Verlorenes Gestern

Gedicht zum Thema Vergessen

von  Galapapa

Die Welt, sie ist so hell und liebenswürdig;
es ist ihr Unverbrauchtsein, das ich mag
und nichts ist dieser Schöpfung ebenbürtig. -
Ich frag mich, war denn gestern auch ein Tag?

Lasst mich den Baum, das Wiesengras erkunden,
denn hinter mir ist alles trüb und leer.
Ich glaub, ich hab das Leben neu erfunden,
was vorher war, das weiß ich doch nicht mehr.

Vor Zeiten schon, da hatte ich ein Leben,
das ist zwar fern und doch so gestrig nah.
Es sind Gedanken, die im Nirgends schweben,
wie Geister, die ich in den Träumen sah.

Ich nehm dich an, verücktes Abenteuer,
verlangst du auch von mir den ganzen Mut!
Das Neue ist ein wenig ungeheuer,
doch fühle ich ganz deutlich, es ist gut.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (17.06.17)
Ich mag deine Texte sehr, lieber Galapapa, so auch diesen.
Nur mal als Anregung: Deine Verse neigen ein wenig zu Füllseln, um der Metrik genüge zu tun. Diese Füllsel lassen den Sprachgebrauch leicht unnötig altertümlich und ungelenk wirken, dabei ist es auch mit heutigem Sprachgebrauch möglich, die metrischen Erfordernisse zu erfüllen.
Zum Beispiel in S1 könnte man das "Füllsel-sie" in V1 leicht umgehen:

Die Welt ist hell und äußerst/ziemlich liebenswürdig

oder

Die Welt ist freundlich/friedlich/sonnig, hell und liebenswürdig

und auch in S1, V4 könnten die Elision (frag) und das Füllsel (denn), die dem Satz etwas Gestelztes geben ganz leicht ausmerzen:

Ich frage mich, war gestern auch ein Tag?

Da gibt es noch ein paar weitere Stellen im Text, vielleicht magst du den Stift ja noch einmal ansetzen.

Und bitte nicht falsch verstehen, ich mag deine Texte wirklich sehr, man könnte sie halt einfach hier und dort noch ein bissl runder schleifen.

Nichts für ungut.

Sabine
(Kommentar korrigiert am 17.06.2017)

 Galapapa meinte dazu am 17.06.17:
Liebe Sabine,
Du entschuldigst Dich ja beinahe für Deine kritischen Anmerkungen, dabei bin ich gerade für solche Kommentare besonders dankbar! Machen doch gerade sie ein Forum deutlich interessanter und zudem lehrreich.
Das gilt im Besonderen für mich, der ich aufgrund einer Augenerkrankung meine Texte, nachdem sie in einer knappen halben Stunde entstanden sind, höchstens noch zwei, dreimal korrekturlese.
Zum vorliegenden Gedicht und Deinen Hinweisen möchte ich Dir Folgendes sagen:
Sicher ist Dir gerade in diesem Text aufgefallen, dass ich eine selten gewählte, einfache, ja fast naive Sprache eingesetzt habe. Damit wollte ich etwas ganz Bestimmtes zum Ausdruck bringen: Es handelt sich hier nämlich um die wörtliche Rede eines Menschen, der an einer Gedächtniserkrankung leidet. Dadurch hat er zwar Erinnerungen an lang zurückliegende Dinge, jedoch so gut wie kein Kurzzeitgedächtnis mehr. Er lebt also in einer aus unserer Sicht völlig veränderten, eigenen Welt.
Ich glaube, dass Alzheimerpatienten so, oder so ähnlich ihre Umwelt erleben.
Nun haben solche Patienten einerseits nicht selten eine mehr oder weniger kindlich-naiv veränderte Sprache, andererseits verwenden wir in der täglichen Umgangssprache eben oft auch Elisionen und Füllsel. Mit diesen Mitteln wollte ich also erreichen, dass man die Verse als wörtliche Rede eines solchen Menschen erkennt.
Elisionen setze ich allerdings auch ab und an ein, um bestimmte Satz- oder Aussageteile besonders hervorzuheben.
Schau Dir den Text doch nochmals unter diesen Voraussetzungen an und verstehe bitte nicht falsch, wenn ich jetzt erst mal noch nichts ändere und abwarte, ob vielleicht noch andere, ähnliche Hinweise kommen.
Vielen Dank nochmal und liebe Grüße!
Galapapa
(Antwort korrigiert am 17.06.2017)
(Antwort korrigiert am 17.06.2017)
(Antwort korrigiert am 17.06.2017)
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