Vergänglichkeit

Gedicht zum Thema Vergänglichkeit

von  Galapapa

Wie Schwermut ruht der Sommer in den Auen
im wolkengrauen, blassen Dämmerlicht.
Fast schwarz erscheint das sonnenmüde Laub,
auf alten Blättern liegt ein fahler Staub.
Es ist die Zeit und sie bewegt sich nicht,
als schlummre sie in göttlichem Vertrauen.

In diesen Tagen schwebt ein sanftes Schweigen,
da ist ein feierabendlicher Duft,
vermischt mit Stolz und mit Zufriedenheit,
als wäre die Vollendung nicht mehr weit.
Und Reife schwelt wie Frieden in der Luft,
verfängt sich in den früchteschweren Zweigen.

Ein lauer Wind bläst Kräuselwellenmuster
in eine Pfütze auf dem Feldwegrand.
Er nimmt ein gelb gewelktes Birnenblatt,
das er im feuchten Gras gefunden hat,
versonnen in die unsichtbare Hand -
und die Vergänglichkeit wird mir bewusster.

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (14.09.14)
Ich habe Äpfel eingesammelt
- sie waren schwarzbefleckt und wurmbesucht,
am Wegesrand vom Baum gefallen -
und nun im Korb nach Haus gebracht.

Sie duften kaum, sind dennoch reif.
Ich werde sie bezuckern und mit Zimt bestreun
und in den heißen Ofen schieben
und feiern ihr Vergänglichsein.

Das war mal so eben aus dem Handgelenk geschüttelt - dein Text ist sehr viel ausgefeilter und tiefer - er hat mich aber inspiriert und Freude bereitet!
Das ist fein!
LG
Angelika

 Galapapa meinte dazu am 15.09.14:
Liebe Angelika,
da bekommt man Appetit auf gebratene Äpfel.
Wer macht das in unseren Überflusszeiten schon noch, die "Wurmigen" aufzulesen und zu verarbeiten?!
Allerdings sollte man den Besuchern vorher das Wurmloch weisen.
Danke für Deinen lobenden Kommentar und Deine Empfehlung!
Liebe Grüße!
Charly
Graeculus (69)
(14.09.14)
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 Galapapa antwortete darauf am 15.09.14:
Hallo Graeculus,
erstmal herzlichen Dank für Deinen Kommentar und die Empfehlung!
Ich kann Deinen Bemerkungen nur zustimmen, wenn man diese Verse auf den Menschen und seine Existenz bezieht, was man natürlich machen kann.
Anspielen wollte ich hier aber auch auf diese wundervolle Überwindung der Vergänglichkeit, die wir jedes Jahr in unserem Klima erleben: Das scheinbare Vergehen im Herbst, die an den Tod erinnernde Winterstarre und das erfrischende Wiederaufleben im Frühjahr.
So gesehen sind die Verse auch ein Herbstgedicht.
Einen religiösen Aspekt wollte ich mit dem "göttllich" übrigens nicht hineinbringen. Ich unterscheide da zwischen "dem Göttlichen", auf den einen Gott bezogen und "etwas Göttliches", im Sinne von götterhaft oder gottähnlich.
Das Vertrauen kann also im Bezug zum Neubeginn gesehen werden und die Vollendung auf das Vervollständigen des Zyklus, weniger im Sinne von perfekt.
Dies alles wird nochmals am Schluss aufgegriffen mit dem Birnenblatt: Es vergeht, der Baum aber besteht und macht ein neues im kommenden Jahr. Erst mit der Conclusio schließt sich dann der Kreis, der auch die menschliche Existenz mit einbezieht.
Vielen Dank nochmal und liebe Grüße!
Charly
gaby.merci (61)
(14.09.14)
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 Galapapa schrieb daraufhin am 15.09.14:
Liebe Gaby,
danke für Deinen Kommentar und die Empfehlung!
Man konnte dieses Jahr den Eindruck gewinnen, dass der Sommer irgendwo stehengeblieben ist und nicht weiterkam. Das kommt in der ersten Strophe mit zum Ausdruck.
Liebe Grüße!
Charly
Fabi (50)
(15.09.14)
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 Galapapa äußerte darauf am 16.09.14:
Liebe Fabi,
danke für Dein Lob und Deine Empfehlung!
Das Herbstlaub erinnert mich auch immer wieder an das Wunder, dass trotz der Vergägnlichkeit der Blätter und der winterlichen Totenstarre der Baum immer wieder erwacht und neue Blätter macht.
Am Lebensbaum sind wir Menschen die Blätter.
Liebe Grüße!
Charly
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