Geb-lieben

Villanelle zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma

von  Irma

Ganz still lag sie für viele Stunden.
Er quälte sie mit harten Hieben.
Die Hände waren ihr gebunden.

Ihr Körper schmerzte so zerschunden.
Nachher hat er ihn eingerieben.
Ganz still lag sie für viele Stunden.

Am liebsten wäre sie verschwunden,
und doch ist sie bei ihm geblieben.
Die Hände waren ihr gebunden.

Erklärungen hat sie gefunden:
„Die Eifersucht hat ihn getrieben!“
Ganz still lag sie für viele Stunden.

Er schwor, sie nie mehr zu verwunden.
Unendlich würde er sie lieben!
Die Hände waren ihr gebunden.

Nachts suchte man nach ihr mit Hunden.
Am Waldrand fand man sie um sieben.
Ganz still lag sie für viele Stunden.
Die Hände waren ihr gebunden.

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Kommentare zu diesem Text

Gruszka (62)
(29.04.12)
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 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Danke Dir ganz herzlich, liebe Irene. Freue mich sehr, dass Dir meine Villanelle gefällt! Ich finde es übrigens sehr reizvoll und faszinierend, dass die Form der Villanelle anscheinend gleichermaßen für die lustige wie für die ernste Befüllung tauglich ist. Aber Du weißt ja: Das Spiel mit den Wörtern kann ich mir auch bei einer ernsten Thematik nie so ganz verkneifen. Herzliche Grüße, BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 04.05.2012)
janna (66)
(29.04.12)
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 Irma antwortete darauf am 04.05.12:
Ja, Janna, irgendwie scheint es eine Menge Gründe zu geben, warum Frauen bei solchen Typen bleiben (finanzielle Abhängigkeit, emotionale Abhängigkeit usw.). Sicher kennst Du dieses tolle Lied von den "Ärzten" zu diesem Thema: "Manchmal, aber nur manchmal, haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern. Immer, ja wirklich immer, haben Typen wie du was auf die Fresse verdient." LG und Dank, BirmchenIrmchen
magenta (65)
(29.04.12)
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 Irma schrieb daraufhin am 04.05.12:
Danke Dir herzlich, Heidrun. Ich habe solche Fälle auch schon miterleben müssen. Man fühlt sich irgendwie machtlos bzw. hilflos. Gute Ratschläge fruchten nicht oder nur für den Moment. Die Leidensfähigkeit mancher Frauen ist beachtlich. LG BirmchenIrmchen

 tigujo (29.04.12)
.

Fesselnd.

Ich hab den Eindruck, die Villanelle arbeitet den Unterschied stärker hervor zwischen manch halbwegs gelungenen, wo bloß der Inhalt nicht ganz mit kann, und denen, wo sie ein gelungenes Ganzes ergibt. Diese hier ist - für mich - ein Beispiel für ein gelungenes Ganzes. Ein beispielhaftes sogar - hab vorher andere Villanellen aufgespürt, bin mir sicher, diese da ist ein Glanzstück und ragt hervor. Wie sagt man dann'? Hervorragend!

Hut ab, Gratulation, was soll ich noch sagen, es paßt einfach.
Fühl mich vanilliert

lg tigujo

 Irma äußerte darauf am 04.05.12:
Ich werde ganz rot und weiß gar nicht, was ich zu soviel Lob sagen soll, lieber tigujo. ) Bedanke mich natürlich ganz artig und fühle mich außerordentlich geehrt. Ob diese Villanelle als Musterbeispiel taugt, vermag ich nicht zu sagen. Schließlich habe ich sie ihrer fünften Hebung beraubt. Aber ich fand das passend, um das Beengte zu verdeutlichen. Freue mich jedenfalls riesig über Dein Lob und darüber, dass ich Dich mit meiner "Vanille" fesseln konnte. ) LG BirmchenIrmchen
P. S. "Vanill-je", "Medaill-je", "Taill-je", also bestimmt auch "Villanell-je", nicht wahr??? )
(Antwort korrigiert am 04.05.2012)

 tigujo ergänzte dazu am 04.05.12:
So nach Art Vanilla-Taillje...

 Irma meinte dazu am 04.05.12:
;-))

 Martina (29.04.12)
Weil mir nicht die Hände gebunden sind, kann ich dir schreiben, wie sehr mir dein Text gefallen hat- trotz trauriger Thematik =)

Lg Tina.

 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Dann danke ich Dir ganz herzlich, liebe Tina, dass Du so frei warst, mir Dein Gefallen zu bekunden. Habe mich sehr darüber gefreut! LG BirmchenIrmchen

 AZU20 (30.04.12)
Die Ausweglosigkeit kommt rüber. LG

 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Danke, Armin. Für diese Frauen scheint die Situation wirklich auswegslos, obwohl es sicherlich immer Wege hinaus gäbe. LG BirmchenIrmchen

 ViktorVanHynthersin (30.04.12)
Ein überzeugender Text, eindringlich und gut geschrieben!
Herzlichst
Viktor

 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Danke schön, lieber Viktor! Es freut mich, wenn mir das gelungen ist. LG BirmchenIrmchen
Regentrude (52)
(01.05.12)
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 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Danke sehr! LG BirmchenIrmchen

 plotzn (03.05.12)
Villanellen wirken auf mich oft ins Schema gepresst. Bei dieser hier fügen sich die Wiederholungen ganz ungezwungen in den Text, was auch daran liegt, dass "die Hände waren ihr gebunden" unterschiedlich gedeutet werden kann. Sehr gelungen, Irmchen!

lg Stefan

 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Genau genommen habe ich die Villanelle in ein sehr enges Korsett gepresst, Stefan, indem ich ihr die fünfte Hebung genommen habe. Wenn sie trotzdem locker und leicht rüberkommt, freut mich das umso mehr. Das Wechselspiel zwischen fester (gebundener) und freier (übertragener) Wortbedeutung erschien mir bei dieser Thematik ebenfalls passend. Freue mich sehr über Dein Lob und danke Dir ganz herzlich! LG BirmchenIrmchen

 tigujo meinte dazu am 04.05.12:
Hebungen genommen? Der text ist erhebend genug

 Irma meinte dazu am 04.05.12:
Danke, tigujo, dann lass uns einen drauf heben! Zum Wohl! ) LG BirmchenIrmchen
Beaver (41) meinte dazu am 07.05.12:
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 Irma meinte dazu am 07.05.12:
Villanellen langweilig? Und das aus dem Munde eines Villanellen-Dichters? Umso mehr freue ich mich jedoch, dass Dir diese hier gefällt, Manu. LG BirmchenIrmchen
Beaver (41) meinte dazu am 07.05.12:
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 Irma meinte dazu am 08.05.12:
Also ich mag Deine Villanellen. Sie waren Anreiz für mich, es auch einmal zu versuchen. LG
Beaver (41) meinte dazu am 08.05.12:
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 Irma meinte dazu am 08.05.12:
Kommt Zeit, kommt Tat... Danke für den Tipp, Manu, werde mich bestimmt früher oder später auch mal daran wagen! ) LG BirmchenIrmchen

 larala (10.07.13)
Wunderbar, traurig, berührend.
Liebe Grüße!

 Irma meinte dazu am 11.07.13:
Danke schön! Freue mich sehr über Deine Worte. LG Irma
(Antwort korrigiert am 11.07.2013)

 Isaban (05.08.13)
Eigentlich mag ich Villanellen nicht, weil sie beim Lesen immer so leiern. Hier aber sind sie die perfekte Gedichtform um die alte Leier darzustellen: Gewalt und Aussichtslosigkeit in der Ehe.

Bis dass der Tod euch scheidet - im wahrsten Sinne des Wortes.

Sehr schön, wie hier das Grauen sich langsam steigert, wie jede Wiederholung qualvoller wird, wie das absehbare Ende dann die Bestätigung dessen ist, was man - als Leser und Krimibetrachter - sowieso schon wusste: Es konnte kein gutes Ende nehmen.
Man hofft bis zuletzt (ich zumindest, bis S6, V1), dass die Ehefrau die Flucht in die Freiheit antritt, aber die einzige Freiheit, die auf sie wartete, ist der Tod. Und keiner, weder Nchbarn, noch Familie, noch Freunde - keiner hat gewusst, wie es um diese Ehe stand, warum sie auch im Winter eine Sonnenbrille trug, woher all die blauen Flecken kamen, warum sie so oft im Krankenhaus war, warum sie nicht mehr vor die Tür ging, warum ... Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.

Eine im höchsten Maße gelungene Vilanelle!

Liebe Grüße

Sabine
(Kommentar korrigiert am 05.08.2013)

 Irma meinte dazu am 12.08.13:
Vielen Dank, Sabine, für dieses große Lob. Ich freue mich sehr, dass meine alte Villanelle nochmal ausgegraben wurde. Villanellen haben für mich durchaus ihren Reiz, eben weil sie sich nicht so leicht mit Leben füllen lassen. In diesem Fall habe ich es mit dem Tod versucht. Dass mir das anscheinend gelungen ist, freut mich sehr. Liebe Grüße zurück, Irma
ues (34)
(18.10.14)
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 Irma meinte dazu am 20.10.14:
Ein tolles Kompliment, Ues! Dankeschön! Freue mich immer ganz besonders, wenn hier auch ältere Texte wieder einmal ausgegraben werden. LG Irma

 princess (19.10.14)
Liebe Irma,

selten, falls überhaupt jemals, fand ich das Thema so perfekt umgesetzt wie in dieser Villanelle. Sehr gelungen. Und beklemmend gut.

Liebe Grüße
Ira

 Irma meinte dazu am 20.10.14:
Oh, ganz lieben Dank, Ira. Was für ein wundervolles Kompliment! Und das für einen älteren Text. Freue mich riesig! LG Irma

 HerrSonnenschein (03.07.16)
Wirklich ein kleines Meisterwerk! Ein sehr bedrückendes Thema in eine Form gegossen. Oder war es umgekehrt? Jedenfalls wirkt hier die Form nicht gekünstelt sondern folgt der Funktion.
Hat mich sehr beeindruckt.
Grüße vom Sonnenschein

 Irma meinte dazu am 06.07.16:
Lieber Herr Sonnenschein, du hast mir meinen Tag erheitert! Ich danke dir sehr herzlich für das Ans-Licht-Holen meiner alten Villanelle. Freut mich, dass ihre Wirkung erhalten "geb-lieben" zu sein scheint. Viele liebe Grüße, Irma
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