DER TOD DER ÄSTHETIK IM GRAUEN ALLTAG

Gedicht zum Thema Farben

von  hermann8332

DER TOD DER ÄSTHETIK
IM GRAUEN ALLTAG

An einem grauen, trüben,
kalten, nassen Tag ......

wie ihn
außer den Bäumen
und den Pflanzen
kein anderes Lebewesen
schätzt und mag .....

.... war sie
auf meinem Jackenärmel
versehentlich gestrandet

mit eingerissenem Flügel
vorübergehend notgelandet

als ich
schwer mißgelaunt
und depressiv
zurück zu
meiner tristen Bleibe lief

diesem Zimmer
düster, öd und kalt

in einem Haus
verfallen, modrig, alt

niederschmetternd
das Ambiente

zerschlissen, schimmlig
die Tapeten und die Wände

Sie blieb
auf meinem Ärmel,
als ich das dunkle Zimmer
nun betrat

und sie nicht wegschlug
erschlug,

wie ich es sonst
und oft erfolglos tat

in einem sinnlosen
vergeblichen Versuch

Ein Blitzstart
von dem rauhen
feuchten Jackentuch .....

..... sie hätte fortgesetzt
ihre Flugreise
nach einem normalen Zwischenstopp
wie immer und üblicherweise

Doch ich hielt inne instinktiv
und sah:

Ihr einer Flügel hing recht schief

und setzte mich
und nahm
- in einem Anflug
von karikativem Wahn -
ein Stückchen vom Kaffeezucker,

das sie von mir bekam
und lockte sie heran

und als sie saß
auf diesem Zuckerstück
erkannte ich den Flugschaden,
begriff ich erst ihr Mißgeschick:

Leicht angerissen war ein Flügel
und stand vom Körper etwas ab

Ein schmaler Spalt sich dort ergab
in dem ein Wassertropfen nistet

einer klenen Perle gleich

schimmernd, glitzernd,
klar und glänzend
und so wie ein Fliegenauge
vielfarbig facettenreich

Da brach ein Lichtstrahl
durch das Fenster,
durchschnitt diesen tristen Raum,
traf genau die Tropfenperle,
reflektierte einen Traum :

Ein leuchtendes Kaleidoskop
nun aus diesem Tropfen stob,
irrisierend und betörend,
pulsierend und wunderschön

Einen wertvollen Edelstein,
spektralfarben, klar und rein,
konnte ich da funkeln sehn :

als Hoffnungsschimmer
als Verheißung:

Fortan wird es nur noch besser
und nicht schlechter oder schlimmer

Ein Farbenrausch in meinem Zimmer !

Dezidiert, komprimiert,
focusiert

eine wunderschöne Welt
miniaturisiert
die sich en nuce mir hier darstellt
in diesem kleinen Wassertropfen

Verloren ist nicht Malz, nicht Hopfen
in meinem iridischen Jammertal,
wo mir das Leben wird zu Qual,
wo ich ersticke in Trübsal .....

"Es gibt was Besseres auf der Welt
das mir zusagt, was mir gefällt ...."

Das war die Botschaft, die ankam,
als ich schließlich die Zeitung nahm,
und auf den Fliegenkörper drosch,
wobei der Traum sofort erlosch

Mein Zimmer war so wie zuvor
geschlossen diese Tür, das Tor
zu einer Imagination
vorbei der Traum, die Illusion

Was tat ich nur, ich tumber Tor ?

Warum diese Brutalität  ?

Warum die Aggressivität,
durch die alles zugrunde geht  ?

Ich tötete ein Lebewesen
einfach so, mit einem Schlag
das mir ein bischen Freude brachte,

bloß weil ich keine Fliegen mag ?

Die Tristesse kehrt wieder ein.
Trist wird  mein weiteres Leben sein.

Ich hab mir eine Chance genommen
und die Quittung prompt bekommen.

Warum ich sie spontan erschlug ?

Weil ich aus hygienischen Gründen
ihr Ableben nicht ertrug I

Vielleicht weil Fliegen lästig sind,
darum erschlug ich sie geschwind

Oder aus ästhetischen Gründen
um nicht  ihre Qual zu sehen 

Anders kann ich es nicht verstehen

Oder etwa gar aus Mitleid ?

Dieser humane Gedanke
führt in meinem Fall zu weit 


Ich erschlug sie einfach so,
mir nichts, dir nichts,
brutal, roh ............

Weil ich sie erschlagen mußte.......,

.......weil ich sah und weil ich wußte,
der farbenfrohe schöne Anblick
entstand aus ihrem Mißgeschick..........

Vielleicht war doch Mitleid im Spiel ?

Ich wußte bloß nicht:

Inwieweit  ?
und wieviel ?

Verbindet sich Schönheit
immer mit Leid ?

Muß, was schön ist, immer leiden ?

Solche Gedanken soll man meiden !

Hätte ich diese Fliege
am Leben gelassen, nicht erschlagen,
wer kann mir dann wohl als Buddhist
einfach auf den Kopf zu sagen:

Mein Leben hätte sich verbessert
Auch meine Reinkarnation erhält die
bessere Option 

Das klingt für mich wie Spott und Hohn

Weil ich ein magisches Weltbild habe
und diese unselige Gabe,
zu grübeln und zu prophezeien,
will ich den Vorfall so einreihen:

Schönheit ist wichtiger als Mitleid
sonst wäre die Welt häßlich nur,
häßlich die Menschen, die Natur


Weil ich dagegen verstieß,
mich ganz und gar mein Glück verließ
und das mit vollem Recht ..............

" Die Welt ist wunderbar und schlecht !"

Wäre sie häßlich und gut,
so wäre sie langweilig, trist

so wie es auch mein Leben ist


Oscar Wilde als großer Ästhet
er liebte grüne Nelken .....

......die häßlich sind,
wenn sie verwelken

und Dorian Grey,
er sich narzistisch spiegelt

Sein Antlitz fratzenhaft zerfällt,
beim Exodus
aus seiner Glamourwelt 

und Mister Hyde, der Fliegentöter
als ein grausamer Schwerenöter ...............

........Bei mir findet sich
nichts dergleichen ..................

Ich bin weder Narzist,
noch geh ich nächtens über Leichen !

Doch wenn dem nur ein bischen
und nur von ungefähr so wäre:

Es würde mich beglücken,
gereichte mir zur Ehre !

Bin aber nur

ein braver, grauer Alltags- Jekyll ,

der selbst unschön,
es nicht schön haben will ...............


Hätte sich Oscar Wilde
mit einer Fliege abgegeben ?

Ganz sicher: Nein !

Dazu war er viel zu ästhetisch
und ließ sich wohl zu Recht
auf solch bornierte Banalität
in keinster Weise ein ..........

War er sich dafür zu fein ?

Auch hier lautet die Antwort:  Nein !

Ich jedoch,
ich bin das Gegenteil
von Oscar Wilde

Das bräuchte ich gar nicht erwähnen,
denn ein jeder weis Bescheid

und auch kein Robert  Louis Stevenson

und werde keiner von beiden jemals sein
egal bei welcher Reinkarnation ...............

Arminius Cervus  ad  2017 / 9 /  14

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