Damit sie Liebe auf ihre Arme schreiben kann.

Geschichte zum Thema Andere Welten

von  SunnySchwanbeck

Ihr Zimmer war gegenüber von meinem. Acht Schritte waren alles was uns trennte und dabei gab es dort so vieles was einen von lieben Menschen trennen sollte. Der Gang zu ihrer Tür war meist schnell und fordernd. So wusste ich immer dass die Gespräche mit ihr helfen. "kann ich rein kommen?" - "du kannst immer hier hin kommen, das weisst du doch." und jedes mal hoffte mein Herz dass es stimmte und jedes mal versuchte mein Hirn sich diese Information einzuprägen. Ihr Zimmer glich einer Oase. Die Wände waren über und über mit Traumfängern behängt und hier und da lag eine Feder. Es lief ihre Musik und nein, ich weiß nicht was es für Musik war. Doch das ist auch egal, es war monatelang die Hintergrundmusik zu diesem leben dass wir teilten. Sie lag oft auf ihrem Bett, hielt in Kinderhänden ein Buch mit schönen Erinnerungen und wir malten uns die Welt wie wir sie später sehen würden, kämen wir hier raus. Bilder von Indien, London und Irland belagerten ihren Fußboden und wir mitten drin. Wir planten Reisen und Abenteuer und nach und nach verschwand der graue Beton um uns herum, die Gitter wurden zu Vögeln dessen Flügelschläge uns die Tränen trockneten. "wir brauchen Federn und Schlüssel." verschwörerische stimmen krochen aus unseren Hälsern und wir knoteten uns daraus ein Tuch dass wir am Fenster hinabließen. "ich werde den Hutmacher bitten uns keinen Tee zu kochen, vielleicht können wir dann eines Tages zurück." und sie meinte nicht das triste Hochhaus, sondern den Moment den wir wie alles andere teilten und behüteten. Sie ist eine Herzensbrecherin, eine gute. In all dem Salz dass aus meinem quoll Las sie alte Geschichten und wir weinten zusammen, mindestens genauso oft wie wir lachten.  Sie zeigte mir einst ihre Kiste mit gestohlenen Küsse und wir schworen uns sie eines Tages auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Wenn ihre Hände die meinen versorgten und verbanden legte sie mir eine Gänsehaut über die Schultern und richtete meinen Kopf wieder Richtung Horizont. Baute uns ein schloss aus all den Steinen die uns vom Herzen fielen als wir wussten, dass es noch eine Heimat gibt. Wir brachten unsere Herzen gegenseitig wieder zum Schlagen und es war uns egal dass niemand uns zeigte was Deckung hieß. Wenn sie nicht schlafen konnte Nähte ich ihr Schatten lieber Menschen hinter die Lider und versprach ihr nicht das blaue vom Himmel sondern alle Farben des Regenbogens. In ihren Augen, die irgendwas zwischen Indigo und taubenblau waren sah ich immer Dankbarkeit, Liebe und diesen Schimmer Tapferkeit den sie nie zu benennen wusste. Wir sahen uns nachts die Sterne an und ich pflückte ihr jeden einzelnen vom Himmel. Wir kümmerten uns nicht um die Narben zwischen den Wolken oder um unsere. 

Als sie ging muss es tränen gegeben haben. Haltende arme und viele Versprechungen. Ich erinnere mich noch an den Gang in ihr Zimmer, der Zauber war erloschen, die Musik verstummt und mein Mädchen war nun ausserhalb der Gitter. Ich ging zurück in mein Zimmer, malte mit einem roten Stift den Schmetterling auf meinem Unterarm nach und fand zwischen all dem Chaos und den tristen Gedanken eine Feder auf meinem Kopfkissen. 


Anmerkung von SunnySchwanbeck:

Für Lee.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (15.05.13)
Scheinbar willkürliche Groß- und Kleinschreibung... Warum?

 SunnySchwanbeck meinte dazu am 15.05.13:
Faulheit, Dieter. Faulheit. Ich schrieb es am Handy.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 15.05.13:
Machst Du das immer so???

Nun, aber danke für die ehrliche Antwort.

 SunnySchwanbeck schrieb daraufhin am 15.05.13:
Nein, nur am Blumertag.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 15.05.13:
Ach herrje, Joyce...
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram