Ohne Titel 26 [Es ist etwas]

Gedicht zum Thema Gedanken

von  fritz

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Es ist etwas
unter dem Denken
Und unter dem Denken
leidet man
unter dem Denken.

Was man sich
unter dem Denken
vorzustellen habe,
darüber gibt es
Unterschiede.

Unterwegs im Denken
habe ich meinen
Wanderstab verloren.

Jemand schiebt mir
etwas unter, damit
ich nicht stürze.

Als ich es merke
bin ich darüber hinweg
Und einer Empörung
überdrüssig.

Es ist ja immer
irgend etwas
unter dessen.

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Kommentare zu diesem Text


 Livia (01.04.17)
Der Anfang erinnert mich an Erich Fried.

 fritz meinte dazu am 01.04.17:
Das freut mich! - weil ich Fried sehr mag.
Etwa an sein Gedicht "Was es ist"?

 Livia antwortete darauf am 01.04.17:
Ich lese ihn auch sehr gerne. Eher an "Aufhebung" oder "Fügungen" oder vielleicht ist es der generelle Stil.

 fritz schrieb daraufhin am 01.04.17:
In der Lyrik dürfte mich bisher kein anderer so sehr geprägt haben wie Fried, auch wenn meine intensive Fried-Lektüre-Zeit schon wieder ein Weilchen zurückliegt.
Nun ist es immer ein zweischneidiges Schwert, wenn der eigene Text stilistisch an einen Anderen erinnert. Manche sagen, der eigene Stil müsse unverwechselbar sein. Ich bin mir da nicht sicher. Das Bedürfnis nach Unverwechselbarkeit habe ich natürlich auch, aber ob (und wenn ja wie) sie möglich ist, da bin ich mir unsicher. Die Suche danach kann verkrampfen und befreien, ein wirklich schmaler Grat.

Ich habe mir "Aufhebung" und "Fügungen" grad nochmal durchgelesen und tatsächlich gibt es auch eine inhaltliche Ähnlichkeit.

 Livia äußerte darauf am 02.04.17:
Einer meiner Professorinnen würde dir jetzt sagen, Intertextualität ist jedem Text inne, und dass es keine originäre originale Leistungen gibt, denn je mehr Codes man erlernt, umso besser kann man schreiben mit Verweis auf Foucault und Rolang Barthes.

 fritz ergänzte dazu am 02.04.17:
Dass es keine originären / originalen Texte gäbe, ist zweifelsohne eine wichtige und quasi ausgleichende These gegen jeden Kult des Individuums und seiner Sucht nach Einzigartigkeit. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die durchaus starken Implikationen dieser These teile.

Auch wenn in mir immer alles mögliche Andere mitdenkt, mitspricht, mitschreibt - so ist doch die Situation, in der ich als Einzelner x, y, z denke, fühle oder tue, einzigartig, genauso wie ich als Ort des Gesprächs in mir - beides geht nicht in dem auf und ist nicht darauf reduzierbar, was zusammenkommt und zusammenspielt.

Hilfreicher scheint mir, Individualität und Originalität nicht nur dem Einzelnen, sondern auch größeren Einheiten (Epochen etwa) zuzuschreiben. Nur so sind gewisse Veränderungen, an denen ja gerade z.B. auch Foucault interessiert war, als qualitative Brüche überhaupt zu verstehen und zu erklären.
Agneta (62)
(02.04.17)
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 fritz meinte dazu am 02.04.17:
Besten Dank, Agneta. Mich freut es immer besonders, wenn Leser/innen die im Text vorgeschlagenen Spiele mitspielen.
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