Der Dachgiebel grüßt nach dem Einbiegen. Ich rutsche den Träger, der sich ins Fleisch der rechten Schulter schneidet, nach oben und blicke ihm entgegen. Seit der Apfelbaum seine Zweige über den Balkon hängen lässt, freue ich mich wieder auf die Abende.
Etwas trifft meine Augen, die Stirn, den Mund und füllt alle Winkel. Blinzelnd blicke ich an mir herunter, seh die Schuttsteine zurück in den Staub fallen. Dahinter ein schadenfrohes Grinsen, das sich im Gesicht des Kleinen platziert hat. Noch ein Stückchen weiter hinten nimmt eine Frau, den Stümmel aus der Frontzahnlücke und atmet aus. Ich warte, dann geh ich zwei Schritte auf sie zu, lächelnd. Der Junge hüpft an ihre Seite, starrt mich mit strahlenden Augen, in denen unterschwellig Schuld liegt, an. „Das macht man nicht!“, sage ich freundlich, aber bestimmt. Er kichernd, während sie ihren Arm ausfährt, um ihn an sich heran zu ziehen. „Mami, was ist mit der Frau?“ - „Sieh sie dir gut an, mein Sohn! Wenn du nicht brav bist, wirst du wie sie!“ Fragend blickt er zu ihr auf – ich tue es ihm gleich „Das ist eine ganz böse, verbitterte Frau!“ Ärgerlich und ratlos lege ich bis zu Haustür leise Schritte in den Staub.
Als das Schloss zufällt, steife ich den Tag ab. Der Apfel blüht. In seinem Duftkreis richte ich mich ein, lasse die Fingerknöcheln knacken und beginne dann zu tippen: Begriffsklärungen. Das Dunkle schmeckt herrlich. Friedlich gleitet Wort für Wort -
bis die Vögel in alle Richtungen aufsteigen, während die Kinder der Straße, wie Pilze – nur um ein Vielfaches lauter - aus dem Boden schießen. Hugo beschließt, dass der Rasen fällig ist und Werner wartet bis der fertig ist, bevor er seinen Neuen anschmeißt, als beanspruche er den Klang seines Motors für sich.
Den Bienen ist‘s gleich. Ich stecke die Kopfhörer ein.
Kleinlilli hatte gestern Geburtstag. Gerade ist sie mit ihrem Geschenk vom Park zurückgekommen. Die Tonlage des Rosaschleifchenträgers findet irgendwie einen Weg an der Polsterung der Hörer vorbei. Gut, dass das Stromkabel bis raus reicht, da kann man schon mal den Regler in den roten Bereich schieben.
Plötzlich Rauchschwaden hinter der Gartenlaube. Ich mache ein Ohr frei. Die alte Dame mit dem Kopftuch schnauzt ihren Mann an, der undefinierbare Gegenstände in ein Feuerfass wirft und lacht. Vielleicht ganz gut, dass ich nicht verstehe, welche Wörter sie ausstößt, als sie die Wäschestücke zusammenraff und im Haus verschwindet.
Vom einsturzgefährdeten Balkon schräg gegenüber hebt der absturzgefährdete Gunter seine Falsche zum Gruß. Ich nicke nur, lasse die Hefe im Glas drehen, und beobachte aus den Augenwinkeln, wie er sein Fernglas putzt. In diesem Moment beginnt das linke Lid unwillkürlich zu zucken. Dennoch konzentriere ich mich wieder auf das zarte Rosa, das zwischen den weißen Blättern knospt und die Definitionen.
Gunters Pinscher scheint Lillis Geburtstagsgeschenk nicht zu gefallen. Die maximale Lautstärke ist erreicht – ich sitze gerne draußen. Der Qualm zieht durch die Äste und parkt unter meiner Nase. Ich packe zusammen. Als ich am Flurspiegel vorbeilaufe verhöhnt mich ein verbittertes Gesicht.
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Man kann auf glatten Flächen rutschen, aber "Träger rutschen" - Nein.
Ich kann nur raten, du wolltest etwas wie "Ich schiebe den Träger (... )nach oben ..." schreiben. Oder auch nicht.