Auch ein Herbst-Gedicht .....

Gedicht

von  Georg Maria Wilke

Herbst ist sich selbst, ist kein Kastanienbaum,
nicht welkes, braunes Blatt im reifen Wein
der Trauben –
Herbst ist eine Spur, nach woanders sein
als Seiendes –
Herbst ist, weil Sommer war und noch nicht Winter.
Im Herbst sind die Träume wie nackte Splitter,
auf heißer Flur, ausgebrannt wie Feuer
und keine Asche, die das Salz der Welt.
Herbst ist sich selbst und nur sich.

Herbst kann mehr sein
oder weniger, Herbst,
ist Bild, Ton, ist Wort,
Glas im Glas,
Fieber auf der Stirn, wenn der Körper kalt ist.
Herbst ist ein Funke – verstiebtes Sein,
zusammengekehrtes Gewölk auf blattlosen Winden,
ein glühender Edelstein –
kann sein …… kann mehr sein,
als ein Wort: HERBST  …… ist kein Herbst.
Herbst ist eine Tür zu einem Raum,
ein Raum der schlagenden Herzen,
ein Hurrikan Raum,
Bettgestell bloßer Fantasie.

Herbst ist ein Insichsein,
mit sich Herbst sein,
es herbstet – ich erkenne dich Herbst,
in meinem Gesicht, das Erinnerung heißt,
ohne zu hoffen bin ich herbstfühlend.
Ein Wächter ist der Herbst,
er öffnet und schließt die Tür der Zeit.
Herbst ist ein michaelisches Rondo.
Ich glaube den Herbst, denn ich weiß noch den Sommer.
Kein Herbst bin ich –
nur sein Atem …… nur sein Sinn.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (24.09.11)
Da hast du dem Herbst auf neuen Wegen nachgespürt. LG
Schneewanderer (52)
(24.09.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Peer (24.09.11)
Sehr schöne und tiefgehende Gedanken, die du, lieber Georg, da vor uns ausbreitest und eines Herbst-Gedichtes wahrhaft würdig.
(Manche deiner Texte erinnern mich stark an F. Hölderlin;-))
LG Peer

 Lluviagata (24.09.11)
Haaaaach.... du kannst es eben! ♥
Nimbus (35) meinte dazu am 24.09.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Nuance (47)
(24.09.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg (25.09.11)
Erinnert das an Hölderlin, erinnert es an Rilke? Nein, es ist etwas ganz Eigenständiges: Georg Maria Wilke
Beeindruckt
Ekki

 Tintenklexe (26.09.11)
Klasse! Welch tolles modernes, facettenreiches, tiefsinniges , berührendes, klangvolles Gedicht, habs gleich mehrmals gelesen. *******
Mit lieben Grüßen
Gabi
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram