Reis auf Reisen

Gedicht zum Thema Reisen

von  Didi.Costaire

Ein Reiskorn ging auf Reisen

mit anderen im Sack,

wie es in seinen Kreisen

halt üblich ist, und – zack! -

 

schon flog das Korn von Thailand

nach Lissabon, Paris,

Sevilla oder Mailand

ins Einkaufsparadies.

 

Und käme es aus Aden,

es läg am selben Tag

im ersten, besten Laden

in Frankfurt oder Prag.

 

Nun harrte es für Stunden,

wahrscheinlich aber mehr,

der Kundinnen und Kunden,

doch bald kam irgendwer.

 

Der kaufte auch noch Brause

nebst Bockwurst, extra lang,

und lagerte zu Hause

den Reis im Vorratsschrank.

 

Dort war es kühl und finster

und alles stand herum,

der Schwarztee aus Westminster

wie Soda medium.

 

Danach vergingen Wochen,

bevor der Mann beschloss,

ein Reisgericht zu kochen,

das er zum Wein genoss.

 

So ist das Schicksal eben.

Ein Reiskorn, das verreist,

das hat kein gutes Leben

und wird profan verspeist.

 

Dann geht es durch den Magen

samt Darm und Pipapo

und ohne große Klagen

geradewegs ins Klo.




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Kommentare zu diesem Text


 klausKuckuck (16.05.24, 00:32)
Vom Leben und Sterben eines Reiskorns ganz wunderbar einfühlend erzählt!

 Lluviagata meinte dazu am 16.05.24 um 09:00:

 Didi.Costaire antwortete darauf am 16.05.24 um 12:25:
Danke Peter,

und schön, dass es jetzt auch eine Reisleine gibt. ;) 

Beste Grüße,
Dirk

 Regina (16.05.24, 04:45)
Das Gedicht spricht in humoristischem Tonfall ein Phänomen unserer Zeit an. Die meisten Artikel, die wir kaufen, von der Jeans über die Blumenvase bis hin zu Lebensmitteln, haben eine lange, globalwirtschaftliche Reise hinter sich.

Kommentar geändert am 16.05.2024 um 04:46 Uhr

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 16.05.24 um 12:31:
Hallo Regina,

ja, das ist ein Teil des alltäglichen Wahnsinns. Und baute man den Reis hier an, würde er wahrscheinlich nach der Ernte zum Schälen nach China verschifft werden und anschließend wieder hierher...

Danke für deinen Kommentar
und beste Grüße,
Dirk

 Regina äußerte darauf am 16.05.24 um 12:37:
Ich habe mal einen Artikel auf Englisch über die Weitgereistheit einer Jeans gelesen, etwa so:
Baumwolle in Indien angebaut,
in der Türkei versponnen,
gewebt auf den Philippinen,
gefärbt wieder in Indien,
vernäht in Tunesien,
gekauft von amerikanischen und europäischen Händlern,
die an Einzelhändler weiterverkaufen. Dort liegen sie im Laden in unserer Stadt.

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 16.05.24 um 12:45:
Ich glaube, das ist nicht unüblich. Selbst über Joghurt habe ich schon gelesen, dass er für verschiedene Produktionsprozesse hin- und hergekutscht wird...

 Regina meinte dazu am 16.05.24 um 13:26:
Dort, wo die nächste Arbeitsstufe am billigsten ist, wird es hintransportiert. Gar nicht öko.

 AchterZwerg (16.05.24, 06:39)
Ein furchtbares, anrührendes Schicksal, lieber Dirk! :(  -

Noch eine Frage an den Experten: Gibt es eigentlich bei Reiskörnern keine Haltungsstufe (1, 2, 3, 4), die ihr kurzes Leben incl. der vorgegebenen Reisetätigkeit etwas erleichtern könnten?

Fragende Grüße
der8.Pastafan. Noch.

Kommentar geändert am 16.05.2024 um 06:40 Uhr

 Lluviagata meinte dazu am 16.05.24 um 09:00:

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 13:06:
Danke Achter,

das ist nun wahrlich eine Reglementierungslücke! Wer hätte gedacht, dass es so etwas gibt?

Was mich außerdem bewegt: Wenn du ein Pastafan bist, ist Stefan dann ein Pastefan? Oder ein Pustefan?

Gespannte Grüße,
Dirk

 Lluviagata (16.05.24, 09:04)
Hey Didi,
dieses dein wunderbar witziges Reisgedicht macht mir Lust, mal selbst wieder etwas Lustiges zu schreiben. Ein Reiskörnchen Wahrheit sollte eben immer mit dabei sein.
Gefällt mir sehr gut!  :woot:

Liebe Grüße Llu ♥

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 13:26:
Hallo Llu,

tust du das nicht regelmäßig? Oder sind deine heiteren Texte alle älter? Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Glück und Esprit bei deinem nächsten spaßigen Gedicht.

Danke und liebe Grüße,
Dirk

 franky (16.05.24, 09:34)
Hi lieber Didi
 
Nach der langen Reise im Flieger
Kommt das Reiskorn auf dem Laster.
Fährt mit Banane und Pasta,
von Frankfurt weit hinauf nach Rieger.


Grüße von Franky

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 13:35:
Danke, lieber franky,

es wird viel gereist heutzutage...

Es reiste auch nach Riga Toni
in einer Box mit Makkaroni.

Schöne Grüße,
Dirk

 Teo (16.05.24, 09:44)
Moin Dirk,
ein Highlight unter den Nahrungskettengedichten. Etwas neidisch bin ich auf das weitgereiste Korn. Ich war schon mal in Dortmund, aber das ist ein anderer Albtraum.
Egal....Respekt für dieses Werk.
Lieben Gruß aus der Stadt des Aufsteigers.
Teo

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 14:08:
Danke Teo,

und in der Westfalenliga kommt man doch auch ganz schön herum, sogar an Orte, die sonst kaum jemand gesehen hat. Deine Zukunft erscheint mir rosig...

Liebe Grüße,
Dirk

 Saira (16.05.24, 10:23)
Ach Dirk, hätte man das Reiskorn wenigstens offen transportiert und nicht in einem Sack, dann hätte es wenigstens noch einen Teil der Welt sehen können, aber so :dizzy: 

Traurige Grüße
Sigi

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 14:52:
Hallo Sigi,

ich fürchte, dass es weit unten gelegen hätte... :wassat: 

Danke und liebe Grüße,
Dirk

 AZU20 (16.05.24, 11:41)
Wie schade. LG

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 14:54:
Danke Armin,

du bist sehr einfühlsam.

Liebe Grüße,
Dirk

 plotzn (16.05.24, 15:14)
Servus Dirk,

Deinem Reisebericht bin ich sehr gerne gefolgt. Vielleicht geht die Reise ja sogar noch weiter, falls das Reiskorn buddhistischen Glaubens ist:

Es schwamm bis zu Kloake,
wurd Düngererde, dann
erwarb die ein Slowake
und baut jetzt Mais drauf an.

Liebe Grüße
Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 21:10:
Hallo Stefan,

ein slowakischer Buddhist, die Idee ist europäische Weltklasse und die Maistarte zum nächsten Maistart scheint gesichert.

Herzlichen Dank und liebe Grüße,
Dirk


P.S.: Unterm Kommentar vom Achten kamen mir auch philosophische Gedanken, die mich aber eher ratlos hinterlassen haben. Weißt du als Insider mehr?

Antwort geändert am 16.05.2024 um 21:11 Uhr

 plotzn meinte dazu am 17.05.24 um 13:07:
Servus Dirk,

klar weiß ich und hoffe, dass es nicht als strafbarer Insiderhandel bewertet wird: Stefan ist Postefan. Damit keine Gerüchte aufkommen, setze ich den Bindestrich an die richtige Stelle: Poste-Fan.

Pasta klingt zwar moderner als die profane Nudel, ist aber inzwischen auch schon wieder überholt. Es heißt jetzt Kohlenhydrate.

Liebe Grüße
Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.05.24 um 19:11:
Danke fürs Posten der Information, Stefan. Ja, das passt. Ein Gerstefan bist du aber auch, oder? 🍺😄

 plotzn meinte dazu am 19.05.24 um 12:34:
Allerdings, Dirk! Sogar ein Ex-und-Hopp-Fan.

 FrankReich (16.05.24, 15:31)
Beinah genauso tragisch:

In China fiel ein Reissack um,
drum floss der Reis ins Meer, wie dumm.,

aber eben nur fast. 😂👍

Ciao, Frank

 AchterZwerg meinte dazu am 16.05.24 um 16:15:
. :O

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 22:14:
Hallo Frank,

das war fürn Reis 'ne kurze Reise,
für Fische eine harte Speise,
ansonsten stiegen nur die Preise.

Danke und schöne Grüße,
Dirk

 harzgebirgler (16.05.24, 16:25)
:) :) 
im abwasserkanal verkroch sich einst der rais
von libyen gaddafi voll schiss ohne scheiß. :D 

beste grüße,
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.05.24 um 22:34:
Hallo Henning,

es wurde still um ihn, ja leise,
denn das war seine letzte Reise.

Beste Grüße,
Dirk

 Emotionsbündel (18.05.24, 13:25)
Zum Glück können wir i. D. R. selbst entscheiden ob, wohin und wie wir reisen. Du hast dich offensichtlich gut in die Lebensreise des Reiskorns hineinversetzen können und unterhaltsam geschildert.
Das nächste Risotto in Ehren, Schatzi  :)
Deine Judith

 Didi.Costaire meinte dazu am 18.05.24 um 15:03:
Danke, meine Liebe!

Sogar fürs Reiskorn ist Risotto
fast wie ein Sechser, der im Lotto,
denn gründlich abgelöscht mit Wein
darf es zum Schluss besoffen sein.

Danke und liebste Grüße, 
Dein Dirk
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