Manche tragen Schirme.

Innerer Monolog zum Thema Lebensweg

von  franky

*

Eine Mauer, in der keine Türen oder Fenster gemacht wurden.
Ziegel wurden aufeinander geschichtet. Ich löse einen heraus.
Mit den Fingern, mit den Knochen der Finger, mit den abgebrochenen Fingerspitzen,
weil ich was Bestimmtes suche. Ich habe doch ständig was oder wen gesucht.
Hoffe etwas zu finden, was die Sehnsucht mir ins Ohr flüstert.

Nehme einen Ziegel und schlag auf die Mauer ein, bis sie einstürzt und alles unter sich begräbt. Dinge die ich nie zu Gesicht bekommen habe.

Mir steht der Schweiß auf der Stirn, es läuft mir kalt über das Herz.
Die braun gebrannten Ziegel knirschen zwischen den Zähnen und schmecken lehmig.
Wer isst schon gerne Ziegelstaub und Kalkerde.

Ich suche Halt an der stürzenden Mauer. Die Steine reißen mich mit hinab.
Wie oft geht es abwärts? Dort drüben ist ein anderer Gartenzaun, an dem kannst du wieder hoch klettern.

Der Weg der gepeinigten Seelen über Gartenzäune ist mühsam und schmerzvoll. 
Mauern die sich in den Weg stellen und doch kein zuhause sind.

Ziegelspeise und Sturz in die Tiefe, mahnen an die verwundete Seele.
Jeder Tiefgang ist gleichzeitig ein Anlauf um drüben wieder hoch zu kommen.

Es ist schön, wenn du bei deiner beschwerlichen Wanderung  einem Sonnenstrahl begegnest,
an dem du dich wärmen kannst. Aber wehe! Es kommt eine Finsternis, dann stehst du da!
Mit gekrümmten Fingern und Loch in der Hand, da ist es schwer das Gleichgewicht zu halten.

Manche tragen Schirme, damit es gleichmäßig dunkel ist.

*
© F. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (03.03.13)
Der Zufall will es, dass das gerade fast zu 100% bei mir passt. Und wenn ich nun lese, dass es anderen nicht viel anders geht, lässt das die Steinmauern und Gartenzäune zwar nicht niedriger werden oder gar verschwinden, aber ich fühle mich ermutigt.

Oder bist du heute Nacht in meinen Kopf eingedrungen und hast diesen Inneren Monolog bloß abgeschrieben?
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