Mein Freund Herr Whiskey, ich trinke ihn aus, gierig. Ein leichtes aufstoßen lässt einen Teil, unter einem Würgegeräusch, wieder aus meinen Mund laufen, lässt meine aufgeplatzten Lippen brennen. Aus der leeren Flasche grinst du mir aus meiner Erinnerung entgegen, die ich darauf hin an der Tischkante zerschmetter, so, wie du mich blutig zerschmettert hattest, vor Jahren. Den abgebrochenen Flaschen Hals noch in der Hand, lasse ich den nächsten Flascheninhalt in meinen Hals laufen. Mir wird schlecht, alles dreht sich, etwas fällt aus meiner Hand, es klirrt. Ich streiche mir durch mein Gesicht, es brennt, ziehe mir eine Scherbe aus der Lebenslinie, die so groß ist, dass sie meine Schicksalslinie gleich mit durchquert. Blut tropft aus meinem Gesicht, ich starre auf den Teppich, wie sich ein kleiner See bildet. In meiner Fantasie fahr ich Bötchen auf ihm, stürze mich hinein, ertrinke darin. Ein lächeln zuckt über mein Gesicht, wie bei einem Wahnsinnigen. Lange starre ich auf den Boden, bis es irgendwann aufhört zu tropfen. Der Schnitt muss tief sein, den die Scherbe beim durchstreichen meines Gesichts, noch in meiner Hand steckend, hinterlassen hat. Ich weine, flenne, Rotz läuft aus meiner Nase, während mich die pure Verzweiflung reitet. Louis!, weißt du noch damals, als das Leben uns noch nicht zerbrochen hatte? Könnte ich noch einmal einen Tag mit dir erleben, nur einen einzigen herrlichen Tag, ich würde meine restlichen zu gern dafür eintauschen! Louis, O Louis!, selbst wir hatten einst schöne Momente, bevor wir unter Felsen begraben wurden, knochenbrechend und knirschend, das letzte bisschen Glück aus uns quetschend. Du hast mich hier allein gelassen, hast die Welt vor mir verlassen, du Glückliche! Die nächste Flasche Whiskey trinke ich auf dich!, mit großen Zügen, verschlucke mich, huste, weine, kotze, nur um wieder hastig weiter zu trinken, in riesigen Schlücken, viel zu großen, mit weit aufgerissenen Augen, keine Luft kriegend. Als sie leer ist, atme ich auf, wie ein ertrinkender, atme, atme, doch habe ich das Gefühl keine Luft zu kriegen, atme immer schneller und schneller. Mir ist so elendig, Panik lässt mich aufstehen, meine Beine halten mich nicht, und falle hart zu Boden. Unter meinem Gesicht höre ich Scherben schneidend, in meinem Erbrochenem liegend. Ich drifte weg, ganz langsam, meine geöffneten Augen sehen nichts mehr, nur Dunkelheit. Werde ich wieder aufwachen?, will ich wieder aufwachen? Ja!, in deinem Armen Louis. Wirst du kommen?, wenn es so weit ist und mich abholen? Gleißendes Licht blendet mich, wer ist da? Louis, bist du es Louis? Ich habe Angst!, halt mich, halt mich ganz fest ...