Die Erde klagt

Gedicht zum Thema Verantwortung

von  Georg Maria Wilke

Die Erde klagt: der Himmel ist verloren!
Der schrille Klang, er schallt in meinen Ohren.
Ich hör sie deutlich rufen,
doch ruft sie nicht vergebens?
Der stumme Schrei des Lebens,
der täglich neu gemordet wird.

Die Erde klagt: die Liebe ist verkümmert,
mein Leib, mein Tempel ist zertrümmert.
Ich seh sie deutlich, die vergessenen Gesichter,
lese die Namen, ausgelöschte Menschenlichter,
hoff auf den Morgen, auf zukünftiges Sein
und all der Vielen wird man sich erinnern,
die in endlosen Gräberreihn
der Erde zahllos übergeben,
gerissen aus hoffendem Leben.

Sie werden qualvoll in den Himmel schrein:
Wer hat das Göttliche erschlagen?
Wer ist es, der all das Leiden trägt?
Und „Gott ist tot“ (sagt Nietzsche),
weil er von uns gemordet ist.
Vergessen ist der Weg zum Sein.
Der Stein, der fortgerollt, war wirklich Stein,
nicht Trugbild, Blendwerk oder Schein.

Wer schlägt das Menschliche entzwei?
„Ein Wolf der Mensch, dem Menschen!“
Wer gibt dem Morgen einen Sinn?
Gerufen ward vor tausend Jahr:
„Ich bin der ich bin!“

„Ego sum qui sum“ –
Wer schlug den Menschensohn ans Kreuz,
wer brachte ihn als Frevler um?

Verloren ist der alte Thron,
auf ewig fort?
so frag ich mich,
der neue Thron, ist er besetzt
weil Mensch in seinem Lebenshohn,
Natur und Geist verletzt.


Anmerkung von Georg Maria Wilke:

Ego sum qui sum, lat. Ich bin der ich bin; Ex. 3,14;

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Kommentare zu diesem Text

Dolphilia (48)
(02.04.11)
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SigrunAl-Badri (52)
(02.04.11)
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 EkkehartMittelberg (02.04.11)
Der Mensch wird seiner Verantwortung nicht gerecht. Aber nach christlichem Glauben hat der allwissende, allmächtige Gott ihn so geschaffen, wie er ist, angeblich mit freiem Willen, als Allwissender wohlwissend, wie schlecht er ihn nutzt. Diesen Widerspruch kann ich nicht auflösen, Georg Maria
Liebe Grüße
Ekki

 Georg Maria Wilke meinte dazu am 02.04.11:
Lieber Ekki, der Widerspruch ist nur durch Liebe aufzuheben.
Das NT weist in diese Richtung, aber wie theologisieren und abstrahieren
diese Erkenntnis, denn erst wenn der andere.... etc., obwohl es gibt
genügend Menschen, die dies längst leben.
Liebe Grüße Georg
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