Europa stirbt

Politisches Gedicht zum Thema Europa

von  DerHerrSchädel

Europa siecht, es stirbt und geht zugrunde,
Es liegt im Fieber auf dem Totenbett,
An Krämpfen leidend,  geht es vor die Hunde,
Der Mörder steht daneben, ein Tablett

Mit Gift hält er, gemischt von Oligarchen
Als Sterbehilfe für den starken Staat.
Ein Gift nach dem Rezept der Marktanarchen,
Gemischt vom neoliberalen Apparat.

Ein Sud, der lähmt und trügt mit Freiheitsphrasen.
Hinein in die Strukturen injiziert,
Schafft es Geschwüre, bald auch Metastasen
Bis dass der Körper pathologisiert.

Sie fördern anstatt Denkern Karrieristen,
Die nur die Gier nach noch mehr Geld antreibt.
Sie kaufen Zeitungen und Journalisten,
Bis dass als Meinung einzig ihre bleibt.

Sie rufen alle nur noch: Sparen, sparen!
Denn dies alleine ist Programm und Sinn,
Wozu soziale Netze sich bewahren?
Es zählen Dividenden und Gewinn!

Sie geben immer vor, nach vorn zu schauen,
Ihr Weg weist jedoch zum Bankrott hinaus.
Sie wollen an Europas Zukunft bauen,
Doch ihr Projekt ist nur ein Armenhaus!

Sie sagen gar, man muss Europa retten
Und retten Banken dann mit Steuergeld.
Befeuern Blasen über Börsenwetten,
Die Blase wächst, der ganze Rest zerfällt.

Sie reden gerne von Europas Werten,
Von Geist und hoher Zivilisation,
Und denken dabei doch nur ans Verwerten.
Der freie Markt ist ihre Religion.

Da ist es gleich, wenn Wohlstand wird vernichtet,
Denn marktkonforme Demokraten sind
Dem Allgemeinwohl nämlich nicht verpflichtet
Und für Bedürfnisse der Menschen blind.

Sie schaffen Rettungsschirme und Gesetze
Dem Investoren und dem Spekulant.
Bedürfnisse der Armen, Arbeitsplätze,
Sind für's System nicht länger relevant.

Parteiprogramme und Regierungswahlen,
Verlieren immer weiter an Gewicht,
Fast alle wollen nur für Banken zahlen
Und sparen, bis der Wohlfahrtsstaat zerbricht.

Und es zerbricht dabei das Grundvertrauen
In die Parteien und die Politik.
Bald hängt an einem fahlen Morgengrauen
Europa tot an ihrem Galgenstrick.

So muss die alte Dame einmal enden,
Nimmt dieser Sparkurs weiter seinen Lauf,
Folgt der Vergiftung durch Reformagenden
Am Schluss der letzte große Ausverkauf.

Sie hinterlassen Schutt und tiefe Krater,
Wohin das Auge weithin sehen kann.
Ihr Bühnenstück ist schreckliches Theater,
Doch niemand hält den Wahnsinn an.

Faschisten treten auf und über Leichen.
Europas Geister aus der Unterwelt
Marschieren unter falsch verstand'nen Zeichen
Im letzten Akt, bevor der Vorhang fällt.


(März 2015)

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (14.08.15)
Ich wünschte inhaltlich widersprechen zu können. So bleibt mir nur ein Kompliment für das auch formal in jeder Hinsicht gelungene Gedicht.

LG
Ekki

 DerHerrSchädel meinte dazu am 14.08.15:
Ich wünschte, ich könnte mir selber widersprechen... Herzlichen Dank;-)

 AZU20 (14.08.15)
In diesem formal und inhaltlich tollen Gedicht kann ich jede Zeile unterschreiben und das ist leider schlimm genug. LG

 DerHerrSchädel antwortete darauf am 14.08.15:
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer natürlich: Herzlichen Dank!

 TrekanBelluvitsh (14.08.15)
Hey, diese Politik macht zumindest die Straßen sicher - und darüber kann man froh sein, weil wir demnächst alle dort stehen!

 DerHerrSchädel schrieb daraufhin am 14.08.15:
Ich glaube nicht, dass das so schnell passieren wird. Solange die Wurst billig, der Allinclusive Urlaub irgendwie finanzierbar und die Bundesliga am Laufen ist, werden die Deutschen nicht en masse aus ihren Sesseln aufstehen.

Was ich eher verspüre, auch im Gespräch mit Anderen, ist eine tiefgreifende Resignation und wachsende Zweifel an den Möglichkeiten, die bestehenden Machtverhältnisse zu änderen.

 Didi.Costaire (14.08.15)
Richtige Einsichten und trübe Aussichten, gut erfasst und verfasst.

 DerHerrSchädel äußerte darauf am 15.08.15:
Danke dir!

Ich bin immer noch verhalten optimistisch, dass es nicht soweit kommt, jedenfalls nicht in ganz Europa...
Ecnal (50)
(14.08.15)
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 DerHerrSchädel ergänzte dazu am 15.08.15:
Lieber Ecnal,

ich kann dem nichts hinzufügen. Für unsere Bürokratie ist lediglich wichtig, dass die Statistiken stimmen und der Haushalt ausgeglichen ist, damit "die Märkte" nicht beunruhigt sind. Solange die Politik dem Kapital in Sachen Globalisierung nicht beikommt, wird sich daran aber nichts ändern, leider...
Dieter Wal (58)
(15.09.15)
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 DerHerrSchädel meinte dazu am 15.09.15:
Danke für den Hinweis, mach ich doch glatt!!!
Sätzer (77) meinte dazu am 15.09.15:
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 DerHerrSchädel meinte dazu am 15.09.15:
Danke dir!
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