Diesseits und Jenseits vom Fieberwahn

Kurzprosa zum Thema Sehen/ nicht sehen

von  Livia

Ich atmete bewusst langsam durch den Mund aus und starrte in den Spiegel. Meine Augen wirkten größer und lagen gleichzeitig tiefer. Bambi auf Entzug. Nachdem stundenlangen Sturmsegeln war ich endgültig landkrank und wollte nur noch in die nächste Mülltonne kotzen. Sechs Beauforts, in den Böen sieben. Einen Schnaps kippend spülte ich weitere Schmerz- und Fiebermittel herunter, um alles Unpassende zu unterdrücken. Als die Kiddis weg waren, sank der Adrenalinspiegel und es brach aus meinen Augen, weil es sonst meine Beine gewesen wären. Ich hatte Angst. In der Box zwischen den Surfbrettern fand mich natürlich Finn als erster. Wer sonst. Verheult mit offenen Lippen und einer sonnenverbrannten roten Rotznase zog ich an meiner Kippe und drehte ihm den Rücken zu. Meine Hände zitterten. „Ist dir etwa kalt?“, sagte er und starrte auf meine Neoprenjacke. Dazu Shorts, ein Tanktop und barfuss – meine nassen Schuhe hatte ich bereits achtlos unter die nächste Bank gekickt. Fünfundzwanzig Grad Außentemperatur. Ich hoffte inständig, dass meine Stimme nicht brechen würde und er mein Auftreten ignorierte. „Draußen hakt’s.“, gab ich zurück und verließ den Raum. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, während ich mich darauf vorbereite, die nächste Gruppe in Empfang zu nehmen.

Drei Stunden später saß ich mit Linn in einer wind- und sonnengeschützten Ecke in meinem Garten, als das Tor aufging.Ich rechnete bereits mit meinen Mitbewohnern, aber hinter Nat schlüpfte Finn herein. Er trug eine große Schachtel mit Einkäufen kommentarlos ins Haus und kam dann zurück. „Du siehst wirklich krank aus.“ „Ich fühl mich wie ein umgedrehter Marienkäfer.“ Er schwieg kurz und musterte mich, sodass ich meine Sitzposition verlagerte und die Decke über meine Knie zog. „Boah“,  setzte er an, „waren deine Schüler heute auch so schlimm wie meine?“

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.05.17)
"Kiddis" - soll das der Plural von "kid" sein? Also abgesehen davon, das das Beugen und Deklinieren von englischen Wörtern fast immer albern klingt (z.B. "ich bin gewalkt"), wäre hier "Kids" doch angemessener, oder? Oder bin ich auf dem Holzweg und es gibt eine ganz andere Etymologie von "kiddis"? Dann bitte ich um Aufklärung!

 Livia meinte dazu am 20.05.17:
Versuch das Wort kursiv zu lesen, absichtlich mit zwei D, Englisch und überzogen.
toltten_plag (42) antwortete darauf am 20.05.17:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 20.05.17:
the bayerische walking dead mit E. Stoiber als Beißer? Kann man es auch lasziv lesen?
(Antwort korrigiert am 20.05.2017)

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 20.05.17:
Lieber Parkprof, Du glaubst doch nicht im Ernst, dass für unsere 23jährige Livia diese doch recht piefige bayerische Landtracht ein Thema ist? Die jungen Leute von heute haben anderes im Kopf...

 Livia ergänzte dazu am 21.05.17:
Tatsächlich habe ich den Kommentar nicht gleich verstanden. Lederhosen und Co. gibt es hier in Österreich aber auch.
toltten_plag (42)
(20.05.17)
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 Livia meinte dazu am 20.05.17:
Ist es verständlicher, wenn ich Tor schreibe? Jedenfalls hat der Garten Mauern und da führt eine Tür durch.
Die Zigaretten wurden eh in den Surfboxen getaucht, da ist es halbwegs windstill. Vor Kiddis soll ja nicht geraucht werden.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.05.17:
Der Text hat Potential, bleibt aber viel zu sehr im Vagen (und zu viele Sätze fangen mit "ich" an). Interessant wäre es, mehr über die Segelausbildung an sich zu erfahren (mutmaßlich, vielleicht geht es auch um was ganz anderes) und was genau die Kinder so monströs macht, was ja eher ein Tabuthema ist.
Parkprof/Tottenplag äußert sich hier zwar etwas barsch, aber seine handwerklichen Anmerkungen haben durchaus Hand und Fuß (z.B. ist "Tor" hier wirklich viel besser, "so ist es aber in Wirklichkeit" ist kein Argument für bessere Literatur, ganz im Gegenteil).

 Livia meinte dazu am 21.05.17:
Hmm ja stimm ich dir zu, wenn man keine Ahnung von Windstärken und Jollen hat, klingt sieben Beaufort ungefährlich. Wie wär den Gartentor? Waas jetzt aber nicht ganz hinkommt, denn da stellt man sich so ein hüfthohes Gatter vor. Vieilleicht gehe ich noch mal drüber. Naja, jedenfalls hab ich gerade nicht die Muße dazu, ich bin quasi schon Up and Away. Auf Forschungsreise oder so ähnlich. See ya!
(Immer diese Anglizismen in der deutschen Sprache!)

 Fuchsiberlin (25.05.17)
Ich finde Deinen Text erfrischend und unterhaltsam in dem Stil. Man hat einfach da Bilder von den Szenen vor Augen.

Liebe Grüße
Fuchsi

 Livia meinte dazu am 27.05.17:
Mehr wollte ich nicht. Danke dir.
Liebe Grüße, Liv
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