2012 wird die Welt sicher untergehen, nicht?

Bild zum Thema Erkenntnis

von  Muuuzi

Das Kind stand auf der Straße. In schmutzigen Kleidern durchwühlte es alte Tonnen mit altem Papier. Durstig und hungrig zog es durch fremde Gegenden, die keinen Platz für es zu haben schienen.
Hunde bellten. Katzen streunten. Und Armut herrschte in seinem kleinen Körper. Die Gegenden kannten nur das Gegenteil. Reichtum und Macht, wohin man zu sehen vermag.
„Nur weg mit diesem Balg. Es verdirbt mir den Ausblick!“, riefen die feinen Damen.
„Nur weg mit dem Haufen! Es verdient unser Antlitz nicht!“, riefen die reichen Herren.
Das Kind war nicht neidisch. Es war nicht eifersüchtig oder beleidigt. Es nahm sein Schicksal hin und lebte mit dem ständigen Drang, Nahrung ausfindig zu machen.
Zum Schlafen legte es sich auf eine harte Parkbank. Manchmal unter einer Brücke. Oder auf einem halten Steinboden.
Freunde hatte es keine. Vor den städtischen Banden hatte es Angst. Es war schon immer ein Außenseiter gewesen. Die anderen Kinder mochten es nicht. Sie machten sich über sein Aussehen lustig, da es nur noch ein Auge im Gesicht trug.
Das andere Auge wurde ihm bereits in Babytagen von einem Mann ausgebrannt. Er erhoffte sich mehr Profit, wenn ein Kind nur noch ein Auge hatte. Mitleid der Leute blieb aber aus. Nun war es da Monster der Straßen.
Die Zeit verging und das Kind lebte. Wenn es auch leben musste.
Leute verprügelten und schlugen es, bis es halbtot in einem Graben lag. Wozu nur diese widerlichen Bettlerkinder, diese Hurensöhne, die es nicht wert waren, dass man sich um sie kümmert. Eine Tracht Prügel sollte ihnen zeigen, dass sie überflüssig waren. Ach was soll’s. Wer würde denn um sie weinen? Nicht einmal die Welt würde sie vermissen. Diese Parasiten. Diese Armen! Wenn man arm ist, ist man schließlich weniger wertvoll. Das weiß sogar die Kirche. Nicht?
Lieber noch ein weiteres Geschenk für die eigenen Kinder kaufen, welches sie zwar in 2 Tagen nicht mehr ansehen, ihnen jedoch 2 Tage Spaß bereiten wird. Die eigenen Kinder sind schließlich die eigenen Kinder. Was hat man als Vater davon, wenn man armen Kindern zu essen gibt? Die Wirtschaft erlaubt diverse Ausgaben nicht. Man muss schließlich selbst sehen, dass man ein gutes Leben führt.
Was interessieren mich die verhungernden Kinder in Afrika, wenn es bei uns Kinder gibt, die nicht mal eine Playstation haben? Fürchterlich. Zuerst soll es denen gut gehen. Wenn wir spenden, dann natürlich solche Sachen. Letztens hat man doch tatsächlich gesehen, dass ein Kind nicht weiß, wie ein Fernsehapparat aussieht. Schrecklich. Und gespendet hat man ja dann. Das Gewissen ist erfüllt und gut.
Fertig.

Anderswo baute ein Bauer ein neues Gehege für seine Tiere. Er hatte mittlerweile 600 Schweine, 200 Kühe und 300 Hühner. Ein leidenschaftlicher alter Herr, der für die Milchproduktion, Eierlieferungen und Fleischherstellung lebte.
Natürlich hatten die Tiere wenig Platz. Doch da Tiere ohnehin nicht lachen konnten, glaubte der Bauer fest, dass es ihnen gut gehen würde. Ob sie weinen konnten, wusste er nicht. Woher auch?
Er ging davon aus, dass das was er sah, wirklich war. Und diese Wirklichkeit auch wahr für die Tiere sein würde. Und da es ihm gut ging, musste es den Tieren selbstverständlich auch gut gehen. Er war stolz auf seinen Hof und seine Tiere, welche nur einen Zweck erfüllten. Ausbeutung ihrer naturbedingten Materialien. Aber das war ja nicht schlimm.
Der Bauer dachte nicht, dass sie denken konnten. Sie sagten schließlich nichts und beschwerten sich auch nicht. Was sollten sie auch groß zu sagen haben? Muh? Mäh? Und Grunz?
Sie bekamen schließlich gratis Kunstbefruchtungen. Welche Frau heutzutage bekommt so etwas Luxuriöses? Jede Frau würde sich doch wünschen, nicht Sex haben zu müssen. Die Migräne wird nicht mehr als Ausrede gebraucht und alles ist wunderbar. Über Schlaf schwanger werden. Was gibt es schöneres? Die Kühe sollten sich freuen.
Wenn ihre Kinder dann da sind, brauchen sie sich eh auch keine Gedanken machen, was mit ihnen passiert. Ja sicher… sie werden bald weggeschafft, entweder ermordet oder ausgebeutet, aber hey… das weiß die Mutterkuh doch nicht.
Und wenn sie es wüsste, wäre es ihr vermutlich auch egal. Sie hat ohnehin schon wieder ihr nächstes Kalb im Bauch. Der Milchvorrat darf für die durstige Gesellschaft niemals ausgehen.
Der Bauer legt sich schlafen. Schließt seine Augen und denkt an was Schönes. So viele nette Tiere hat er.

Und so viel Geld bringen sie ihm ein. Welch wunderbare Geldwerkstatt. Oder sollte er sie mittlerweile Geldfabrik nennen?

Robbenbabys sind ja noch Babys. Die merken doch ohnehin nichts vom Tod. Ach quatsch. So qualvoll wird es auch nur von den Medien dargestellt. Die sind doch nur neidisch, weil sie keine so herrliche Nerze abbekommen. Das ist ihr echtes Problem.
Dann…


Der Regenwald wird abgeholzt. Aber wer braucht heutzutage bitte noch Luft? Luft wird doch eigentlich überbewertet. Viel wichtiger sind doch noble Häuser aus Teakholz. Atemgeräte kann man sich dann immer noch kaufen. Und die Wüste die entsteht, lässt zumindest viel Freiraum. Neue Häuser könnten gebaut werden. Oder solch wunderbaren Sojaplantagen. Eine wirklich gute Idee. Bäume können sowieso nichts, außer Holzmaterialien liefern.
Was können Bäume? Die können ja nicht mal sprechen…

Jaja… 2012… geht die sicher Welt unter. Furchtbares wird geschehen. Viele werden sterben. Ungerechtigkeit in jeder Ecke! Alle sollten sich fürchten!


Anmerkung von Muuuzi:

ach... tut mir leid wegen der Länge!

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Kommentare zu diesem Text

Gringo (60)
(28.06.12)
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 Muuuzi meinte dazu am 28.06.12:
Danke für deinen Kommentar! :)
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