Logan
 Inhalt 

Der Verrat

Prolog zum Thema Vampire

von  ThalayaBlackwing

Als Logan älter und stärker wurde, gelang es ihm, seinen Nebenbuhler im Kampf um die Aufmerksamkeit Embers auszustechen. Zunächst war es ein Duell, das Logan als Sieger sah, die Anerkennung Embers siegelte seinen Triumph und er war fortan in der Hierarchie der Zweite Ember. Unmut kam bei jenem auf, den Lia und Logan immer nur Das Wiesel nannten. Er war ein schlechter Verlierer und versuchte, Unmut zu schüren, bis Ember ihm Einhalt gebot. Danach verlief das „Leben“ im Rudel wieder ruhig, so glaubte man jedenfalls. Doch Gerüchte kamen auf von einem Sabbat-Rudel, dass sich in der Nähe Eisenachs herumtrieb. Man wurde vorsichtig, wachsam, aber man konnte lange nichts bestätigendes feststellen.

Die Gerüchte jedoch hielten sich hartnäckig und Ember machte sich auf den Weg, dem ganzen auf die Spur zu kommen. Als sie später in der Nacht zurückkehrte, waren ihre Nachrichten bedrückend. Das Sabbat-Rudel sammelte sich an den Grenzen des Waldes, lief exakt außerhalb der Markierungen des Gebietes entlang und wurde größer. Wenn das so weiter ging, waren sie bald stark genug, ein komplettes Gangrel-Rudel auseinander zu nehmen. Und wie es schien hatten sie Informationen, die nur einer aus ihrer Mitte haben konnte.

Vorwürfe wurden laut, jeder misstraute dem anderen. Aber was sollte man tun? Ember rief das Rudel zusammen. Man entwickelte einen Plan, ein Himmelfahrtskommando. Ember blickte zu Logan, der zu diesem Zeitpunkt mal wieder der Lethargie des schlafenden Tieres unterlag und eher desinteressiert dem ganzen lauschte. Sie blickte ihn finster an und murmelte dann „Ich werde das später sicher bereuen, aber ich brauche Nolan.“ Sie sprach das so leise, dass nur Logan und Lia hörten, was sie sagte. Diese beiden kannten auch das Tier des anderen, hatten für sich einen Namen gewählt, der dem Tier entpsrach. Lia wurde zu Finola, Logan zu Nolan. Ember wusste das und wusste, dass diese beide eine deutlich engere Beziehung zu ihrem inneren Tier hatten, als die meisten anderen, eben so wie sie selbst auch. Das musste wohl an der Blutlinie liegen.  Sie planten:

„Wir haben einen Verräter unter uns, wir alle können ihn wittern, aber er ist zu feige, sich zu zeigen. Ich habe ihm einmal vertraut, aber er ist kein Mitglied dieses Rudels mehr. Ihr wisst, wen ich meine, wer heute hier in dieser Runde fehlt. Wir aber müssen nun das Rudel in Sicherheit bringen. Du, Logan, wirst einen Trupp leiten, der die feindlichen Reihen sprengen soll.“

Sie teilte ihr Rudel jeweils in Zweiergruppen auf, ließ dabei aber die Welpen und auch Lia außen vor.

„Sprengt die feindlichen Linien, lenkt die Aufmerksamkeit auf euch, an möglichst vielen Orten gleichzeitig. Richtet soviel Schaden an wie möglich, vermeidet Kämpfe, wo ihr könnt, irritiert sie, lenkt sie ab. Wenn ihr kämpfen müsst, nehmt so viele mit in den endgültigen Tod, wie ihr könnt, macht keine Gefangenen, aber am besten, bleibt am Leben. Wir machen uns alle, getrennt von einander, auf den Weg Richtung Leipzig. Dort gibt es Wälder, die uns beheimaten können.“

Dann drehte sie sich zu Lia um, die wieder dem Zweifel unterlag, unerwünscht zu sein, unnütz.

„Lia, du nimmst die Welpen unter deine Fittiche. Führe sie nach Leipzig, nehmt keine Wege, meidet Städte, lauft Umwege, hängt etwaige Verfolger ab. Die Welpen sind dein Verantwortung, bring so viele wie möglich nach Leipzig, verschwende kein Blut deiner Familie.“

Ember und Logan, die Lia genau beobachteten, sahen den Wandel, die anderen, die sich von einander verabschiedeten und eifrig überlegten, wie sie den Befehl Embers ausführen könnten, sahen es nicht. Mit einem Male trat die schüchterne, unsichere Lia in den Hintergrund, schlagartig, und an ihre Stelle trat die beschützende Luchsin. Lia übergab sich selbst in Finolas Obhut und Finola würde die Welpen nach Leipzig bringen und wenn sie sie durch Armeen von Feinden prügeln müsste.

Dann nickte sie Logan, nein Nolan und Ember zu, wandte sich ab und trommelte die Welpen zusammen. Ember rief nach der Besprechung Logan zu sich. Es war nun Zeit, Nolan zu wecken. Sie fauchte also, auf eine Art und Weise herausfordernd, dass sich allen anwesenden die Nackenhaare aufzustellen drohten und verspottete das Tier, forderte es heraus. Sie wusste, dass sie damit das Tier in Logan wieder wecken würde, wütend und voller Zorn, aber sie brauchte diese Wut in der heutigen Nacht. Logan, der unbeeindruckt schien, erhob sich langsam, sein Blick von gelangweiltem Desintresse veränderte sich in Wut. Er fuhr seine Klauen aus und packte Ember an der Kehle. Sie blieb aber unbeeindruckt und meinte schließlich:

„Richte deine Wut auf die wahren Feinde“

Damit ließ er sie los, faucht. Er riss sich das Hemd vom Oberkörper und tobte, er werde den Verräter vernichten und so weiter. Dann ging es los. Ein jedes Zweierteam verschwand in den Wald, Finola und die Welpen folgten kurz darauf. Wenn die Welpen es noch nicht wussten, lernten sie auf der Flucht das lautlose gehen im Wald. Und sie liefen, wechselten regelmäßig die Richtungen, wenn Finola Feinde wittern konnte. Als die Sonne sich zu erheben drohte, waren sie den feindlichen Linien entkommen. Es war nicht ohne Kampf und auch nicht ohne Verlust gelungen. Finola hatte einige üble Wunden von einem Sabbat-Gangrel abbekommen und ein Welpe war dem Kampfrausch des Sabbats zum Opfer gefallen, doch die meisten waren unversehrt und am Leben. Finola suchte einen Platz zum Übertragen für die Welpen und sich selbst. Und als die neue Nacht hereinbrach, trieb sie die Welpen erneut an. Sie ließ sich nicht von ihren Verletzungen aufhalten, die so schnell nicht heilen würden.

So ging es Tag für Tag.  Sie mussten aber auf Grund Finolas Verletzungen häufiger jagen, doch sie beschränkte es auf ein absolutes Minimum. Sie wollte den Menschen so weit es ging aus dem Weg gehen, doch nur Tierblut würde sie alle am Ende in den Wahnsinn treiben. Finola wählte ganz bewusst Pfade, die den Weg drei-, vielleicht viermal so lang machte, wie die direkte Linie, aber dort würde man sie nicht erwarten. Als sie schließlich Leipzig erreichten, suchte Finola einen sicheren Ort für die Welpen und befahl ihnen, dort auf sie zu warten. Dann ging sie auf die Suche nach den Fährten ihrer Familie. Aber sie konnte keine finden. Auch in den Nächten, die danach kamen, war ihre Suche erfolglos.

So vergingen Monate, ohne dass sie auch nur die kleinste Spur wahrnehmen konnte. Finola seufzte und erklärte den Welpen, was geschehen sein musste. Niemand der anderen hatte die Flucht überlebt. Dann wählte Finola einen der ältesten Welpen, eine Frau namens Marie.

„Pass auf die Welpen auf, ich werde die Suche etwas erweitern, aber ich werde einige Nächte nicht hier sein. Ich übergebe dir die Verantwortung.“

Danach machte sich Finola auf den Weg. Kaum, dass sie außer Sichtweite war, verschwand Finola und Lia trat an die Oberfläche. Sie musste sich beeilen. Sie hatte zu lang in Leipzig verharrt, wenn sie pünktlich nach Eisenach zurückkehren wollte, um die weiße Lilie dort auf dem Grab der Schwester abzulegen, die sie nie gekannt hatte.
Als Lia nach Leipzig zurückkehrte, glaubte sie ihrer Nase nicht. Logan war hier. Aber das konnte nicht sein. Sie hatte seine Spur nie wahrgenommen, aber sie war älter als sie unterwegs war. Wie konnte das sein? Und warum war er nicht mehr hier? Die Spur verblasste. Lia schrie aus Frustration, dass sie einander wohl für immer verloren hatten. Denn wenn Logan glaubte, die anderen seien nicht da, so wie sie es selbst glaubte und er war nun weitergezogen, denn nichts anderes hieß seine Fährte, dann würden sie einander vermutlich nie mehr wiedersehen. Traurig ging Lia zurück zu den Welpen, nur um festzustellen, dass alle weg waren. Alle, bis auf zwei. Sie erzählten ihr, dass Marie beschlossen hatte, sie sei nun Alpha und die anderen hätten ihr zu folgen und sind dann weggegangen. Nur diese beiden hatten hier auf Lia gewartet. So hatte Lia nicht nur ihre Familie verloren, sondern wurde auch noch von denen verlassen, die ihr geblieben waren.
Lia selbst zog sich zurück, Finola übernahm das Zepter und es sah so aus, als würde Lia aus ihrem Versteck nicht mehr hervorkommen.

Doch eine kleine Gangrel tauchte auf, sprach erst Französisch dann Englisch. Sie erzählte etwas von 'wie der andere' und 'Selbst unter dem Tier vergraben' aber Finola hörte nur halb hin, Lia drohte sowieso zu verschwinden. Die beiden, die sie an ihrer Seite hatte, packten Finola und hielten sie fest. Die kleine Gangrel aber lächelte und nahm sich ein Messer. Sie schnitt ein Muster in Lias Unterarm, das natürlich sofort heilte. Sie schüttelte den Kopf und wiederholte das ganze. Das ging über Nächte so. Lia heilte, die kleine Gangrel schnitt, Lia heilte erneut. Wie viel Zeit war vergangen, als Lia endlich akzeptierte, dass dieses Mal für die Ewigkeit sein sollte? Sie konnte es nicht sagen. Als sie es aber schließlich akzeptierte, war auch Lia wieder da, Finola hatte sich zurückgezogen vor dem Schmerz und lauerte nun wieder unter der Oberfläche, wie es sein sollte. Die kleine Gangrel nickte.

„Genauso ein Sturkopf, aber nicht so tief verschüttet. Pass auf, dass dein Tier dich nicht übernimmt.“

Dann ging sie und Lia hatte keine Gelegenheit, sie nach ihrem Namen zu fragen.

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