Aber und Weil

Gedanke zum Thema Lebensbetrachtung

von  Ginkgoblatt

[Es funktioniert nicht. Die Sehnsucht bleibt. Nach einem erfüllteren Leben, nach einem Ankommen, nach irgendetwas, was die Momente teils so fad macht, so rastlos.]


Wir beginnen unsere Sätze mit Aber und unsere Ausführungen mit Weil, um die Gewohnheit zu rechtfertigen. Dinge gehen nicht, Situationen passen nicht. Wir fügen uns ins Jetzt, gehen den einfachen Weg, den, den wir schon so oft gegangen sind. Denn das was wir ausprobiert haben, ist im Endeffekt eh schiefgegangen. So können wir bleiben, hier, im Jetzt, mit Aber und Weil.

Die Gewohnheit führt uns zu Stillstand, aber immerhin haben wir die Kontrolle über unser Leben. Wir gehen den Weg, den wir steuern können, den kontrollierten, ohne Mut für Veränderungen, ohne Vertrauen, ohne die Chance auf Wachsen. Wir machen alles wie bisher, denn es hat ja so funktioniert. Wirklich?

Wir entscheiden uns unbewusst wieder gegen die Erfüllung der Sehnsucht und vielleicht merken wie es noch nicht einmal, dass wir uns mit dem Leben des Gewohnten gegen das Neue entscheiden. Wir sagen nicht Nein zum Neuen, aber wir entscheiden uns auch nicht für Ja. Wir lassen es auf uns zukommen und so lange bleiben wie im Alten, bis es dann passt, bis das Neue sicher ist. Wann ist es sicher? Gibt es überhaupt einen Zustand mit einem anderen zu sein, der sicher ist? Wann ist der Andere sicher?

Bei unseren Prioritäts-Bedürfnissen sind uns Aber und Weil gute Begleiter. Wir wissen genau, dass es nur so funktionieren kann, wie wir es bereits tun, sonst täten wir es anders. Aber es geht ja nicht anders. Wir leiden darunter, aber finden keine Lösung, weil wir es nicht anders geht.
Doch! Denn die Lösung liegt hinter dem Bedürfnis nicht im Bedürfnis. Die Frage ist: Welche Angst kompensieren wir mit dem Bedürfnis? Was macht es so schwer, diese Angst anzugehen?

Für Veränderungen gibt es zwei Fundamente: Hoffnung und Mut.

Die Hoffnung auf Erfüllung einer Sehnsucht, das etwas in Zukunft besser sein wird. Und den Mut sich aus der Komfortzone wegzubewegen ohne eine Garantie zu haben, dass sich alles fügt.

Es ist wie mit allen Dingen im Leben, das richtige Maß macht‘s. Zu viel Sonne verbrennt, zu wenig Vertrauen macht einsam, zu viel Ehrgeiz trennt uns von den Anderen, zu wenig Freude lässt resignieren, zu viele Regeln nehmen die Leichtigkeit…

Es gibt keine Anleitung, um persönliche Entscheidungen richtig zu treffen. Es bleibt ein Ausprobieren.

Nur eines ist sicher: Mit Aber und Weil seinen Weg zu gehen, heißt, Chancen auf Erfahrungen, auf Erinnerungen, auf Wachstum zu verpassen und im Alter, den Zeiten hinterher zu trauern, die farblos verstrichen sind.


Anmerkung von Ginkgoblatt:

vom 21.05.2017

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(21.05.17)
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 Ginkgoblatt meinte dazu am 21.05.17:
Diese Frage passt zum nachdenklichen Text, denn bedacht lebende Menschen können sie nicht so einfach beantworten. LG

 EkkehartMittelberg (21.05.17)
Das mit den Hemmschuhen "aber" und "weil" überzeugt mich. Tauschen wir sie gegen die Flügelschuhe "dennoch" und "obwohl".
Liebe Grüße
Ekki

 Ginkgoblatt antwortete darauf am 21.05.17:
Flügelschuhe - das Wort ist super und der Gedanke, der dahinter steckt auch. Das nehme ich mir an. Danke. Lieben Gruß Coline
Sätzer (77)
(21.05.17)
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 Ginkgoblatt schrieb daraufhin am 21.05.17:
Hallo Uwe, ja, die können wir in die gleiche Reihe stellen. Danke für dein Lesen! LG Coline
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