Veil und Veilchen

Kritik zum Thema Literatur

von  toltec-head

Ein Beitrag zur ontologischen Differenz zwischen Veil und Veilchen/Von Prof. Dr. A. Jarry, Skatologe katholos an der Universität Paris VIII (Varennes), korrespondierendes Mitglied der königlich-hannoveranischen Akademie der Wissenschaften

Nicht den Veil hinter all den Veilchen suchen. Aber auch nicht vor lauter Veilchen den Veil nicht mehr sehen.

Zwar gibt es den Veil nicht im Sinne eines Urbilds aller Veilchen. Man kann daher die Veilchen auch nicht unter dem Gesichtpunkt kritisieren, daß sie einen Veil als Urbild verfehlen bzw. das Urbild nur ungenügend widerspiegeln. Aber das heißt nicht, daß jedes Veilchen sich darauf kaprizieren darf, einfach nur halt so nach seiner facon ein bloßes Veilchen zu sein. Die Veil-Vergessenheit der Veilchen wird man diesen doch wohl vorhalten dürfen. Überhaupt entspricht das Veil im Veilchen dem Sein des Seienden. Das Veil ist kein auch noch irgendwo neben all den Veilchen als Superveilchen vorhandenes. Das Veil wird vom Veilchen vielmehr durch die ontologische Differenz markiert. Als Veilchen ist der Veil ein Nichts. Daher die Veilchen zumeist auch unisono in den Chor einstimmen: "Der Veil ist doch ein Nichts!" Was aus ihrer Sicht denn auch ganz richtig ist.

Gleichwohl ist der Veil der Veil eben der Veilchen. Im Veilchen und nirgends sonst verbirgt und offenbart er sich. Doch die meiste Zeit über dämmern die Veilchen in der Veil-Vergessenheit dahin. Nur im Augenblick des intensivsten Veilchenwerdens ist der Veil im Veilchen selbst präsent. Der Veil ist daher kein Tiefen- sondern ein Oberflächenphänomen. Er blitzt im intensivsten Moment des Veilchenseins auf und verschwindet dann wieder hinter all den Veilchen.

Man sollte die Veilchen deswegen auch nicht wegen ihrer Oberflächlichkeit kritisieren. Sondern vielmehr wegen ihrem Hang zur Tiefe, dafür dass sie sich nie ganz von ihren erdigen Veilchenwurzeln lösen und sich in voller Blöße dem blauen Himmel präsentieren mögen. Dafür dass sie eine Scheu tragen nichts als Oberfläche, nichts als Farblitz zu sein, sondern immer so tiefgründig sein wollen. Dafür dass sie sich aufspreizen und nicht nur dieses eine Veilchen sondern Repräsentant des Veils sein möchten, der aber gerade dies nicht ist: ein Repräsentierbares.

Die Kritik sollte die Veilchen daher einerseits, insoweit sie repräsentieren wollen, parodieren und ihnen dadurch ihre falsche Repräsentanz vor Augen halten. Andererseits sollte sie versuchen, den Moment zu finden, in dem jedes Veilchen, insofern es nämlich nicht bloß im Erdreich wurzelt, dem Farbblitz schon nahe ist. Den Moment also, wo im nächsten Moment der Veil wie ein Blitz in es fahren könnte. Wenn es denn bereit wäre, sich nicht auf sein bloßes Veilchensein zu versteifen. Was aber leider so gut wie immer der Fall ist.

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Kommentare zu diesem Text

LudwigJanssen (54)
(18.01.13)
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 toltec-head meinte dazu am 18.01.13:
To a Friend whose Work has come to Nothing

NOW all the truth is out,
Be secret and take defeat
From any brazen throat,
For how can you compete,
Being honour bred, with one
Who, were it proved he lies,
Were neither shamed in his own
Nor in his neighbours’ eyes?
Bred to a harder thing
Than Triumph, turn away
And like a laughing string
Whereon mad fingers play
Amid a place of stone,
Be secret and exult,
Because of all things known
That is most difficult.


W.B. Yeats (1865–1939).

Schreib mal den Webmaster an und frag ihn, welche Texte er alle gerne gelöscht sehen möchte. Und dann machen wir das eben!!! Denk an Leibniz, es ist immer noch das beste aller möglichen Literaturforen, die anderen sind sehr viel schlimmer, aufgrund der Differenz zwischen Künstlern und bloß Kulturambitionierten bzw. -verwaltern werden wir beide wohl kaum ein eigenes Forum gründen, Verbote können beflügeln, Kunst in der DDR war besser als in der BRD, wenn wir unsere Sachen zu einem Verlag schickten, gäb´s nicht einmal jemanden, der sich darüber aufregt und Yeats rät zwar zum Schweigen, indes tut er dies in einem publizierten Gedicht.
(Antwort korrigiert am 18.01.2013)
(Antwort korrigiert am 18.01.2013)
(Antwort korrigiert am 18.01.2013)
Dieter Wal (58)
(18.01.13)
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