Schicksalsfaden

Kurzprosa zum Thema Liebe & Schmerz

von  Mondsichel

Erinnere Dich an mich! An den Schmerz der in Dir pulsierte, als Du mich vor langer Zeit gehen lassen musstest. Der Tag an dem Deine Reise begann. Der Tag an dem die Vergangenheit getilgt und verborgen wurde vor Deinem Angesichte. Ich weiß Du wirst Dich erinnern, ist jedes Bild auch wie ein Nadelstich in Deinem Herzen und jedes neue Leben wie ein Schwert das Dich zerteilt. Verlierst Dich immer mehr im Strudel des Verdrängens und so offenbarst Du nichts mehr außer die Legenden Deiner Gier und der Zerstörung. Und in einem sanften Schein aus Illusionen bewahrst Du vor der Welt eine fast tote Erinnerung wie einen schatz. Niemand darf ihn sehen oder berühren. Denn es wäre, als würde er Dich berühren, an der tiefsten und dunkelsten Stelle Deiner Selbst, die alles zusammenbrechen lassen könnte.

Stets ruhelos bist Du Deinem Trieb gefolgt und hast genommen was man Dir bot. Dein Herz, es wurde zum Dämonen einer Lust. Deine Flügel - rabenschwarz - gehörten nicht Dir. Deine eigenen sind verborgen unter der Maske eines unsteten Wesens. Ich bin bei Dir gewesen und war doch jedes Mal ferner wie nie zuvor. Mein Lächeln es gehörte nur Dir, hatte es auch ein anderer bezahlt. Ich liebte Dich und war von Sinnen in jedem Moment ohne Dich. Doch ich lebte weiter um nicht am Schmerz zu ertrinken. Ich tanzte so oft und voller Freude, in Gedanken die Gewissheit, Du wirst mich sehen, meinen Schmerz verstehen. Jeder Tanz war eine Geschichte ohne Zukunft. Ich ließ Dich los und fand mich wieder, in einer Welt von der man mir sagte sie wäre Realität. Doch ich konnte sie nicht ertragen. Wollte wieder frei vom Fleische sein, meine Flügel entfalten und zurückkehren.
Ich habe sie hinaus getragen, habe ihnen Leben eingehaucht. Jene die so sind wie ich und Du, jene die nicht von dem Fleische waren dem ich angehörte. Sie waren zu jung zu verstehen, als ich ging, um im Schnee das letzte Lied der Engel zu singen. Für Dich, damit Du mich mit Dir nimmst, wohin die Reise auch gehen mochte. Doch blieb ich einsam in der weiten Flur, bis der Frühling an die Klippen peitschte und das Schloss meines angesehenen Namens von der schäumenden Gischt eingehüllt wurde. Karg war die Natur, kalt meine Seele, die verstanden hatte, als ihr alles genommen wurde.
Einsam stand ich an den Ufern, stieg hinauf zu den Klippen, auf denen alsbald mein rotes Haar sich mit dem Blute des vergeblichen Traumes vermischten. Ich sagte „Lebe wohl mein Herz“ und entfloh der Welt, um den Schmerz nicht mehr verspüren zu müssen die unserer Vollkommenheit entsprang, die nicht für diese Welt geschaffen war.

Ich weiß, ich tat Dir weh als ich mich gegen Dich entschied und doch immer wieder zu Dir zurückkehrte. Ich wollte nicht loslassen, niemals. Und doch musste ich gehen, immer wieder von Dir gehen, um einen neuen Anfang zu gebären. In jedem Leben hast Du mich gefunden. In jedem Traum hat sich Dein Bild in mir verwurzelt. In jeder Nacht hast Du mir die Sehnsucht Deiner Lenden in die Seele gepflanzt. In jedem Atemzug mir die Lettern der Vollendung in den Leib gebrannt. Und doch bin ich jedes Mal geflohen. Ich flog von Dir und mein Blut pulsierte in Deinen Adern. Ich flog von Dir und ich weinte Deine ungeweinten Tränen. Ich zerschellte am Grund einer Hoffnung, die Dir das Herz zerrissen hat. Ich gab das Leben hin um ein anderes zu gewinnen. Wieder bei Dir zu sein, wann immer es auch sein möge. Ich ging, denn die Zeit war noch nicht gekommen lebendig zu sein. Immer mit dem Gedanken, irgendwann länger an Deiner Seite zu verweilen.
Je weiter Du Dich von mir entfernst, je weiter ich von Dir gehe, desto enger wird das Band, das mit dem Anbeginn der Existenz geschmiedet wurde. Erinnere Dich an mich! Ich bin hier um Dein zu werden. Zurückgekehrt aus dem tiefsten Schlund der Finsternis in dem ich einst geboren wurde. Erinnere Dich an mich! Auch wenn Du es nicht wahrhaben willst. Ich bin wieder hier. An Deiner Seite, in Deinen Gedanken, in Deinem Leben. Ich bin wieder hier. Schreite bedächtig neben Dir, lächle Dir Mut zu, schenke Dir Kraft, offenbare Dir meine Gedankensprünge. Ich bin bei Dir. Erneut. Bis ich mich selbst wieder von Dir losreiße um Dir in einem anderen Leben wieder zu begegnen. Doch ich wünsche mir, dass es diesmal nicht meine Hand ist, die den Faden des Schicksals zerschneidet…

©by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Fragment einer Erinnerung...

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Kommentare zu diesem Text


 franky (03.01.13)
Hi liebe Arcy,

Dein Text hat etwas Bombastisches, das ist aber genau dein Stiel zu schreiben.

„Ich bin bei Dir gewesen und war doch jedes Mal ferner wie nie zuvor. Mein Lächeln es gehörte nur Dir, hatte es auch ein anderer bezahlt. Ich liebte Dich und war von Sinnen in jedem Moment ohne Dich. Doch ich lebte weiter um nicht am Schmerz zu ertrinken.“

Das ist nur eine Stelle von vielen anderen, die zu meinen Favoriten zählt.

Herzliche Grüße und ein gutes Jahr Zweitausenddreizehn

Wünscht dir

Franky
PS. Deine Weihnachtsspezials haben mir gefehlt.

 Dieter_Rotmund (03.01.13)
Gedrechselt geschriebene Individualpredigt.
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