Vergiss nicht, wenn es Abend wird.

Kurzprosa zum Thema Lebensbetrachtung

von  franky

*

Vergiss nicht wenn es Abend wird!

Zersplittertes Knochengerüst, feg dich sauber,
denn gleich wird ein Erdbeben über dich kommen und dich verschlingen.
Es ist so gut zu wissen, daß alles brennbar ist, sogar steine und Knochen. Grünes und Rotes.
Nichts ist so kurz, wie ein glatt gefeiltes Ende, Geknebelt und erwürgt.

Ein Geburtstag wartet vor der Tür,
stehe da mit leeren Händen, wie schon so oft; Ich werde aber diesmal vergebens warten, dass meine Hände zu blühen beginnen.
Fein Rosengarten ist abgeerntet, verblüht. Fahle Blätter flattern wie stumme Lippen im Wind. Sie sprechen längst nicht mehr.

Ich mache mit den Fingern die Erde locker.
Irgendwo wird ein einziges Samenkorn in die Erde gefallen sein.
Im nächsten Frühling blüht daraus bestimmt eine Rose,
vielleicht 2 oder mehrere.
Ich erhebe mich, gehe ein Stück den weg hinunter,
hier oben geht ein frischer Wind.

Mir ist so seltsam, ich empfinde alles anders.
Es ist alles so nackt, es hat keine Sympolik mehr.
Ich muß versuchen mich wieder als blühenden Baum zufühlen.
Den Himmel über mich als Dach, die Erde als Leib
und die Strassen als heulenden Ruf zu verstehn.

Auf dem Weg zurück stelle ich fest, das einzige was reif ist, ist der Gartenzaun. Ich pflück ihn, mache einen Strauß und stelle ihn auf den Geburtstagstisch. Dann füll ich einen  Krug mit Wein, ertrenke meine Uhr,
damit sie aufhört zu denken, wie spät es schon ist.
Aber was passiert mit der Uhr am Kirchturm? Die kann ich nicht ersäufen.
Ich werde so lange nicht nach oben sehen, bis mein Weg mich noch höher geführt hat, höher als der Turm.

Der Tau auf den Wiesen ist eiskalt wie Schnee. Auch mein Herz ist erfrorem, es blutet nicht,es schreit nicht mehr.
Keine Sehnsucht versucht es mir aus dem Leib zu reißen.
Ich kann nicht mal darüber traurig sein, weil ich gar nichts fühle.

Die Gedanken stehen herum, ohne Zusammenhang, ohne tieferen Sinn.  Sinnlose Gedanken sind wehrlos, sie sterben wie Eintagsfliegen.
Mit steifer Zunge spreche ich ein Gedicht,
es ist so fadenscheinig, dass es unbrauchbar verklingt.

Mein Badetuch ist feuchtgeküßt von einer Leidenschaft,
die nicht größer ist wie ein Fingerhut.
Das Tor wird fertig zum Abschied.
Ich will mir aber gewissenhaft ein Kreuz am Rücken fest nageln,
damit ich nicht vergesse es abzusetzen, wenn ich angekommen bin.

*
© by F. J. Puschnik


Anmerkung von franky:

Aus dem Tagebuch von gestern.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (22.04.13)
Tristesse, die im blühenden Frühling komisch erscheinen mag, aber sie ist da. Da kann wer machen, was er will.

Die Gedanken stehen herum, ohne Zusammenhang, ohne tieferen Sinn. Sinnlose Gedanken sind wehrlos, sie sterben wie Eintagsfliegen.
Mit steifer Zunge spreche ich ein Gedicht,
es ist so fadenscheinig, dass es unbrauchbar verklingt.

Dieses Stückchen ist mein Favorit, Franky, weil es genau das trifft, was jeden einmal trifft. Mag es nun Frühling sein oder nicht.

Liebe Grüße
Llu ♥

 franky meinte dazu am 22.04.13:
Hi liebe Llu,

Es freut mich, wenn du ein Stückchen von mir gut findest;-)
Danke für den schönen Kommentar und Doppelklick.

Liebe Grüße

von Franky
chichi† (80)
(23.04.13)
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 AZU20 (23.04.13)
Ja, das geht unter die Haut. LG
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