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Text
von RainerMScholz
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Michael hat Geburtstag. Er wird achtundzwanzig Jahre alt. Michael hat im Grunde sein Studium längst abgebrochen und konzentriert sich auf Surfen, Motorradfahren und Kiffen. Er hat ein paar Bier zur Feier des Tages mitgebracht, ein paar Stiegen Edelkrone oder wie das Dosenzeug aus dem Aldi oder Penny auch immer heißen mag. Und tatsächlich traut sich keiner der Festangestellten - es ist die Opa-Schicht - in unseren Aufenthaltsraum. Die sehen durch die Fenster zu , wie sechzehn Studenten sich mit Büchsenbier volllaufen lassen und keine Anstalten machen, irgendeine Arbeit aufzunehmen. Die Stimmung ist euphorisch, selbst diejenigen, die sonst nie etwas trinken würden, sind mit von der Partie, vielleicht sogar ein wenig ausgelassener als die anderen. Das hält natürlich nur so lange der Vorrat reicht, und irgendwann müssen wir dann doch das Gepäck für den nächsten Tag in die Förderanlage einkodieren. Mit den angesoffenen trägen Köpfen bereitet das doppelte Mühe, aber vielleicht war es das wert. Michael bleibt einfach sitzen, trinkt noch ein Dosenbier. Er wird zwei Jahre später mit seinem Motorrad schwer verunglücken. Er wollte irgendetwas besorgen in der Schichtpause, mitten in der Nacht, knallt in die Leitplanke, mit diesem Blaumann an und der Rettungshubschrauber holte ihn ab. Er wird ein steifes Knie zurückbehalten. Wir sehen ihn nie wieder. Er möchte keinen Besuch empfangen, keine Nachricht erhalten, nichts. Er kam gerade aus dem Urlaub zurück, Surfen in Australien, bei einem Freund, den er dort besucht hatte, der dort wohnt, der einen Job hat, erfolgreich ist. Ausgerechnet in dieser blauen Uniform, die er so gehasst hat, Michael, die er so hasst. Ein weiterer Abschied. Verschwunden von heute auf morgen, weg, seine Zeitstechkarte aus dem Fach genommen und abgehakt, der Rest war Hörensagen. Ich kenne kaum noch seinen Namen. Das Karlskrone war schon in Ordnung. Das Karlskrone, das nicht Edelkrone heißt.
Michael hat Geburtstag. Er wird achtundzwanzig Jahre alt. Michael hat im Grunde sein Studium längst abgebrochen und konzentriert sich auf Surfen, Motorradfahren und Kiffen. Er hat ein paar Bier zur Feier des Tages mitgebracht, ein paar Stiegen Edelkrone oder wie das Dosenzeug aus dem Aldi oder Penny auch immer heißen mag. Und tatsächlich traut sich keiner der Festangestellten - es ist die Opa-Schicht - in unseren Aufenthaltsraum. Die sehen durch die Fenster zu , wie sechzehn Studenten sich mit Büchsenbier volllaufen lassen und keine Anstalten machen, irgendeine Arbeit aufzunehmen. Die Stimmung ist euphorisch, selbst diejenigen, die sonst nie etwas trinken würden, sind mit von der Partie, vielleicht sogar ein wenig ausgelassener als die anderen. Das hält natürlich nur so lange der Vorrat reicht, und irgendwann müssen wir dann doch das Gepäck für den nächsten Tag in die Förderanlage einkodieren. Mit den angesoffenen trägen Köpfen bereitet das doppelte Mühe, aber vielleicht war es das wert. Michael bleibt einfach sitzen, trinkt noch ein Dosenbier. Er wird zwei Jahre später mit seinem Motorrad schwer verunglücken. Er wollte irgendetwas besorgen in der Schichtpause, mitten in der Nacht, knallt in die Leitplanke, mit diesem Blaumann an und der Rettungshubschrauber holte ihn ab. Er wird ein steifes Knie zurückbehalten. Wir sehen ihn nie wieder. Er möchte keinen Besuch empfangen, keine Nachricht erhalten, nichts. Er kam gerade aus dem Urlaub zurück, Surfen in Australien, bei einem Freund, den er dort besucht hatte, der dort wohnt, der einen Job hat, erfolgreich ist. Ausgerechnet in dieser blauen Uniform, die er so gehasst hat, Michael, die er so hasst. Ein weiterer Abschied. Verschwunden von heute auf morgen, weg, seine Zeitstechkarte aus dem Fach genommen und abgehakt, der Rest war Hörensagen. Ich kenne kaum noch seinen Namen. Das Karlskrone war schon in Ordnung. Das Karlskrone, das nicht Edelkrone heißt.