Der Unterschied

Geschichte zum Thema Fantasie

von  ThalayaBlackwing

Es war eine idyllische Gegend, ein Garten oder ein Park. Es war ruhig und die Sonne schien hell und warm. Vögel, viele Vögel, die Thalaya noch nie gesehen hatte, flogen umher oder nutzten das Vogelbad ganz in der Nähe der Bank, auf der Thalaya saß. Sie wusste nicht, wo sie war und auch nicht, wie sie hierherkam.

'Habe ich den Kampf verloren? Ist das der Tod?'

So schlimm konnte es dann also nicht sein, dass sie tot war. Sie hatte immer die schlimmsten Befürchtungen gehegt. Sie hatte immer geglaubt, ihre Seele würde nach dem Tod ihres Körpers in das Immaterium gehen und dort zum Spielball der Dunklen Vier werden. Die vier Chaosgötter. Doch sie waren keine Götter, es waren Dämonen. Die schlimmsten und die ältesten. Khorne, Slaanesh, Nurgle und Tzeentch. Ein jeder entstanden aus den negativen Gefühlstrieben aller intelligenten Wesen, die ein ausreichendes psyonisches Potential haben. Auch brauchen sie diese Gefühlstriebe, um am Leben erhalten zu bleiben. Sie sind daher nicht an eine Spezies gebunden, aber das Imperium, als mächtigstes Reich, macht die Menschheit damit zur Hauptquelle der Macht der Dämonen und aus den Reihen der Menschen kommen auch die meisten Anhänger.

Tzeentch ist der Dämon der Magie, der Intrigen und der Beherrscher des veränderlichen Zeitstroms. Seine bevorzugten Anhänger sind Psyoniker.

Slaanesh, er macht keine Unterschiede zwischen seinen Anhängern, wichtig ist, dass sie das tun, wofür er steht. Er ist der Gott der Ausschweifung und der Dekadenz.

Nurgle hat seine meisten Anhänger aus der Unterschicht. Als Gott der Verwesung, des Gestanks, des Verfalls, der Krankheiten und der Pestilenz würden seine Anhänger außerhalb der Slums doch zu sehr auffallen mit den oft vereiterten Wunden oder Mutationen, die ihr Inneres nach außen kehren. Bleibt noch Khorne. Der Gott, der Dämon des Krieges, des Nahkampfes und des Blutvergießens. Ein Psyoniker ist niemals ein Anhänger Khornes, denn dieser verachtet den Einsatz von psyonischen Fähigkeiten.
Die Vier waren die bekanntesten, auch wenn andere existieren, die aber weder von der Bekanntheit noch von ihrer Macht ansatzweise an die Dunklen Vier heranreichen.

Nun stand Thalaya also in diesem Garten und blickte sich um. Es gefiel ihr hier. Es war wie im Leben. Sie fand Ruhe, Entspannung in der Einsamkeit eines Gartens. Doch diese Ruhe, dieses Entspannen war Thalaya nicht lange vergönnt. Irgendetwas zwang ihre Aufmerksamkeit auf sich. Aber was? Sie erhob sich von der Bank und ging durch den Garten. Thalaya suchte, aber wusste nicht, wonach. So ging sie unruhig umher. Wieso fand sie nicht die Ruhe, die sie sonst immer im Garten, im Park fand? Was wühlte Thalaya so auf? Schließlich hörte sie etwas. Eine kleine Kinderstimme, die ihr so seltsam bekannt vorkam. Thalaya ging näher, sie wollte wissen, wer da so lachte. War es eines der Kinder aus ihrer Vergangenheit oder eines der Kinder im Tempel? Woher kannte Thalaya dieses Lachen? Und dann ging sie um eine Biegung des Weges, der durch eine Hecke verborgen lag. Dort sah sie sie. Sich. Nein, nicht sich. Das war unmöglich. Und doch, da ganz eindeutig, das war doch sie, Thalaya. Nun... wie sie vor acht Jahren war. Das kleine, unschuldige Kind, das sie damals gewesen war. Und wie es der Zufall wollte, oder war es hier einfach vorherbestimmt, trat Thalaya auf einen trockenen Zweig. Das Kind drehte sich zu ihr um und betrachtete sie mit den gleichen grünen Augen, die auch Thalaya hatte. Mit dem gleichen Ernst. Mit Augen, die viel zu alt waren für das Kind.

„Du solltest nicht hier sein!“, sagte das kleine Mädchen mit Thalayas Stimme.

„Ich ... wer bist du?“

Thalaya war verwirrt. Was sollte das? Was ging hier vor sich? War sie nun völlig wahnsinnig geworden?

„Ich bin du! Und ich dachte, ich wäre intelligenter. Aber du hast mich ja vergessen! Du hast vergessen, was wir uns geschworen haben!“

„Was wir? Das heißt, du meinst ... ich habe es tatsächlich vergessen. Ich wollte meine Eltern rächen.“

„Ja! Du hast es mir versprochen! Du wolltest die bestrafen, die dafür verantwortlich sind, dass du deine Unschuld und dein Leben verloren hast.“

„Und es gibt noch etwas anderes, das ich vergessen habe. Das hat mir beinahe das Genick gebrochen. Männer sind immer gleich! Ich hätte es niemals vergessen dürfen! Männer haben mir immer nur Leid eingebracht. Wieder und wieder! Ich verspreche dir, kleine Schwester, ich werde den Tod unserer Eltern
nicht ungesühnt lassen.“


Mit diesen Worten sprang ihr die kleine Thalaya in die Arme, sie drückten sich, hielten sich fest und versprachen einander, sich niemals zu vergessen. Und alles verschwand in bunten Farben. Doch als die Umgebung wieder Form annahm, stand Thalaya nicht mehr im Garten. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Aber wenn ja, wo war sie dann jetzt? Es wirkte seltsam vertraut. Aber Thalaya war sich sicher, dass sie hier noch nie gewesen war. Wieder so ein wirrer Traum wie der eben? Aber nein, es war niemand da. Sie war allein. Einsamkeit. Sie kannte es nur so. Es war ihr bekannt, da fühlte sie sich sicher. Sie wollte nichts anderes. Sie war da auch nicht so verletzbar. Es war dieser Moment, in dem sie für sich beschloss, sich für immer vor allen zu verschließen.

In ihrem Herzen sehnte sie sich nach Liebe, ohne jedoch zu wissen was sie suchte. Denn obwohl ihre Eltern stolz waren und wohl so etwas empfanden, was sie als Liebe bezeichneten, war Thalaya immer allein gewesen. Doch sie wusste nicht was sie vermisste. Lieber zog sie sich in die Sicherheit des Bekannten zurück. So wie alle Moritat-Assassinen entschied sie sich für den Weg, der am einfachsten schien, die Gefühle auszublenden. Doch anders als die meisten war Thalaya innerlich noch nicht tot. Es war nur alles gut verschüttet, verschlossen. Es würde sie für immer von den anderen unterscheiden, dass sie noch in der Lage war, zu fühlen. Eine Stärke und zugleich ihre größte Schwäche.

* * *
Kleine Kinderaugen beobachteten sie, als sich Thalaya in sich selbst zurückzog. Die Augen waren wissend, und sie waren sich sicher, der Anfang musste so sein, nur dann konnte sich Thalaya entwickeln und zu dem werden, was das Schicksal ihr vorherbestimmt hatte. Anders als die anderen zu sein. Es würde nicht leicht werden, aber wer hatte schon jemals behauptet, anders zu sein wäre leicht. Thalaya würde sich weiteren Prüfungen gegenübersehen, und die würde sie meistern oder bei dem Versuch umkommen. Das war ihr Schicksal.

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