Tatsächlich fuhr der Karnevalszug nicht. Er war abgesagt. Ein Unwetter kündigte sich an. Und so könnte jetzt auch der Mord nicht stattfinden, den ich für heute geplant hatte. Heribert wäre heute Mittag gegen ca 14.00 Uhr gestorben. Ab morgen wäre er Geschichte gewesen. Und ich um ein paar Hunderttausender reicher. Und selbst wenn nicht: Heribert wäre weg, und die Wohnung für mich allein zu haben wäre auch schon mal ein Anfang.
Ich musste jetzt ganz dringend Fernsteuerung und Zünder entsorgen. In einer der großen Puppen, die vorne am Wagen hing, war ein Zünder befestigt, und mit den ganzen Kurzen abgefüllt, hätte ich Heri schon nach vorne locken können, so war der Plan, und er hätte die Puppe gebützt, und dann wäre er hochgegangen. Heri, und die Puppe auch.
Scheiße. Der Ausweichtermin für den Umzug würde jetzt frühestens zwischen Ostern und Pfingsten liegen. So äußerte sich Prinz Bernard.
Jetzt muss ich dringend den Zünder entfernen, damit nichts auffällt.
Ich begebe mich also zur Halle, besteige dort den Wagen und mache mir an der Puppe zu schaffen. Ich schaue auf die Uhr. 13.55 Uhr. Da höre ich energische Schritte, ein Blick zurück: Heribert kommt. "Ja, Anita, was machst Du denn da?" Und er nimmt die Fernsteuerung und drückt. Spielerisch. "Heri, leg die Fernsteuerung weg!", rufe ich. Doch Heriberts Finger nähern sich dem roten Knopf, "Heri", und dann zerreisse ich und falle auf die Puppenlumpen.
"Heri", wispere ich.
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