18
Text
von RainerMScholz
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Ich kann keine panierten Putenschnitzel aus der Nachtkantine mehr sehen. Olaf hat Magengeschwüre wegen diesen Dingern, von denen man nicht so ganz genau wissen möchte, wo sie wirklich herkommen, Höchst, BASF – keine Ahnung, ob überhaupt ein Fleischerzeugnis damit gemeint ist. Natürlich auch wegen des Kaffees - aber ich kann keine Putenschnitzel mehr sehen! Jede Nacht gegen halb zwei Uhr gehen wir, nachdem wir den Poststern Frankfurt abgefertigt haben, verschwitzt und dreckig in die Kantine und fahren uns die fetten Brocken mit Eimersoße 'rein, dazu eiskalte Cola und modrigen Kaffee. Panierte Stücke von gefoltertem und plattgewalztem Geflügel, zusammengepresstes Fleisch, wahrscheinlich zu Lebzeiten noch, wenn es wirklich von Tieren stammt, obschon es nicht wirklich einen Unterschied macht, zugedeckt und eingewickelt mit fritiertem Brötchenklebstoff oder einem entsprechenden Sägemehlersatzstoff. Nach der konzentrierten Wucht Unwillen und Inkompetenz an Bord der Postflieger, nachdem wir so manche Ladung vorne hinauswerfen, um sie dann durch Blödheit hinten wieder einzuladen, nach dem ganzen Geschrei, Gezeter und gottlosen Fluchen, dem Hin und Her und Hüh und Hott, weil jeder mit einem roten Kittel glaubt, Chef zu sein, und wir lediglich Anweisungen befolgen können, die einigermaßen eindeutig sind und nicht aus tausend Richtungen gleichzeitig kommen, da muss einfach die Putenschnitzelbelohnung her, etwas in den Bauch, dass man merkt: man ist noch ein Mensch und nicht die Kisten- und Sackwerfmaschine in Reih und Glied, die gerade zwei Stunden lang im Akkord sechs Tonnen 'raus und wieder `rein befördert hat in den Flieger, wenn das reicht. Da ist noch nicht einmal die Weihnachtspost mitgerechnet, friss Scheiße. Denn soviel bist du wert hier. Dann kann ich mir auch den Wanst damit füllen bis mir schlecht wird. Alles aufgewärmtes Zeug und was vom Tage übrig blieb. Und wieder wird uns der Platz zugewiesen, der uns gebührt, was denen zusteht, die zur einstigen Elite aufsteigen sollen, um dann die rechte Politik zu machen. Elite - das ich nicht lache! Klar, ich kann jederzeit kündigen, hätte etwas Anständiges lernen sollen wie mein Vater, immer den Teller leer essen, damit auch morgen die Sonne scheint und wegen der Kinder in Afrika. Den Becher bis zur Neige ...was man beginnt, bringt man auch ...der Krug geht so lange, bis er bricht...was du heute kannst... Hänschen klein, geht allein... Leck mich am Arsch! Diese Putenschnitzel, sie verursachen hochvirulenten Krebs, und am Ende stirbt man an Hodenfäule. Um dem zu entgehen habe ich beschlossen, keine Putenschnitzel mehr zu essen, nie mehr, an keinem Ort der Welt. Und Olaf ist häufiger beim Gastroenterologen als beim Zahnarzt. Aber Olaf lässt auch schon einmal 'ne Plastikpizza im Gasofen verkohlen, wenn er morgens aus dem 'Cave' kommt, der Nachfolgekneipe des 'Negativ'. Immerhin hat er die Zellophanpelle vorher abgemacht. Neulich stand der Nachbar mit dem Mitschlüssel für seine Wohnung an seinem Bett, nachdem er glaubte, so gegen sieben Uhr noch Hunger haben zu müssen, und der rüttelte an seinem großen Zeh, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass der Qualm aus seiner Küchenzeile das gesamte Treppenhaus einnebele. Olaf hat immer noch Magengeschwüre, und natürlich geht er immer noch in die Nachtkantine.
Ich kann keine panierten Putenschnitzel aus der Nachtkantine mehr sehen. Olaf hat Magengeschwüre wegen diesen Dingern, von denen man nicht so ganz genau wissen möchte, wo sie wirklich herkommen, Höchst, BASF – keine Ahnung, ob überhaupt ein Fleischerzeugnis damit gemeint ist. Natürlich auch wegen des Kaffees - aber ich kann keine Putenschnitzel mehr sehen! Jede Nacht gegen halb zwei Uhr gehen wir, nachdem wir den Poststern Frankfurt abgefertigt haben, verschwitzt und dreckig in die Kantine und fahren uns die fetten Brocken mit Eimersoße 'rein, dazu eiskalte Cola und modrigen Kaffee. Panierte Stücke von gefoltertem und plattgewalztem Geflügel, zusammengepresstes Fleisch, wahrscheinlich zu Lebzeiten noch, wenn es wirklich von Tieren stammt, obschon es nicht wirklich einen Unterschied macht, zugedeckt und eingewickelt mit fritiertem Brötchenklebstoff oder einem entsprechenden Sägemehlersatzstoff. Nach der konzentrierten Wucht Unwillen und Inkompetenz an Bord der Postflieger, nachdem wir so manche Ladung vorne hinauswerfen, um sie dann durch Blödheit hinten wieder einzuladen, nach dem ganzen Geschrei, Gezeter und gottlosen Fluchen, dem Hin und Her und Hüh und Hott, weil jeder mit einem roten Kittel glaubt, Chef zu sein, und wir lediglich Anweisungen befolgen können, die einigermaßen eindeutig sind und nicht aus tausend Richtungen gleichzeitig kommen, da muss einfach die Putenschnitzelbelohnung her, etwas in den Bauch, dass man merkt: man ist noch ein Mensch und nicht die Kisten- und Sackwerfmaschine in Reih und Glied, die gerade zwei Stunden lang im Akkord sechs Tonnen 'raus und wieder `rein befördert hat in den Flieger, wenn das reicht. Da ist noch nicht einmal die Weihnachtspost mitgerechnet, friss Scheiße. Denn soviel bist du wert hier. Dann kann ich mir auch den Wanst damit füllen bis mir schlecht wird. Alles aufgewärmtes Zeug und was vom Tage übrig blieb. Und wieder wird uns der Platz zugewiesen, der uns gebührt, was denen zusteht, die zur einstigen Elite aufsteigen sollen, um dann die rechte Politik zu machen. Elite - das ich nicht lache! Klar, ich kann jederzeit kündigen, hätte etwas Anständiges lernen sollen wie mein Vater, immer den Teller leer essen, damit auch morgen die Sonne scheint und wegen der Kinder in Afrika. Den Becher bis zur Neige ...was man beginnt, bringt man auch ...der Krug geht so lange, bis er bricht...was du heute kannst... Hänschen klein, geht allein... Leck mich am Arsch! Diese Putenschnitzel, sie verursachen hochvirulenten Krebs, und am Ende stirbt man an Hodenfäule. Um dem zu entgehen habe ich beschlossen, keine Putenschnitzel mehr zu essen, nie mehr, an keinem Ort der Welt. Und Olaf ist häufiger beim Gastroenterologen als beim Zahnarzt. Aber Olaf lässt auch schon einmal 'ne Plastikpizza im Gasofen verkohlen, wenn er morgens aus dem 'Cave' kommt, der Nachfolgekneipe des 'Negativ'. Immerhin hat er die Zellophanpelle vorher abgemacht. Neulich stand der Nachbar mit dem Mitschlüssel für seine Wohnung an seinem Bett, nachdem er glaubte, so gegen sieben Uhr noch Hunger haben zu müssen, und der rüttelte an seinem großen Zeh, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass der Qualm aus seiner Küchenzeile das gesamte Treppenhaus einnebele. Olaf hat immer noch Magengeschwüre, und natürlich geht er immer noch in die Nachtkantine.
