Wortdurchfall

Gedicht zum Thema Schreiben

von  tigujo

.

Sei's viral, sei's bakteriell -
manchmal fließen sie, die Worte,
rinnen gar, und keine Pforte
kann sie stoppen - sind zu schnell.

Bakteriell, oft auch viral,
blubbert hastig Anverdautes,
teilweis bröcklig Ungekautes
roh von oben voll ins Tal.

Inhaltlich wirkt es verwässert,
von der Form her frei wie Brei -
zwecklos, wer hier nachverbessert,
nein, da hilft bloß Arzenei:

Dann verdichtet schon der Bauch -
dies senkt auch Papierverbrauch.

.


Anmerkung von tigujo:


Gewidmet all uns jenen,
die vorgeblich von der Seele schreiben,
uninsgeheim jedoch bloß einer Magenverstimmung nachgeben,
welcher kritisch eher nachzugehen wäre

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Kommentare zu diesem Text


 franky (30.03.12)
Das hast du treffend definiert.
Muss zugeben, diese Idee hatte ich auch schon des Öfteren.

L-G Franky

 tigujo meinte dazu am 30.03.12:
Danke, Franky

Mich hat schön längere Zeit gewundert, wie manche über lange Zeit hin hier auf KV ihrem Wortdurchfall nachgeben müssen, und mich gefragt, warum dem so sei.

Hab zwei Erklärungen:

Die erste, es gibt welche, die wissen um den olfaktorischen Faktor sehr wohl Bescheid, und machen es halbwegs bewußt - um Aufmerksamkeit zu gewinnen, auch eine Form des Anerkennungsheischens. So wie Einkotungen von Kindern ja durchaus etwas mit "Sich präsentieren" zu tun haben, sie wachsen - oft auch ohne therapeutische Hilfe - meist heraus.

Die zweite Gruppe bemüht sich sogar, den Wortdurchfall nicht zu stoppen, da sie - meiner Meinung nach fälschlicherweise - der Ansicht ist, nur so wären sie authentisch. Sie vergessen dabei, dass auch verdichtete Formen ja durchaus noch die individuelle Duftnote tragen, also ebenso authentisch wären, bloß angenehmer.

Ach, das gefällt mir, dass auch du die Idee schon länger mit dir trägst - was wäre denn mit deinen Wurf zu diesem Thema? Wäre schön, deine Umsetzung zu lesen, vielleicht machen auch andere mit - ein neues Fachbuch entstünde

Freu mich darauf!
lg tigujo

 loslosch antwortete darauf am 30.03.12:
- oft auch ohne therapeutische Hilfe -

der saß!

 loslosch (30.03.12)
dichterisches bauchgefühl. in korrekter sprache persifliertes thema. das erzeugt ein schönes spannungsverhältnis. lo

 ViktorVanHynthersin schrieb daraufhin am 30.03.12:
Spricht der Fachmann hier nicht von Logo Diarrhoe? )
Herzlichst
Viktor

 tigujo äußerte darauf am 30.03.12:
@losloch: Danke - wenn man sich schon über Wortdurchfall lustig macht, sollte man selber nicht an diesem Beispiel ihn dann auch noch ungewollt exemplieren, das war die Challenge

@ViktorVanHynthersinn:
Der Fachmann spricht von 'Logorrhoe'
Ernsthaft, auch Wikipedia widmet sich dem - auch wenn diese im international gültigen ICD 10 (GM 2012) noch nicht aufscheint, bloß K 52.9, die unbestimmte Diarrhoe

Aus http://www.lexikon-psychologie.de/Logorrhoe/:
"Logorrhoe:
Es handelt sich um einen ausufernden Redefluss.

Affektive Störungen (Psychose)
Ideenflucht (auch Logorrhoe) Größenideen ("ich habe Kontakt zu höchsten Regierungskreisen") bei dysphorischer Gereiztheit durchaus auch Verfolgungswahn ("alle wollen an die Macht!", "die gönnen mir das nicht!") "

Das mit Magenverstimmung, welcher eigentlich kritisch nachzugehen wäre, meinte ich in der Anmerkung deshalb durchaus konstruktiv doch solange ein Persönlichkeitsmerkmal einem nicht das Leben versaut, soll es so bleiben, wie es ist, wen stört's

Danke für die Kommentare, waren inspirierend
lg tigujo

 loslosch ergänzte dazu am 30.03.12:
der olle schiller sah das noch anders: Wenn gute Reden sie begleiten,/ Dann fließt die Arbeit munter fort.

 Fuchsiberlin (30.03.12)
Der Inhalt klingt wie fettreiches Essen, an dem die Verdauung an Verstopfung leidet.

Widmungen polarisieren manchmal, und ein anderes Mal finden sie ein Körnchen im vegetarischem Brei, oder etwas mehr, oder so...

Lg
Jörg

 tigujo meinte dazu am 30.03.12:
Hab gschmunzelt bei deinem Kommentar, danke

Ja, Widmungen polarisieren oft - und das sollen sie auch manchmal dürfen, denk ich mir.

Es ist nicht nur mir ein Anliegen, die offensichtlichen Wortdurchfälle hier auf KV reduziert zu sehen, da sie die seelisch-poetische Sanitärzelle hier überbeanspruchen, und sich ein neuer Gast womöglich mit Grausen abwendete: Art mein Versuch, prinzipiell - bei aller Freiheit, die es hier zum Glück gibt und geben sollte - etwas über Qualität zu plaudern, mehr nicht.

Ich dachte mir, vielleicht reicht ein direktes Thematisieren, wäre zielführender als die ewig gleichen Schleifen in den Kommentaren, wo man mehr oder weniger darum bittet, der Autor möge doch eine winzige Anstrengung vorher einlegen, und vorm Hinhocken es sich doch setzen lassen und 'verdichten' - womöglich gar noch Textarbeit zu betreiben.

Dank an deine Worte, lg tigujo

 EkkehartMittelberg (30.03.12)
Wenn die Worte durchgefallen,
kannst du nur noch lallen, lallen.
Man kann schnell ein Werk vergeigen,
besser wäre manchmal Schweigen.
Wie wahr ist deine Diagnose, Tigujo
LG
Ekki

 tigujo meinte dazu am 30.03.12:
Oh Dank - ja, Tippen ist Silber, Löschen ist Gold, wie der Lateiner mit "si tacuisses..." schon bemerkte.
So, jezzan schweige ich aba gschwindigst
lg tigujo
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