Valentina
Text
von atala
Valentina besetzt ein Haus. Das heisst, dass sie mit anderen nachts durch Fenster steigt, sich umschaut und beschliesst zu bleiben. Das Haus kann noch nicht lange unbewohnt sein, denkt sie sich, denn die Uhren ticken noch in jedem Raum.
Es ist eine gedämpfte Welt, in die sie treten. Vor jedem Fenster versperren dicke Vorhänge die Sicht, auf jeder Ablage ein Deckchen, sogar die Türknäufe sind mit Bommeln verhangen. Jede Tür verschlossen. Der Boden ist mit verblassten Orientteppichen bedeckt. Sie treten mit den Schuhen drauf.
Ein schwerer dunkler Tisch steht in der Mitte des Wohnzimmers. Der Tisch wie ein Grab. Darauf thront ein üppiger Früchtekorb. Doch geht man näher ran und klopft auf die Haut der Früchte, dann klingen sie hohl. Fake-Früchte. Wer stellt sich sowas ins Haus, fragt sich Valentina und lässt eine Fake-Orange wie ein Ping-Pong-Ball über die Tischplatte hüpfen.
In den Regalen sind leere Vasen und unbenutzte Kerzen aufgereiht. Sie zünden jeden Docht an. Ein Wackeldackel steht auf einem Tischchen, Fotos hat es nirgends. Sie öffnen die Schränke, sie sind zum Bersten voll mit Dosen, deren Ablaufdaten schon seit Jahren überschritten sind. Im oberen Stock finden sie Porzellanpuppen, doch die fasst Valentina nicht an. Ihre Gesichter sind ihr unheimlich.
Die Leute, die das Haus besetzen, sammeln das ganze Zeug ein und füllen damit zwei Zimmer bis zur Decke. Sie sind nette Räuber, sie schauen nach dem Namen, der auf dem Türschild steht und rufen die Hinterbliebenen an mit ihren Smartphones. Die sagen, sie wollen das Zeug nicht haben. Deshalb öffnet Valentina die Tür zu einem der überfüllten Zimmer und holt den Wackeldackel heraus. Er nickt jetzt neben ihrem Bett, wenn sie auf dem morschen Parkett herumgeht.
Valentina zieht in den Dachstock. Die Fenster haben keine Läden. Die Sonne brennt den Boden dunkel, den ganzen Tag und die halbe Nacht. Scheiss heiss ist sei es da drin. Im Haus haben sie das Wasser abgestellt. Schraubt man die Wasserhähne auf, bleibt alles trocken. Deshalb steigt sie täglich zum Fluss hinab, die Shampoo-Flasche immer in der Tasche.
Valentina klettert über das Gerüst, hangelt sich die Mauer hinab und springt auf einen Trampelpfad, der gesäumt ist von Stachelbeeren. Sie hebt den Kopf zu mir und winkt mir zu. Ihre Augen zusammengekniffen wegen der Sonne. Unter ihr glitzert der Fluss.
Sie setzt ihre Tasche auf den heissen Stein und streift sich die Kleidung ab. Im Bikini setzt sie sich hin. Sie sagt, im Winter würde es sicher bitterkalt werden. Ich stelle sie mir vor, wie sie Holz hackt um einzuheizen. Dabei hat sie die Zigarette im Mundwinkel gegen die Kälte. Jeder Schlag splittert das Holzscheit entzwei.
Jetzt ist Sommer. Valentina erhebt sich und springt kopfüber ins Wasser. Ihre rotgefärbten Haare tauchen durchs Wassergrün.
Es ist eine gedämpfte Welt, in die sie treten. Vor jedem Fenster versperren dicke Vorhänge die Sicht, auf jeder Ablage ein Deckchen, sogar die Türknäufe sind mit Bommeln verhangen. Jede Tür verschlossen. Der Boden ist mit verblassten Orientteppichen bedeckt. Sie treten mit den Schuhen drauf.
Ein schwerer dunkler Tisch steht in der Mitte des Wohnzimmers. Der Tisch wie ein Grab. Darauf thront ein üppiger Früchtekorb. Doch geht man näher ran und klopft auf die Haut der Früchte, dann klingen sie hohl. Fake-Früchte. Wer stellt sich sowas ins Haus, fragt sich Valentina und lässt eine Fake-Orange wie ein Ping-Pong-Ball über die Tischplatte hüpfen.
In den Regalen sind leere Vasen und unbenutzte Kerzen aufgereiht. Sie zünden jeden Docht an. Ein Wackeldackel steht auf einem Tischchen, Fotos hat es nirgends. Sie öffnen die Schränke, sie sind zum Bersten voll mit Dosen, deren Ablaufdaten schon seit Jahren überschritten sind. Im oberen Stock finden sie Porzellanpuppen, doch die fasst Valentina nicht an. Ihre Gesichter sind ihr unheimlich.
Die Leute, die das Haus besetzen, sammeln das ganze Zeug ein und füllen damit zwei Zimmer bis zur Decke. Sie sind nette Räuber, sie schauen nach dem Namen, der auf dem Türschild steht und rufen die Hinterbliebenen an mit ihren Smartphones. Die sagen, sie wollen das Zeug nicht haben. Deshalb öffnet Valentina die Tür zu einem der überfüllten Zimmer und holt den Wackeldackel heraus. Er nickt jetzt neben ihrem Bett, wenn sie auf dem morschen Parkett herumgeht.
Valentina zieht in den Dachstock. Die Fenster haben keine Läden. Die Sonne brennt den Boden dunkel, den ganzen Tag und die halbe Nacht. Scheiss heiss ist sei es da drin. Im Haus haben sie das Wasser abgestellt. Schraubt man die Wasserhähne auf, bleibt alles trocken. Deshalb steigt sie täglich zum Fluss hinab, die Shampoo-Flasche immer in der Tasche.
Valentina klettert über das Gerüst, hangelt sich die Mauer hinab und springt auf einen Trampelpfad, der gesäumt ist von Stachelbeeren. Sie hebt den Kopf zu mir und winkt mir zu. Ihre Augen zusammengekniffen wegen der Sonne. Unter ihr glitzert der Fluss.
Sie setzt ihre Tasche auf den heissen Stein und streift sich die Kleidung ab. Im Bikini setzt sie sich hin. Sie sagt, im Winter würde es sicher bitterkalt werden. Ich stelle sie mir vor, wie sie Holz hackt um einzuheizen. Dabei hat sie die Zigarette im Mundwinkel gegen die Kälte. Jeder Schlag splittert das Holzscheit entzwei.
Jetzt ist Sommer. Valentina erhebt sich und springt kopfüber ins Wasser. Ihre rotgefärbten Haare tauchen durchs Wassergrün.