Ein Schrei im Nebel

Gedicht zum Thema Mystik

von  Galapapa

Drei Frauen, sie standen im Nebel am See.
Die Blicke im graufeuchten Schleier verloren,
die Stimmen in nächtlicher Stille erfroren,
so harrten sie barfuß im eisigen Schnee.

Vom Wasser her gellte ganz jählings ein Schrei,
aus einer verzweifelten Kehle befreit,
zerfetzte die düstere Lautlosigkeit.
Gebannt im Entsetzen erstarrten die Drei.

Ihr langes und leuchtend fahlweißes Gewand
verschwamm in den mystischen, graubleichen Schwaden
und schien sich im mondfahlen Dämmern zu baden,
bis schließlich das Auge nicht eines mehr fand.

Als läge der Wehruf noch stumm in der Luft,
zog schaurig ein frostiger Hauch durch die Schatten,
begann nun die Szene im Nichts zu bestatten,
in einer aus Ängsten gegrabenen Gruft.

Der Dunst, er verschwand mit dem Morgen ganz leis.
                          -
Am Wasser dort stehen drei einsame Birken,
die bis in die Ferne als Mahnmale wirken -
und draußen klafft finster ein Loch auf dem Eis.

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Kommentare zu diesem Text

SpellsfromAlaska (18)
(06.01.16)
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 Galapapa meinte dazu am 06.01.16:
Hallo SpellsfromAlaska,
danke für Deinen Kommentar!
Als düsterer Text war das auch gedacht. Mir geht es allerdings wie Dir; ich dreh jetzt die Heizung hoch.
Liebe Grüße!
Galapapa
(Antwort korrigiert am 06.01.2016)
Graeculus (69)
(06.01.16)
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 Galapapa antwortete darauf am 06.01.16:
Hallo Graeculus,
danke für Deinen Kommentar!
Nebel hat für mich etwas faszinierend Unheimliches. Hesse hat dazu ein eindrucksvolles Gedicht geschrieben (Im Nebel). So richtig kennengelernt habe ich Nebel, als ich ein Jahr in der Ulmer Gegend, im Illertal, gelebt habe. Von dort muss der Spruch stammen "man sieht die Hand vor Augen nicht".
Liebe Grüße!
Galapapa

 TrekanBelluvitsh (06.01.16)
Eine schöne Legende, klassisch in Reimform erzählt. Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du die Worte "mythisch" und "schaurig" im Text lässt, denn diese Adjektive sind wertend und nicht beschreibend. Ich würde sie durch welche der beschreibenden Art ersetzten, auch da ein Erzähler - der dürfte bewerten - nicht eindeutig verortete werden kann.

Es leben die Schauergeschichten!

TB

 Galapapa schrieb daraufhin am 07.01.16:
Hallo TreanBelluvitsh,
danke für Deinen Kommentar!
Es war mir beim Schreiben nicht bewusst, dass die beiden Adjektive wertend sind, Du hast aber Recht.
Ich meine jedoch, dass diese Wertungen kein Problem darstellen und nach wiederholtem Lesen finde ich, dass sie sogar als Ausdrucksmittel dienen, um den Abstand zum Betrachter zu verringern. Durch das nicht eindeutige Vorhandensein eines Erzählers entsteht eine Distanz zum Leser. So rückt der Text etwas näher an den Betrachter heran, was die Schaurigkeit der Szenerie vielleicht verstärkt.
Trotzdem danke für den Vorschlag, ich werde darüber noch nachdenken.
Liebe Grüße!
Galapapa

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 07.01.16:
Das war keine tiefgehende Analyse, sondern der erste Gedanke, der mir in den Kopf gekommen war. Durchaus möglich, dass du recht hast.
Gerhard-W. (78)
(06.01.16)
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 Galapapa ergänzte dazu am 07.01.16:
Hallo Gerhard,
einen Nachtgruß zurück! Danke für Deinen lobenden Kommentar!
Liebe Grüße!
Galapapa
Festil (59)
(18.01.16)
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 Galapapa meinte dazu am 18.01.16:
Hallo Festil,
danke für Deinen Kommentar und die Empfehlung!
Auch ich kenne dieses scheinbar widersinnige Gefühl der Vertrautheit, das aus solchen Geschichten erstehen kann.
Möglicherweise ist es ein Verarbeitungsprozess für Ängste und Wut oder für erlebtes Grauen, es fühlt sich für mich aber eher an wie eiene Art Sehnsucht. Erklären kann ich das auch nicht.
Liebe Grüße!
Galapapa
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