Kommentar korrigiert am 01.12.2010)

 Didi.Costaire antwortete darauf am 01.12.10:
Hallo star,
du stürzt dich aber auch am liebsten auf die Texte mit dieser Art "Täterprofil". Dabei habe ich doch in letzter Zeit einige Texte geschrieben, die keinen "Überraschungseffekt" am Schluss enthielten.
Zu denken gibt mir, dass auch du mit dem "Polizisten" in Form des Vaters wie schon Lothar nicht so recht was anfangen konntest.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Jorge (01.12.10)
Dirk ich halte diesen Text für einen wunderbaren Spaziergang durch die verschiedenen Türen eines interessanten und gefüllten Adventskalenders. Wer ist heute schon so diszipliniert und öffnet nur eine Tür? Manche Jahre kaufe ich Ende Dezember verbilligte Adventskalender und dann beginnt eine richtige Schokoorgie.
LG Jorge

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 01.12.10:
Hallo Jorge,
es freut mich, dass dir mein (sehr zügiger) Spaziergang durch die Adventskalender-Welt gefallen hat.
Weihnachten sollte man wirklich eine Woche später feiern bzw. kulinarisch begehen, wenn die wahnsinnig leckeren, aber hoffnungslos überteuerten Süßigkeiten zum halben Preis verkauft werden!
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
steyk (57)
(01.12.10)
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 Didi.Costaire äußerte darauf am 01.12.10:
Lieber Stefan,
das hat wohl fast jeder getan. Es ist ja auch eine Gemeinheit, einem Kind vierundzwanzig Stückchen Schokolade zu geben, von denen es aber nur eines am essen darf. Wer das schafft, ist wahrscheinlich in jungen Jahren schon viel zu "vernünftig".
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
Gitana (41)
(01.12.10)
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 Didi.Costaire ergänzte dazu am 01.12.10:
Hallo Vera, es freut mich, dass ich dich mit meiner Begeisterung für diese Geschichte anstecken und dich auf eine Reise in Kindheitserinnerungen entführen konnte!
Danke für deine Worte und Sternchen!
Liebe Grüße, Dirk

 Emotionsbündel (01.12.10)
Lieber Dirk,

ganz allerliebst nimmst du den geneigten Leser mit auf diese süße Plünderreise, dessen Ende sich hoffentlich nicht zu einem blauen Wunder entpuppt

Etwas gewundert habe ich mich allerdings ein wenig über den alten Mann, der bereits ein wenig ranzig roch und über das Auftauchen des Vaters hinter der schönsten Pforte, denke ich bei dieser doch eher an das 24. Türchen, dass immer etwas größer und ebenfalls mit einer größeren Schokoladenüberraschung bestückt war.

Schokoladenschmelzige Grüße
Judith

... am liebsten Vollmilch, statt zart und bitter ...

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo, meine Süße,
und danke für deinen fachkundigen Kommentar in Sachen dahinschmelzender Naschgier. *
Das mit der größten Schokoladenüberraschung am Schluss habe ich mir ebenfalls so wie du gedacht, allerdings auch verbunden mit einer Art blauem Wunder, wie schon in der Antwort bei Lothar beschrieben. An der Stelle hat offensichtlich ein Teil der Leser andere Vorstellungen als ich.
Beim "ranzig" habe ich mir - mal ganz abgesehen von der (vielleicht zu übermächtigen) Notwendigkeit eines Reimes auf "einundzwanzig" - gedacht, dass das Abtauchen in eine Fantasiewelt dazu führt, dass sich die optischen Eindrücke mit den geschmacklichen vermengen und die Schokolade (vermeintlich) so alt schmeckt wie die Figur, die sie darstellt.
Auf viele köstliche Momente im Dezember!
Liebste Grüße, Dirk

 plotzn (01.12.10)
Da konnte sich wohl einer nicht mehr zügeln, lieber Dirk?!
Schimpfen hilf da nicht viel, die nächsten Tage ohne Schoko-Törchen sind Strafe genug...
Das "ranzig" fand ich dem Zusammenhang nicht so stimmig, außer es war ein Adventskalender aus den Vorjahren.
lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Lieber Stefan, wie kommst du denn auf den Begriff Schoko-Törchen? Du denkst wohl schon an das fußballerische Duell Erster von Deutschland gegen Erster von Bremen im Dezember, wie?
Beim "ranzig" habe ich mir, wie schon bei Judiths Kommentar angerissen, vorgestellt, dass in einer Handlung, in der sich Wirklichkeit und Fantasie vermengen, die Art der jeweiligen Figur auf den Geschmack abfärbt: alter Mann = ranzig, lieblicher Engel und süßer Hund = lecker.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
SigrunAl-Badri (52)
(01.12.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Bitte gern! Ich hatte auch viel Spaß bei der Reise!
Danke für deine Worte und liebe Grüße, Dirk

 DanceWith1Life (01.12.10)
hier sollte eine literarisch zweifelsfreie Nomenklatür für allerfeinstes kindisches Gelächter eines alten Mannes stehen, nur ich fand keine, deswegen die etwas langweiligere Umschreibung

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo Robert, deine Umschreibung geht ein wenig in Richtung spitzbübisch...
wenn dir noch Genaueres einfällt, gib Bescheid!
Danke schon mal für deinen Kommentar und das Sternchen!
LG, Dirk

 Bergmann (01.12.10)
Gipfeltreffen - mit Gott?
:-) LG, Uli

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
In gewisser Weise ja, Uli - angehimmelt wird jedoch die schnöde Schokolade.
Danke für deine Worte und liebe Grüße, Dirk

 DanceWith1Life meinte dazu am 01.12.10:
jetzt... aber... doch..."schallendes Gelächter... "

 Peer (01.12.10)
:-)))))))))))))))))))))) Dirk'scher Humor. Ich muss zugeben, es hat etwas gedauert, bis es bei mir "einundzwanzig" schlug.;-)
LG Peer

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo Peer,
schön, dass du mein Gedicht ausgiebig gelesen hast und es dir am Ende so ein breites Grinsen entlockt hat.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Isaban (01.12.10)
Das "dort" in V1 der letzten Strophe scheint nicht wirklich stimmig. "Dann kam" oder "dann stand da Vater" o.ä. würde die Zusammenhänge etwas klarer darstellen, als das "dort" gleich nach der Himmelspforte, ne?

Ansonsten: Schmunzelige Sache.

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo Sabine,
so unpassend finde ich das "dort" eigentlich nicht. Ich habe mir zumindest vorgestellt, dass der Vater den Sohn eine Zeit lang beobachtet hat und ihm auflauert, um ihm eine Abreibung zu verpassen. Wenn er "dann (erst) kam", wäre die Situation eine andere. Noch mehr, wenn man in der letzten Tür die Himmelspforte sieht.
Aber ich denke noch darüber nach; schließlich wird die Passage sehr unterschiedlich gesehen.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Lala (01.12.10)
Hallo Didi.Costaire,

ich finde die Pointe sehr gelungen. Hat mir jefreut :))

Es grüßt als alter Pottkieker

Lala

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo Lala,
das freut mich ebenfalls! Danke fürs Reinschauen und deine Rückmeldung!
Beste Grüße, Dirk

 Bellis (01.12.10)
Oooooh!!! :o) Wie schön, daß mein Kalenderchen zur Inspiration beitrug. :o) Wäre ja gleich was für nächstes Jahr - was meinste? ;o)

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.12.10:
Hallo Bellis,
ich glaube wirklich, ohne den Klunkerfisch wäre ich gar nicht auf die Idee zu diesem Gedicht gekommen.
Wenn du es für den Adventskalender im nächstes Jahr nehmen möchtest, bin ich gerne dabei!
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Janoschkus (05.12.10)
wunderbar :)

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.12.10:
Danke Jan, dein Lob freut mich!
Scrag (23)
(16.12.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.12.10:
Danke, Markus! Schön, dass es auch dir gefällt!
Liebe Grüße, Dirk
(Antwort korrigiert am 20.12.2010)
janna (66)
(15.01.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 16.01.12:
Danke fürs Lob, janna. Verreimte Märchen sind etwas Schönes und dein Projekt gefällt mir gut.
Liebe Grüße, Dirk

 TrekanBelluvitsh (28.05.13)
Sehr schön, sehr aufmerksam beobachtet. So kann man die 'Realität' in mythische Bahnen lenken, wenn man in der Lage ist, das Epische auch in den kleinsten Details zu erblicken. Das nennt man dann Fantasie... zumindest wenn man kein Realist ist...
Graeculus (69) meinte dazu am 28.05.13:
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 Didi.Costaire meinte dazu am 28.05.13:
Danke für die feine Charakterisierung dieses Gedichtes, Trekan!
@ Graeculus: Auch dir vielen Dank!
Schöne Grüße, Dirk
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