Alpenglühen

Gedicht zum Thema Flucht/ Vertreibung

von  RainerMScholz

Der Regen wäscht die Meere fort,
die Meere voller Blut;
ich geh´ hinaus in diese Welt
mit Glauben, Stock und Hut;
der Glaube an den Niedergang,
er komme bald und schnell;
der Stock ist für das Hangelang
in Bergen hoch und hell;
der Hut tut meinem Kopfe gut
bei Sonne und bei Regen,
und weht der Wind ihn fort von mir,
werd´ ich einen anderen kriegen.

So geh´ ich denn und geh´ und laufe
und komme von der Jauch´ zur Traufe,
und lege mich kurz hin am Strand,
dort liegt ein Neger tot im Sand,
der ist im Meer ertrunken.
Ich habe noch gewunken
und bin dann fort
von diesem Tod zu einem andern Ort,
zu einem schönern Paradeis.

Doch wo dies ist?
Es geht zum Gleis.
Vom Mittelmeer zu höhern Morden.
Wer kann Jedem-das-Seine noch verorten?
Punkt und Strich und Sieg und Heil
mit Hut und Stock und Badeteil.
Die Luft ist `raus,
die Sandburg leer.
Am Strand schwimmt ein totes Kind im Teer.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (16.08.17)
Vor allem kann man den Hut tief ins Gesicht ziehen - um nicht gesehen zu werden oder nicht zusehen.

 RainerMScholz meinte dazu am 16.08.17:
Nicht gesehen zu werden ist ja heute wie tot zu sein, und wir stehen alle heute zu unserer Meinung und Weltsicht und sind darin unbeirrbar, denn der schwarze Mann hätte ja einfach daheim bleiben können, da scheint doch auch oft die Sonne.
Gruß + Dank,
R.
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