Worte und Wörter

Satire zum Thema Ehrlichkeit

von  loslosch

Iurare est Deum in testem vocare et est actus divini cultus (Quelle nicht eruierbar; eine religiöse Beschwörungsformel aus der Antike). Schwören heißt Gott den Allmächtigen in den Zeugenstand rufen und es ist ein Akt göttlicher Huldigung.

In religiös geprägten, überhitzten Zeiten konnte dieser Ausspruch imponieren. Wer Gott anruft, sagt die Wahrheit. Gibt es einen höheren Beweis? Heutzutage verfängt die Masche nicht mehr, auch nicht in der abgemagerten Variante, wenn einer kurz vor dem Zornesausbruch dahinschmettert: "Herr, gib mir die richtigen Worte!" Meist scheitert er schon an seiner Muttersprache, indem er spricht: "Herr, gib mir die richtigen Wörter!" Klingt sogar irgendwie ehrlicher, aufrichtiger.

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Kommentare zu diesem Text


 Emotionsbündel (04.04.11)
Hallo Lothar,
das ist ein interessanter Beitrag mit Biss und Witz, der von einem verblüffend ehrlichen Ende gekrönt wird
Klingt auch irgendwie inbrünstig(er), oder?

Liebe Schmunzelgrüße,
Judith

 loslosch meinte dazu am 04.04.11:
Rückgriff auf eine wahre Begebenheit (gib mir die richtigen Wörter) voller Theatralik aus den 1950er Jahren. Umgangssprache und mundartlich. Dort werden Worte als gehoben, abgehoben empfunden. Merci. Lothar
Caty (71)
(04.04.11)
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 loslosch antwortete darauf am 04.04.11:
Noch komplizierter: Man sagt zB Sprichwörter (Duden), obwohl es streng genommen Sprichworte heißen müsste. Sprache ist halt nur teillogisch. kv verwendet in seinem System oft "Worte" (statt richtig: Wörter). Man kann vereinfacht sagen: Gebildete (eingebildete?) Menschen streben zu den Worten, einfach strukturierte zu den Wörtern. Danke. Lothar
Caty (71) schrieb daraufhin am 04.04.11:
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 EkkehartMittelberg (04.04.11)
Ob Worte oder Wörter, der Respekt vor dem richtigen Umgang mit ihnen geht zunehmend verloren.
LG Ekki

 loslosch äußerte darauf am 04.04.11:
Zum Respekt in diesem Kontext gehört ja auch ein gewisses sprachliches Grundwissen. Daran hapert es oft. Es fehlen einem die Worte, wenn manchen schon die passenden Wörter fehlen. Lothar
(Antwort korrigiert am 04.04.2011)
frauenfeder (49)
(04.04.11)
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 loslosch ergänzte dazu am 04.04.11:
Der PC zeigt oben "Extras" an. Wenn man Texte schreibt, erscheint dort nach Anklicken "Wörter zählen". Warum nicht "Worte zählen"? Weil Worte ganze Wortgebilde sind. Die könnte man zwar zählen, hätte aber keine Information über die Datenmenge. Dann gibt es noch die Unterfunktion Zeichen zählen usf.

Zu den Sprichwörtern habe ich mir was Neues ausgedacht: Sprichwort ist ein Sammelbegriff, jedes einzelne Sprichwort umfasst zwei oder mehr Wörter. Addiert man diese einzelnen Sammelbegriffe, erhält man - Sprichwörter! Logisch könnte man auch "Sprichworte" sagen, wenn man stärker auf den inneren Zusammenhang der Wörter eines Sprichworts abstellt. Sehr einfach und doch wieder nicht.

Die Interpretation des zweiten Satzes (oben, im Text) ist nicht so schlecht: ... ich brauche Wörter, also „die Wörter“ um zu manipulieren ...

"Herr, gibt mir die richtigen Wörter!" kann auch ausdrücken: Ich suche nach passenden Wörtern, möchte nicht ausfällig werden. Die Ironie daran ist, dass der Herr Schauspieler dann indirekt einräumt, mit dem Allmächtigen nicht in Kontakt zu stehen. Lothar
frauenfeder (49) meinte dazu am 04.04.11:
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 loslosch meinte dazu am 04.04.11:
Ja, der Zwiebelfisch. Den habe ich jetzt weiterentwickelt (Sprichwörter/Sprichworte). Dieser letzte Satz (Buchstaben/Gedanken) trifft es nicht ganz. Ich kannte Zwiebelfisch, er aber mich nicht. Lo
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