Igelmund

Gedicht zum Thema Abstraktes

von  Isaban

Über allem ballen sich die Worte die man hätte
sagen wollen sagen sollen die im Munde die im Grunde
fehlgeboren noch nie zu früh zu spät verloren wurden die an
denen es gebricht und jedes dieser Worte sticht der Himmel schliert

der Tag verliert sich mauerhoch heute noch in totem Licht wund vom
seitwärtslieben krieche ich zurück und suche dich und mich viel -
leicht das Glück das man nicht lassen und nicht fassen nicht
vögeln und nicht leben kann nur irgendwann von

hinten sieht  –  man weint wenn es geschieht.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (13.12.13)
Liebe Sabine!

Meine Großmutter hatte zu allem einen Spruch parat, auch den hier - für verpasste Gelegenheiten sozusagen - "Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gekriegt!"

Denn in solch einem Zusammenhang lese ich dein Gedicht. Den Schmerz zu fühlen, zu erkennen, dass man doch hätte etwas sagen müssen und nicht gekonnt hat. Das Glück, das einem damit versagt geblieben ist, wofür auch immer. Das kenne ich zu gut.

Liebe Grüße
Llu ♥
(Kommentar korrigiert am 13.12.2013)

 irakulani (13.12.13)
Deine Wortwahl unterstreicht die Einzigartigkeit des Schmerzes, den so Viele kennen und nachempfinden können und der dennoch bei jedem Einzelnen ein ganz persönlicher ist!

L.G.
Ira
KeinB (34)
(13.12.13)
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KeinB (34) meinte dazu am 13.12.13:
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 poena (13.12.13)
mir entfällt nachsinnend, wie ich sagen kann, wie oder wo genau mich dein text ereilt... ja, niederstreckt.
schmerzlich. bitter. und oder auch. aber: wahr.
fasel*
aber ich denke, du verstehst mich schon. winktdir* s

 Irma (13.12.13)
Das Ungesagte tut weh und das Wissen um die verpassten Gelegenheiten. All die Worte, die sich im Kopf („über allem“ Z.1) ansammeln und nie den Mund verlassen. Man findet keinen Punkt, an dem man anhalten, einmal tief durchatmen und die Worte rauslassen könnte. Stattdessen gleitet man durch die Zeilen ohne Anfang, ohne Ende. Der Binnenreim sticht immer wieder ins Auge, man bleibt regelrecht daran hängen (besonders schmerzhaft an Stellen wie „allem – ballen“ oder „mauerhoch“ – „heute noch“). Ein geeignetes Stilmittel, um den inneren Schmerz fühlbar zu machen.

Eine Liebe, die nicht ausgelebt wird, aber auch nicht aufgegeben werden kann (Z.7 und Z.8). Das hat etwas Masochistisches, etwas Selbstzerstörerisches an sich. Das „Seitwärtslieben“ (Großschreibung?) scheint quälend und verpönt wie ein Seitensprung, den sich das LyrIch nicht zugestehen mag. Es leidet lieber still vor sich hin und verkneift sich das Geständnis, das es vielleicht zum Glück gebraucht hätte. Wie ein getriebener Hund, der immer aufs Neue dem unwiderstehlichen Duft des Fleisches hinterherjagt (Kein Pfiff kann ihn aufhalten!), um dann reumütig jaulend - die Schnauze voller Stacheln - zu seinem Herrchen zurückzukehren. Vielleicht hätte ein beherztes Zugreifen (wie bei der Brennessel) die Erfüllung gebracht?

LG Irma (die sich beim Lesen fühlte, als bekäme sie den Mund voller Piercings gestochen)
(Kommentar korrigiert am 13.12.2013)
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