Nur keine Scham

Satire zum Thema Scham

von  loslosch

Bonorum crimen officiosus est miser (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.). Der Begüterten Vergehen ist der gefällige Arme. Oder: Das Vergehen der Reichen besteht in der Hilfsbereitschaft der Armen.

Ein stimmiger Gedanke. Er wirkt bis in die Gegenwart hinein. Folgenschwer bei internationalen Spendenaufrufen. Als ein so armes Land wie Haiti im Januar 2010 von einer Naturkatastrophe heimgesucht wurde, schwang sich die internationale Gemeinschaft - in Kenntnis der korrupten Verhältnisse dort - zu beachtlichen Spendenzusagen auf. Selbst Eritrea und Simbabwe zogen die schmalen Spendierhosen an. Das muss den Elan der wirtschaftlich Starken beflügelt haben. 12 Monate später waren aber erst knapp zwei Drittel der für das erste Jahr zugesagten Hilfsgelder aus den Spenderländern abgeflossen.

Eine elegante Methode, um der Sentenz des Publilius Syrus die Spitze zu nehmen.

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Kommentare zu diesem Text


 franky (06.04.11)
Ich kenne einen Spruch, der Reiche Sagt: "Armer hilf mir, damit es mir nicht so schlecht geht wie dir."
Hat was für sich, wenn man die Bankenkriese betrachtet.

LG Franky

 loslosch meinte dazu am 06.04.11:
Mich hat an dem Spruch von P. S. überrascht, dass er über 2000 Jahre alt ist. In der Standardübersetzung kommt nicht herüber, was ich in korrekter Übersetzung offenbar verdeutlichen konnte. Danke. Lothar
Caty (71)
(06.04.11)
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 loslosch antwortete darauf am 06.04.11:
Ich möchte dem nicht widersprechen. Mir gings mehr um die psychologische und die staatliche Ebene. Wenn Eritrea sein Scherflein dazutut (hat es seine Worte überhaupt wahr gemacht?), legen die Industrieländer eins drauf - in der Ankündigung. Kleines Einmaleins der staatlichen Präsentation.

Zu Haiti/Japan bringst Du mich auf was: War nicht die Bebenstärke in Haiti "nur" 7,0, in Japan aber 9,0! Welch ein Unterschied. Trotzdem ist in Relation zur vorhandenen Bausubstanz in Japan weniger zerstört worden. Das hängt mit den archaischen Verhältnissen und der "Bauweise" in Haiti zusammen.

Zum Spendenverhalten noch: Der Asiate hat eine erstaunliche (äußere) Gelassenheit, bettelt auf staatlicher Ebene ungern. Das kann sich aufs internationale staatliche (!) Spendenverhalten auswirken. Ich bezweifle, ob sie so viel Spenden erhalten, wie sie "herausholen" könnten. Danke. Lothar

 EkkehartMittelberg (06.04.11)
Ich vermute, dass Arme von dem Wenigen, das sie haben, prozentual mehr spenden als Reiche. Gibt es über das Spendenverhalten, bezogen auf die finanziellen Möglichkeiten des Spenders, einigermaßen verlässliche Statistiken?
Sicher ist, dass die Spenden der Armen anonym bleiben, während die Reichen ihre von den Steuern absetzen und durch entsprechende Publicity ihren Ruf verbessern.
Ekki

 loslosch schrieb daraufhin am 06.04.11:
Als ehemaliger Statistik-Freak: Keine Daten zum Spendenaufkommen nach Einkommensklassen. 2005 lag nach der ESt-Statistik das gesamte nichtöffentliche Spendenaufkommen bei 4,2 Mrd. €. 2/3 als Mitgliedbeiträge, 1/3 als Sonderspende. Für den Tsunami 2004/05 wurden 670 Mio gespendet. Die Statistiker nennen solche Sonderbewegungen "Störfaktoren". Statt richtigerweise Sondereffekte. Hier zum Downloaden (siehe dort "Kurzfassung"):  hier. Danke. Lothar
(Antwort korrigiert am 06.04.2011)
Graeculus (69)
(17.11.14)
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 loslosch äußerte darauf am 17.11.14:
ja, für die begüterten.
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