Komm doch rein!

Satire zum Thema Bildung/ Wissen

von  loslosch

Compelle intrare (nach dem Lukas-Evangelium, 1. Jh. n. Chr.). Nötige (die Leute), hereinzukommen!

Im Gleichnis vom Festmahl heißt es weiter: Compelle intrare, ut impleatur domus mea. Dränge die Leute einzutreten, auf dass mein Haus voll werde. So weit, so gastfrei, so harmlos. Bereits in der Spätantike diente der Spruch zur Rechtfertigung der Gewaltanwendung gegenüber Häretikern. Compelle intrare wurde dann leitmotivisch für die Bestrafung von Ketzern im Mittelalter und der Neuzeit. Ein harmlos klingender Zuruf vor den Inquisitionsgerichten. So wurde der Schuldige aufgerufen und vorgeführt, im doppelten Wortsinn.

In der Moderne geht die Geschichte rührend harmlos weiter, kehrt unverhofft an ihren Ursprung zurück: Die Schülerlein der Unterstufe fertigen unter Aufsicht eine Nacherzählung. Einer notiert: "Es klopfte. Er rief: ´Komm doch rein!´"

Der Herr Deutschlehrer vermerkte am Heftrand: "Ausdruck. Komm doch herein."


Anmerkung von loslosch:

Realsatire.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(20.06.18)
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 loslosch meinte dazu am 20.06.18:
eine vielzahl von eiferern ist, war und wird sein: abgrundtiefe zyniker. das darf man getrost auf sämtliche religionen übertragen.

 TrekanBelluvitsh (20.06.18)
Und wenn eine Dame vor der Tür stand? Hätte es dann Komm doch damrein heißen müssen? Da hat der Herr Deutschlehrer wohl die Situation nicht berücksichtigt.
:D

 loslosch antwortete darauf am 20.06.18:
sehe ich auch so.

dieser dödel korrigiert wörtliche rede und entstellt gesprochene sprache. der deutschlehrer meinte im persönlichen gespräch damals, "rein" als kürzung von herein existiere nicht. meinen vorschlag, mal im duden zu blättern, parierte er so: er habe gerade keinen zur hand.
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