Nebelalltag

Geschichte zum Thema Alltag

von  Muuuzi

Windig waren ihre Füße, genau wie der Nebel, der über ihr schwebte. Sie schwieg und betrachtete das Grau, das den toten Jungen schmückte, der erstarrt vor ihr ruhte. Die Sonne war klar und frisch, auch wenn sie bereits alt und blass ihren Weg fortsetzte und sich ihrem kahlen Untergang widmete. Der Junge war soeben gefallen, lange und doch nur wenige kalte Sekunden. Er war kurz darauf vor ihr gelandet und  tot liegengeblieben. Seine Gelenke waren verdreht und wirkten ungewöhnlich- auch wenn das nasse Blut darin dasselbe sein musste. Der Wind blies durch seine Haare, die er immer kurz getragen hatte- er hasste Haare, so vermutete sie.

Die Frau reagierte nicht, als ein greiser, weißer Mann auf sie zukam und sie fragend betrachtete.
Nichts, ich habe nichts getan! Er ist gesprungen, gerade eben, ich war hier. Hier unten, allein… ohne ihn!

Doch die Frau sagte nichts, als sie seinem Blick nicht ausweichen konnte. Sie starrte ihn mit schwarzen, stillen Augen an und blieb stumm. „Der Tag ist kalt!“, sagte der Mann nun. „Ich wollte soeben meine kranke Frau besuchen. Sie liegt hier irgendwo in einem tristen Raum. Gleich dahinten, denke ich!“ Er deutete mit seinem braunen, einfachen Stock auf das Fenster, das er meinte. „Ja, hier liegt sie und hoffentlich lebt sie noch lange!“

Das Fenster neben dem Ihren war ganz geöffnet und lag weiter und breiter in der Krankenhausreihe, als die anderen. Nichts stand nun mehr am Fensterbrett. Die Vorhänge stürmten zu wilden Tänzen und blieben doch auf ihren Plätzen hängen.

Der tote Junge hat seine Augen verloren. Nie wieder würde er riechen und schmecken können.

Die Frau merkte, dass die Kleidung des Herrn dreckig war, dicke Flecken hatten sich darauf ausgebreitet, Schuppen lagen lang auf seinen Hemden und sein Hut saß schief auf seinem Haupte. Der Mann lächelte die Frau an, die immer noch schwieg: „Manche wollen einfach nicht hören“, sagte er schlussendlich und verschwand im zarten Schleier des Novembernebels.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (20.10.13)
Grandios!
Hier stimmt einfach alles.

Liebe Grüße
Llu ♥

 Muuuzi meinte dazu am 21.10.13:
Wow! Danke! :) Das freut mich! :)
Guten Morgen!
lg aus Neuseeland

 Kontrastspiegelung antwortete darauf am 09.11.13:
Und was ist mit der Anfangszeile? "Windig waren ihre Füße"
klingt für mich unlogisch, denn Füße können ja nicht windig sein, oder etwa doch und ich habe es nicht richtig verstanden?

Liebe Grüße, Kathi :)

 Muuuzi schrieb daraufhin am 09.11.13:
In der kunst muss nicht immer alles logisch sein und kann dennoch passen und für einige gelungen sein.
Es ist für mich persönlich zu langweilig wenn ich alles richtig schreiben würde. Ich will auch mal sätze kreieren die nicht überall zu finden sind.

Lg

 franky (20.10.13)
Hi liebe Muuuzi,

Eindrücklich und komprimiert, oder komprimiert und Eindrücklich.
Das sind lauter Perlen die du fein zusammengefügt hast.

Herzliche Grüße

Von Franky

 Muuuzi äußerte darauf am 21.10.13:
Es freut mich, lieber Franky!
Lg aus Neuseeland :)

 AZU20 (20.10.13)
Ergreifender Text. LG

 Muuuzi ergänzte dazu am 21.10.13:
Danke lieber Azu20.

Lg aus Neuseeland! :)
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