Flucht vor der Verantwortung

Glosse zum Thema Verantwortung

von  loslosch

Ad quod niti socordia non patitur, id otiosi votis sibi attribuunt (Latinum 6006 - Lateinische Redewendungen & Sprichwörter; keine Fundstelle, vermutlich aus einem ketzerischen Winkel des Mittelalters). Worum ihre Antriebsschwäche [Willensschwäche] sich zu bemühen nicht zulässt, das sprechen sich die Untätigen in Gebeten zu. Oder: Was ihre Antriebsschwäche ihnen verwehrt, schöpfen sie aus Gebeten und Anrufungen.

Der Verzagte flüchtet sich ins Gebet. Bekannt ist folgender Fall einer Mutter mit fünf Jungen im Alter von 5 bis 12 Jahren, die keine Gelegenheit verstreichen ließ, an jedem der verfügbaren Wochentage an der katholischen Messe in einer Dorfkirche teilzunehmen. Dort tankte sie Kraft und Seelenstärke zu einer Zeit, wenn ihr in den eigenen vier Wänden die Probleme über den Kopf wuchsen. Sogar der Dorfkaplan versuchte, zu intervenieren. (Gott gefällt es mehr, wenn du die Kindlein hütest.) Introvertiertheit mit autosuggestiven Zügen.

Vertrauter hingegen das Bild des Mutigen, Tapferen, der sich vor der Entscheidungsschlacht oder dem riskanten Unterfangen bekreuzigt. Extrovertiertheit mit ebenfalls autosuggestiven Zügen.

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (37)
(21.09.12)
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 Bergmann meinte dazu am 21.09.12:
Wenn der Autor über soziale Fragen erst schreiben darf, wenn er noch drei Kinder zeugt und sich arm macht, um über die gleiche Erfahrung zu schreiben, von der er berichten will - dann soll er also schweigen?
Nimbus (37) antwortete darauf am 21.09.12:
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 Bergmann schrieb daraufhin am 21.09.12:
Leid und Armut verstehen heißt nicht unbedingt, beides zu teilen - obwohl das eine gute christliche Tugend (vor allem bei der Gründung von Mönchs- und Nonnen-Orden war). Wir brauchen verständnisvolle Richter, Menschen in Sozialberufen und Politiker; sie alle müssen nicht arm sein, aber verstehen. Viele Menschen, die schon drei Viertel oder mehr ihres Lebens hinter sich haben, wie ich z. B., haben Leid gesehen, im Beruf, im Bekannten- und Freundeskreis, in der eigenen Familie, und haben Leid und Kummer teilweise selbst erfahren.

 loslosch äußerte darauf am 21.09.12:
ich bin itzo bei 82%, rein statistisch. (-_-)
Nimbus (37) ergänzte dazu am 21.09.12:
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 Bergmann (21.09.12)
Die Kritik geht in mindestens zwei Richtungen: fragwürdige Gäubigkeit, Kirchen-Über-Ich-Versagen.
Vielleicht könnte der Text das etwas deutlicher werden lassen durch größere Ausführlichkeit.
Ansonsten: Nicht gerade der Hammer.
Te tandem adoro, ttU

 loslosch meinte dazu am 21.09.12:
für mich war damals erstaunlich, dass das der kaplan überhaupt thematisierte. er war wohl vom umfeld alarmiert worden. dass der nur warme worte fand, ist für einen exkatholen wie mich die blanke normalität! die kirche heuchelt perfektion. der einarmige oder auffällig versehrte priester (als kriegsversehrter) kam an den seitenaltar usw. nebenthema.

übrigens war die überforderte mutter mit einem alkoholiker - marke unauffällig, still - verheiratet. alle kinder wurden später selbständig, fielen in kein soziales netz. erstaunlich! t.t. lo

ps: der einarmige: nicht der kaplan selbst, eine generalisierende betrachtung der nachkriegsjahre.
(Antwort korrigiert am 21.09.2012)

 ViktorVanHynthersin (21.09.12)
Eine Mutter, die Kraft aus Gebeten und Kirchenbsuchen schöpft und wie nebenbei fünf Kinder groß zieht, kann nicht untätig oder besonders Antriebsschwach sein. Und wie Du selbst schreibst, ist aus allen Kindern etwas geworden… trotz Alki-Pappi. Nebenbei bemerkt, ist die die Meinung des Kaplans (mir zumindest) völlig egal.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 21.09.12:
bei meinen unfreiwilligen besuchen als ca. 8-12jähriger mit mutter und tante erlebte ich die durchaus kränkelnde als jammerlappen. alles drehte sich um ihre diversen leiden.

aus heutiger sicht: daraus schöpften mutter und tante eigene kraft. merci vielmals fürs gnädige bewerten. lo

 EkkehartMittelberg (21.09.12)
Ein schönes Beispiel für den Unterschied von Innensicht und Außensicht. Aus der Innensicht des Gläubigen ist es nur konsequent, die Verantwortung an Gott zu delegieren, aus der Außensicht des Nichtgläubigen kann diese Verhaltensweise als inkonsequente Willenschwäche erscheinen.

 loslosch meinte dazu am 21.09.12:
eine pointierte zusammenfassung, an die der autor beim schreiben nicht gedacht hatte. danke, ekki lo
AchterZwerg (65) meinte dazu am 22.09.12:
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 loslosch meinte dazu am 22.09.12:
ja, das war die wörtl. übersetzung. dann auch noch in fett! ich vergaß die freie. kommt sofort. lo
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