Der Dichter mit dem losen Schreibwerk!

Rezension zum Thema Literatur

von  DerHerrSchädel

Wer glaubt, die Gegenwartslyrik umfasse lediglich verkopfte und unverständliche Sprachexperimente zur mentalen Stimulation gelangweilter Linguisten, dem sei dringend zur Lektüre von Jan Lindners aktuellem Gedichtband empfohlen. Der preisgekrönte Lyriker straft mit seiner zweiten Publikation wieder einmal all jene Lügen, die da glauben, man dürfe keine Gedichte mehr in klassischen Formen, oder gar mit Reimen schreiben.

Zu Lindners Repertoire gehören unter anderem aberwitzige Schüttelreime, frivole Limericks, meisterhafte Gedichte in sächsischer Landessprache und - als seine Königsdisziplin - seine Sonette. Gleich zwei Sonettenkränze führt der Autor in seinem neuen Werk an und beweist, dass er diese traditionsreiche Gedichtform bis zur Perfektion beherrscht. Es ist kaum zu glauben, dass Lindner erst in der gymniasialen Oberstufe angefangen hat, sich überhaupt mit Lyrik auseinanderzusetzen.

Eine einfache Lektüre sind die Gedichte in diesem Buch keineswegs. Insbesondere die Sonette und Schüttelreime sind Resultate sprachlicher Hochakrobatik auf schwierigsten Niveau und animieren den Leser selbst zu manchem gedanklichem Salto-Sprung, um den Dichter auf seinem Tanz mit den Worten zu folgen. Hier werden graue Hirnzellen entstaubt und in Schwung gebracht, den so schwierig manche der Gedichte auch sind, sie erzeugen einen Sog, dem man sich als Leser kaum zu entziehen vermag, auch wenn man gelegentlich vielleicht eine Pause braucht.

So heiter und verspielt Lindners Sprache auch daher kommt, so düster sind teilweise die Inhalte seiner Texte. Szenen und Bilder von Krieg, Verfall, Tod und Verzweiflung ziehen sich wie eine rostige Kette durch viele Gedichte. Bei allem sprachlichem Witz bleibt der Autor nicht an der geistigen Oberfläche und weiß sich auch den dunklen Seiten des Lebens wortgewaltig zu stellen.

Fazit:

Ein absolut gelungener Wurf von Jan Lindner in einem vom Periplaneta-Verlag schön gestalteten Buch und ein kräftiger Tritt in den Hintern all Jener, die glauben, Lyrik sei tot.


Anmerkung von DerHerrSchädel:

Viel zu späte Rezension von:

Jan Linder: Der Teddy mit den losen Kulleraugen. Periplaneta-Verlag. Berlin 2013.

PS: Der Autor ist hier unter dem Pseudonym Janoschkus aktiv...

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (23.01.15)
Wenn Linders Lyrik so aufschlussreich ist wie diese Rezension, wird der Leser wohl keinen Fehlgriff tun

 AZU20 meinte dazu am 23.01.15:
Wie ich weiß, auf keinen Fall. Sehr empfehlenswert, eine verdienstvolle Rezension obenhin. LG

 DerHerrSchädel antwortete darauf am 23.01.15:
Nein, macht man wirklich nicht, absolut lohnenswert! Danke für die Komplimente.

Viele Grüße

DerHerrSchädel

PS: Meine Gedichte gibt's übrigens auch bald als Buch, erscheint anfang Februar, beim selben Verlag wie das hier rezensierte.

 AZU20 schrieb daraufhin am 24.01.15:
Hätte ich dann gerne mit Widmung. LG

 DerHerrSchädel äußerte darauf am 24.01.15:
Das läßt sich irgendwie einrichten!
AbrakadabrA (45)
(23.01.15)
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 DerHerrSchädel ergänzte dazu am 23.01.15:
Wie immer charmant, der Herr.
parkfüralteprofs (57)
(31.01.15)
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