Gouvernementalität

Kommentar

von  autoralexanderschwarz

Wenn Raucher es in Zukunft ertragen müssen, dass Bilder von zerstörten Körpern oder zerfressenen Organen ihre Tabakpackungen zieren, sollte man eine ähnliche Duldsamkeit von all jenen erwarten können, die so gedankenlos und egozentrisch die anderen bunten Produkte aus der gewaltigen Palette kapitalistischer Gesundheitszerstörung auswählen. Bilder von zerfressenen Lungen machen sich auch gut auf all den bunten T-Shirts, die noch immer von entrechteten Arbeitssklaven ohne entsprechende Arbeitskleidung gefärbt werden, oder Bilder von deformierten Rücken baumwollpflückender Kinder, erblindeten Plantagenarbeitern, Bilder von abgetrennten Fingern und Händen auf den - ach so - modischen Jeansstoffen, Bilder der Menschen, die unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen ihr Leben ließen, Bilder von ihren weinenden und schreienden Verwandten. Der ganze Hass und die Verzweiflung des produzierenden Gewerbes in fernen Ländern ließe sich ebenfalls durchaus effekthascherisch auf zahllosen Produkten abbilden. Den meisten würde dies wohl weiterhin egal sein, sie würden die Bilder wohl abkleben, so wie ich die Bilder auf meinen Tabakpackungen, aber vielleicht entstünde so doch bei dem einen oder anderen ein Bewusstsein dafür, dass das gemachte Schnäppchen mit der Gesundheit anderer Menschen erkauft wurde. Und wenn der Staat es als seine Aufgabe betrachtet, mündige Bürger vor sich selbst zu schützen, sollte es ihm doch ebenfalls ein Anliegen sein den Entrechteten (und damit Unmündigen) eine Stimme zu geben. Auch Kapitalismus kann tödlich sein und gefährdet in einem hohen Maße die Gesundheit, wenn auch in erster Linie nicht die eigene.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.09.16)
Was klebt der Protagonist denn auf die Schockbilder? Panini-Fußballbilder?

Ich stehe an der Supermarktkasse und bin neugierig auf die Schockbilder. Ich will geschockt werden! Doch die Schockbilder entziehen sich mir: Mal muss man erst auf einen Knopf drücken, bevor die Zigarettenschachtel aufs Band huscht (ich will aber keine Schachtel kaufen, ich will Schockbilder sehen), mal versperren schwere, dicke Rollladen den Blick auf die Tabakprodukte. Kein Schock also. Schade.

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 02.09.16:
Einen Streifen Klebeband.

 autoralexanderschwarz antwortete darauf am 07.03.19:
Nachtrag (und Tipp für Tabakraucher): Seit der Einführung jener Versiegelungsverschlüsse bei einigen Tabaksorten ist es jetzt möglich den Packungsteil mit den Bildern einfach abzureißen (oder zu schneiden) ohne das die Funktionalität der Tabakpackung beeinträchtigt wird.
Graeculus (69)
(05.08.17)
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